Hyperliteratur - eine Begriffsbestimmung
Die Texte in HyperLiteratur bestehen nicht - um dieses
Mißverständnis gleich von Anfang an zu beseitigen - aus
Textbausteinen, aus denen die Leser beliebige Geschichten
zusammenstellen können, indem sie an einigen Punkten
Entscheidungen treffen - es handelt sich also nicht um eine Form
von Textadventures, im Gegenteil, gerade diese Beliebigkeit soll
vermieden werden.
Vielmehr sind die Texte nach wie vor sequentiell zu lesen, der
Autor bestimmt die Handlung, führt die Leser. Die Hyperlinks sind
nicht notwendig für die Texte, die auch für sich stehen könnten
- aber sie führen weiter:
- So können etwa an Stellen, bei denen sich
ein Leser fragt: »Ist das denn wirklich so?« (etwa: Gab es
wirklich eine Päpstin Johanna? Darf in Schokolade die Hälfte der
Milch durch Blut ersetzt werden? War es nicht Ronald Reagan, der
gesagt hat: »Die Bombardierung beginnt in fünf Minuten«?) diese
Fragen tatsächlich beantwortet werden - in diesem Fall mit Ja
-, und es werden Belege dafür angeführt. Beispiel: War die Mona
Lisa ein
Selbstporträt
da Vincis? Die Antwort ist über einenHyperlink zu finden.
- Auch Anspielungen und Bezüge können geklärt werden,
Autoren von Zitaten etwa, oder wie im Fall des eigenartigen Titels
»Sieben tote Igel in Teer« dessen
Ursprung. Ganz trivial könnte
zu einem Essen, das erwähnt wird, ein Kochrezept angegeben werden
(nicht ohne Hintergedanken, denn vegane
Ernährung ist, in
anbetracht der ethischen, ökologischen und humanitären Probleme,
die durch die übliche nicht einmal vegetarische Ernährung
verursacht werden, ein Hauptanliegen vieler Texte des Autors).
Auch Bilder finden sich an einigen Stellen, etwa ein
Autostereogramm und eine
Animation.
- Verweise innerhalb eines Texts ermöglichen ein einfaches
»Zurückblättern«zu relevanten Stellen, wodurch Überlesenes
oder Vergessenes rekapituliert werden kann, ohne umständlich
danach suchen zu müssen. Wenn z.B. Rick in »Der elektrische
Tellerrand« sagt:
Ȇbrigens
sind die Schalen von Hühnereiern
in Wirklichkeit nicht schwarz, sondern braun oder weiß, und sie
heißen nicht nur so, sondern werden tatsächlich von den
gleichnamigen Vögeln gelegt.« - dann springt ein Klicken auf
die Stelle zurück, an der es Seiten zuvor heißt:
»Sie schlug
mit einem Teelöffel die Spitze der Eier ein und pellte die
schwarze Schale ab. Das Eiklar war geronnen.«
- Die Texte können auch in anderen Sprachen wiedergegeben
werden. Von »Rücksicht« gibt es eine englische Version. »'s
Raumschiff«, ein Text, der in einem
badischen Dialekt geschrieben
ist, um Mundartschreiber zu parodieren, ist in der deutschen
»Übersetzung« erhältlich - wobei etwa »Hä?« ganz bewußt
mit »Wie bitte?« wiedergegeben wird.
- Es gibt auch Verweise auf außerhalb liegende WWW-Seiten,
etwa - siehe oben - zum Thema
Veganismus,
oder zum Thema
Atheismus (also einem anderen Hauptproblem, der Religion), denn
wer glaubt schon, daß die Aufforderung,
»Hexen« zu töten,
nicht eine Erfindung mittelalterlicher Inquisitoren ist, sondern
biblisch-göttlichen Ursprungs
(in der Bergpredigt
von Jesus
explizit bestätigt)? Wer würde das glauben, ohne es in einem
Hyperlink auf allgemein zugängliche
Bibeln im WWW selbst gelesen
zu haben?
- Neben Kurzkurzgeschichten und Auszügen aus längeren
Erzählungen gibt es auch einige Works in progress, Texte,
die im Entstehen begriffen sind. Wer dies über einen längeren
Zeitraum verfolgt, kann beobachten, wie die Texte im Lauf der Zeit
wachsen, sich entwickeln, ja, kann sogar - durch eine mail an den
Autor - das Ergebnis beeinflussen.
Die HyperLiterature-Seite besteht erst seit kurzen, noch gibt es
nur wenige, viel zu wenige Hyperlinks - gerade genug, um die
Möglichkeiten zu demonstrieren, nicht mehr. Doch dies soll sich
in Zukunft, positive Resonanz
vorausgesetzt, ändern.