Statement zur Computerkunst

Der Gedanke, Kunst gedeihe in buntem, organischem Wirrwarr, ist schon lange durch die Gewißheit ersetzt worden, daß Kunst vor allem Computer braucht.
James Tiptree Jr.

Computerkunst ist heute noch größtenteils gekennzeichnet durch eine Beschränkung auf reine Informationsästhetik. Zum einen führt dies, da diese Kunstform dem Medium geradezu immanent ist, zu ästhetisch außerordentlich gelungenen Bildern, häufig jedoch auch zu bloßen Nachahmungen oder Kopien von Werken etwa der Op-Art oder der Minimal Art. Auf der anderen Seite wird technische -- und vielleicht auch künstlerische -- Unzulänglichkeit als gewollt oder gar als Muß definiert oder als »elektronische Höhlenmalerei« (Brian R. Smith) glorifiziert.

Aber Ästhetizismus, auch wenn er nicht exzessiv betrieben wird, muß nicht zwangsläufig aus der Verwendung von Computern als Werkzeug -- als Kunstwerk-Zeug -- folgen. Mit einem großen Teil meiner Arbeit versuche ich, einen Übergang von rein ästhetisch bestimmten Bildern zu semantisch geprägten zu realisieren, während sich einige meiner anderen Werke auf dem Gebiet der Computergraphik mit einem »abstraktem Realismus« befassen, der im Gegensatz zur abstrakten Malerei nicht die imitierende Darstellung der Wirklichkeit durch reine Formen und Farben ersetzt, sondern abstrakte dreidimensionale Gegenstände realistisch abbildet. Mit der Allgegenwart fotorealistischer Bilderzeugung kann sich allerdings die Notwendigkeit ergeben, auch formal von der daraus resultierenden Schwemme röhrender Hirsche (sprich: chromglänzender Schachspiele) abzuweichen -- wie etwa durch computergenerierte Kupferstiche oder Rückgriff auf algorithmische Kunst wie etwa die Umsetzung von Bildern in ASCII-Graphik.

Im übrigen ist der unreflektierte Begriff Computerkunst ebenso abzulehnen wie die Bezeichnung Computerliteratur für Belletristik, an deren Entstehung ein Textverarbeitungssystem beteiligt war, oder das Wort Pinselkunst für Malerei. Der Computer ist ein Kunstwerkzeug wie eine Schreibmaschine oder eine Farbsprühpistole. Bei der hier verwendeten Arbeitsweise, der textuell beschreibenden Modellierung, besteht jedoch eine extreme Abstraktion zwischen Arbeit und Ergebnis, viel extremer, als dies bei einer Bronzeplastik oder einem Kupferstich der Fall ist.