Herbert W. Franke (1927–2022)

Dies waren die beiden ersten Bücher Frankes, die ich las: das Sachbuch »Kunst kontra Technik?« (1978) und die Kurzgeschichtensammlung »Der grüne Komet« (1960). Zugleich repräsentieren sie zwei seiner wie meiner Hauptlebensstränge: Computerkunst und Science-Fiction.

Computerkunst

Schon als Schüler produzierte ich, inspiriert nicht zuletzt von Franke, Computerkunst, zuerst am Schulcomputer, einem HP 9830, an dem ich mit 13 programmieren lernte und der nach einiger Zeit mit einem Plotter ausgestattet wurde. Das führte auch zu meinen ersten Veröffentlichungen in Fachbüchern (ab ca. 1980 [die Jahreszahlen reproduziere ich gerade aus dem – schlechten – Gedächtnis, ich werde sie später ggf. korrigieren]).

1983 begann ich, an der Universität Karlsruhe Informatik zu studieren, bald mit Schwerpunkt Computergrafik am »Institut für Betriebs- und Dialogsysteme«, an dem ich als wissenschaftliche Hilfskraft (nach dem Studium als wissenschaftlicher Mitarbeiter) angestellt war. 1986 besuchte Herbert W. Franke das Institut, so erhielt ich auf seine Vermittlung hin ein Stipendium der von ihm mitbegründeten Ars Electronica in Linz, wodurch wir die weltweit erste fünfminütige, vollständig mit dem von uns entwickelten Raytracer entstandene Computeranimation »Occursus cum novo« schufen, was heute trivial scheinen mag, mit den damaligen Rechnerkapazitäten jedoch eine enorme Herausforderung war. Dadurch traf ich Franke ein weiteres Mal in Karlsruhe und dann in Linz.

Daraus folgten diverse wissenschaftliche Veröffentlichungen, u.a. 1991 ein Buch über »Fotorealistische Computeranimation« (mit Heinrich Müller und Wolfgang Leister), das – trotz der naturgemäß rasanten Fortschritte auf diesem Gebiet – noch jahrelang als Standardwerk galt, außerdem ein weiteres Stipendium (der Kunststiftung Baden-Württemberg, etwa Ende der 80er, nicht, wie es fälschlich bei Wikipedia heißt, 1980), zahlreiche Kunstausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen (1988–1995) in Deutschland, mehreren europäischen Ländern, Nord- und Südamerika sowie eine weitere mehrminütige Animation.

Auch wenn ich mich heute kaum noch mit Computerkunst befasse, hat Franke also diesen Teil meines Lebens entscheidend geprägt.

Science-Fiction

Schon als Kind und Jugendlicher war ich von Science-Fiction begeistert. Ein besonders prägendes Werk war dabei Herbert W. Frankes Kurzgeschichtensammlung »Der grüne Komet«. Gerade die, von vielen als Königsdisziplin des Schreibens angesehene, kurze Form hat es mir vor allem angetan, entsprechend schreibe ich (bisher) auch nahezu ausschließlich Science-Fiction-Kurzgeschichten.

Natürlich las ich aber auch seine damals in der lila Reihe des Suhrkamp-Verlags erscheinenden Romane, die mich, jung und naiv, an Franz Rottensteiner wenden ließ, der mich wiederum an Wolfgang Jeschke verwies, sodass 1993–1999 sieben meiner Kurzgeschichten in dessen Reihe »Internationale Science Fiction Stories« erschienen, meine ersten ernstzunehmenden literarischen Veröffentlichungen.

Auch hieran war Herbert W. Franke also, wenn auch weniger direkt, nicht unwesentlich beteiligt. Obwohl ich (mindestens) zwei Mal zugleich mit ihm auf SF-Cons war (zuletzt 2019), hatte ich dabei leider keine Gelegenheit, noch einmal mit ihm zu sprechen.

Am 16. Juli 2022 starb Herbert W. Franke im Alter von 95 Jahren.

17.07.2022