Sieben tote Igel in Teer

Der Titel ist zugleich Titel eines 1977 entstandenen Kunstobjekts von Raffel Rheinsberg, der eine bestimmte Wegstrecke abging, alle überfahrenen Igel aufsammelte und sie in Teer goß.

»Seit 1975 verwendet Rheinsberg als Werkstoff Teer mit kritischer Sinngebung. Als Belag dient Teer der Abdeckung von Straßen, die ihrerseits die Landschaft abdecken und die Natur vernichten. So entsteht beispielsweise die Sequenz "Von der Eiszeit zur Teerzeit", in der die Norddeutsche Tiefebene - ähnlich wie einst durch die Geröll-Eislawine - von einer Teerlawine erstickt zu werden droht. Für den gleichen Zyklus wanderte Rheinsberg die Straßen zwischen Kiel und Eckernförde ab und sammelte die von Autos überfahrenen Igel, die er in Teer konservierte. Das Kastenobjekt mit den geteerten Igeln ist nicht nur Anklage über die Auswirkungen der modernen Zivilisation auf die Kreatur und Ausdruck der Trauer, sondern auch Mahnzeichen, verantwortungsvoller mit der Natur umzugehen.« (Erika Rödiger-Diruf)

Literatur: Zurück zur Natur, aber wie? Kunst der letzten 20 Jahre. Stadt Karlsruhe, Städtische Galerie, Ausstellungskatalog, 1988