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Achim Stößer

Rücksicht

"Ich weigere mich, ich weigere mich, ich weigere mich!" brüllte Schönberg. "Sie mögen das Geld haben, aber dieser Film ist mein geistiges Kind, und widerliche, künstliche Computerwesen haben darin nichts zu suchen!"

"Diese Mißgeburt mag ihrem kranken Geist entspringen, aber ohne meine Finanzierung wird es eine Totgeburt werden", erwiderte Kloße. "Sie tun gerade so, als ob Synthactors von Schauspielern zu unterscheiden wären. Im Gegenteil, echte Menschen gehören bestenfalls in eine Schultheateraufführung."

Schönbergs gerötetes Gesicht wurde um eine Nuance dunkler. "Begreifen Sie denn nicht? Computersimulationen sind nun einmal nicht echt."

Kloße atmete tief durch. "Ich möchte nur wissen, was am Jahr 1997 so interessant gewesen sein soll. Die Welle mit den Historienschinken geht mir schon lange gegen den Strich. Was das kostet! Wie dem auch sei, wenn Sie keine Simulation haben wollen, muß die Straßenszene gestrichen werden. Vierzig Automobile, dreizehn helmlose Fahrradfahrer -- so viele Stuntmen gibt es auf der ganzen Welt nicht mehr!"

1. September 1993


Diese Erzählung erschien in einem Artikel über Computergraphik und -animation (i).