Einzelveröffentlichungen | |
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»Virulente Wirklichkeiten«, Erzählungen, dot Verlag, Frankfurt, 1997, ISBN 3-930617-05-6, 978-3-930617-05-0 »Virulente Wirklichkeit«, »Spurlos«, »Der elektrische Tellerrand«, »Lärm«, »Die Erdbeerdiebin«, »Packeis«, »Der Test«, »Blutige Engel«, »Sternsplitter«, »Amadeus«, »Kampfpause«, »Chronopsie«, »Das Mal«, »Kunstlicht«, »Sachschaden«, »WWW«, »Maulkörbe«, »Die Welt auf dem Dachboden«, »Erdpech«, »Chips und Spiele«, »Die Wunschmaschine«, »Atlantis«, »Veni vidi«, »Glogauer pflügt | |
»Trug«. Zwei utopische Erzählungen: »Chronopsie« / »Kampfpause«, Reihe »Fragmente« Nr. 4, Literarische Gesellschaft (Scheffelbund) Karlsruhe, 1994, ISBN 3-930314-03-7 (Auszug aus "Chronopsie": "Der fensterlose Raum, in künstliches Licht getaucht, war nur spärlich geschmückt. Die Tür hinter Michaela wurde auf der einen Seite von einem Regal, auf der anderen von einem Schrank gesäumt. Eine Wand bedeckte eine große alte Schreibtafel, auf der sich Formeln und schematische Zeichnungen ineinander wanden; Feynman-Diagramme, mit rotem Filzstift geschrieben, an denen grüne Buchstaben und Symbole klebten, blaue Quantenfeldschemata und schwarze Gleichungen bildeten einen chaotischen Gobelin, der im Lauf der Zeit zu einem kaum mehr zu entziffernden Informationsbrei zusammengewachsen war. Die gegenüberliegende Wand war übersät mit Notizen, Ausdrucken, Zetteln, oft vergilbt und unleserlich. Dazwischen hing ein Titelblatt der Chronophysics News, in dem ein Artikel von ihr erschienen war, und dessen Titelbild, das sie selbst produziert hatte, einen Mann zeigte, um dessen Beine eine Katze strich: den Physiker Erwin Schrödinger. Das Blatt hatte sich durch die Luftfeuchtigkeit gewellt. Weitere großformatige, gerahmte Fotos hingen hier und an der vierten Wand, an der Michaelas Pult stand: Philipp Reis beim Telefonieren, Leonardo da Vinci, wie er mit Hilfe eines Spiegels ein Selbstporträt malt – die Mona Lisa –, und viele andere, alle sorgfältig beschriftet mit dem Namen der dargestellten Personen, Ort, Datum und Uhrzeit. Auf eine Bildserie war Michaela besonders stolz. Die Fotografien zeigten allesamt von Menschen ausgerottete Tierarten, wenn nicht das letzte, so doch ein Exemplar aus dem Jahr der Ausrottung: ein Beutelwolf, 1945, von dem seit 1938 in Tasmanien nur noch Spuren gefunden worden waren, ein Moa auf Neuseeland, 1912, ein freilebendes Quagga, 1878, und das 1883 im Zoo gestorbene, eine Stellersche Seekuh, 1769, ein Auerochse, 1627, ein Burchellzebra, 1910, ein Blaubock, 1800, und einige andere, sogar ein Madagaskarstraußenpaar, das sie im Jahr 998 fotografiert hatte. Es war angesichts der enormen Rechenzeiten, die die Chronopsie verschlang, nicht leicht gewesen, diese Aufnahmen zu machen." Auszug aus "Kampfpause": "Schröters Puppe robbte durch den rotbraunen Schlamm – der Sand war nicht feucht von Wasser, sondern von Blut. Puppenblut. Die Puppe erreichte den obersten Punkt der Anhöhe. Von hier aus konnte Schröter durch ihre Nachtsichtaugen den gesamten Kampfplatz überblicken. Trotz Neumond sahen die Restlichtverstärker genug, mehr als Schröter lieb war: Hunderte von Puppen rannten, unkoordiniert, wie es schien, umher. Der Kampfplatz war von Kratern übersät. Sie waren in einen Hinterhalt geraten. Der Feind belegte sie mit Sperrfeuer. Schattenlos im verstärkten Licht, mit Kantendetektion und Falschfarben, wirkte die Szene bizarr, wie eine Traumsequenz aus einem billigen Film. Doch sie war real genug: der Krieg war echt, die Puppen starben wirklich. Schröter hörte hinter sich ein Geräusch. In einer einzigen Bewegung wirbelte seine Puppe herum, machte das Ziel aus und schoß. Das Projektil fuhr in den Kopf der feindlichen Puppe, der Aufschlagzünder ließ es detonieren, Gewebe und Metall spritzten. Sie lief noch ein paar Schritte weiter wie ein kopfloses Huhn.") | |
in Vorbereitung | »Nonne und Zögling« in Marianne Labisch, Uli Bendick und Mario Franke (Hrsg.), »Science-Fiction Art & Kalendergeschichten 2025«, 2024, Verlag Torsten Low, Erstveröffentlichung, Science-Fiction (Auszug: "Die haarigen Mundklauen der Nonne zitterten vor Erregung und Ärger ob der Häresie. Ihre Kapuze knisterte, kein Wunder, da ihr grünes Ornat aus ihrer trockenen, abgestreiften Haut bestand. Seit Äonen schien sie sich nicht mehr gehäutet zu haben. Sie standen in der Steinwüste dicht am zerklüfteten Rand der Welt, über den Nebelschwaden rannen, die samt der Finsternis das Dahinter verbargen. Nur Mondtrümmer trieb die Universelle Liebe über das Firmament, die Nacht zu erhellen. Dem Schauspiel der Nebelfälle widmete die Nonne keinen Blick, vielmehr wirkte ihre Maske, die frappierend einem menschlichen Augapfel glich, wenngleich kein einziges Wesen mehr existierte, das sich noch an Menschen erinnerte, als starre sie den Zögling an. Auch dieser trug sittsam seine abgestreifte Haut.") |
»Der elfte Stamm« in Jennifer Schreiner (Hrsg.), »Alles Zombie oder was?«, 2025, Elysion, Erstveröffentlichung, Science-Fiction (Auszug: "Den Zombie hatte ein Virus erwischt. Ein gewöhnliches Erkältungsvirus, aber da der Großteil seiner Nase weggefault war, kroch der Schleim aus den klaffenden Höhlen seiner Nasenlöcher. Mit einem röchelnden Schnauben versuchte er, den Nasenschleim zurückzuziehen. Da es misslang, tastete er mit der Zunge nach dem Schleim auf seiner Oberlippe. Der Blick in seinen Mund offenbarte eine Handvoll verfaulter Zähne. So ekelerregend all das aussah, war dieses vergleichsweise harmlose Virus nichts gegen das Zombiebakterium, das mittlerweile jeden Zehnten befallen hatte, auch wenn sich die Folgen erst bei wenigen zeigten, da die Inkubationszeit bis zu zwei Jahrzehnte betragen konnte. Gertrud stürmte an den Tischen und dem Zombie vorbei durchs Lokal und riss eines der Fenster auf. Innerlich dankte ich ihr dafür, auch wenn sich dadurch ein Schwall Aprilhitze wie eine Schlammlawine in den Gastraum wälzte. Obwohl die Luft geschwängert war vom Frittierfettgestank, mischte sich doch ein leichter Verwesungsgeruch darunter. Da half auch der Zigarettenrauch nichts – es war gerade ein halbes Jahr her, dass die Freiheitspartei das Rauchverbot aufgehoben hatte – und die Tatsache, dass jeder zweite Tisch aufgrund der Pandemie gesperrt war, änderte nichts daran, dass sich der eine oder andere Gast unwohl fühlen mochte, mir jedenfalls ging es so. Unbeholfen blätterte der Zombie mit seinen fünf Fingern – drei an der linken, zwei an der rechten Hand, immerhin noch beide opponierbare Daumen, sodass er greifen konnte – die laminierte Speisekarte um. Er drehte den Oberkörper zu Gertrud – offenbar konnte oder wollte er den Kopf nicht wenden – und machte grunzend auf sich aufmerksam. Schon traurig, in was so ein mutiertes Leprabakterium einen Menschen verwandeln kann. Aber das Leben muss weitergehen. Also, unseres. Das der Zombies auch, irgendwie. Eine Weile wenigstens.") | |
»Grauer Schnee« in Tessa Maelle, Uli Bendick und Mario Franke (Hrsg.), »Science Fiction goes Punk«, 2024, p.machinery, Erstveröffentlichung,, Science-Fiction (Auszug: "»Von atomgetriebenen, schwebenden Autos haben wir geträumt. Und was haben wir nun? Schneeschuhe, Skier und Schlitten.« Wütend trat Alix mit dem schweren Stiefel gegen eine der Kufen des großen Segelschlittens, die eine rotbraune Rostspur in das gräuliche Weiß gezeichnet hatten. Brikenda nahm etwas Schnee von einer toten Tanne, presste ihn zu einem grauen Ball zusammen und bewarf Alix spielerisch mit dem Klumpen. »Komm schon, immerhin leben wir noch, im Gegensatz zu den ...« Sie zögerte. »Milliarden anderen.« [...] Cecilie zog eine Gitarre vom Schlitten und schlug probeweise die Saiten an. Die E-Gitarre klang – ohne Strom – kaum lauter als Mäuschen, die in einem Klavier tanzen. Dennoch begann Cecilie zu singen: »Die Erde hatte dreimal Krieg. Der vierte wird der letzte sein. Gibt nur Verlierer, keinen Sieg. Das schwere Wasser wahrt den Schein.«") | |
Anthologien und Magazine 2024 | »Alte Freunde« in Thorsten E. Meier (Hrsg.), »Das Rad der Zeit ... dem Schicksal geweiht«, Band 4, 2024, Herzsprung-Verlag, Erstveröffentlichung, ISBN: 978-3-99051-125-1, E-Book: 978-3-99051-126-8, Hörbuch: 978-3-99051-294-4, Science-Fiction (Auszug: "[...] als mich hier auf der Station die Einladung zum Klassentreffen erreichte, die du bestimmt auch erhalten hast, war ich doch überrascht. So wie du es sein wirst, wenn kaum einer zum Klassentreffen kommt. Es gibt ein paar natürliche Todesfälle darunter, wir sind alle Mitte siebzig, und da kann es trotz Statinen, Stents, Nanoherzkranzgefäßfräsen, Cyber- und Biodruckerimplantaten auch vor der Rente einen Herzinfarkt bei Kassenpatienten geben, aber du wärst überrascht, wenn du wüsstest, wie viele Tode bei der Leichenschau fälschlich als natürlich diagnostiziert werden. Ich spielte Klavier, war einen Kopf kleiner als alle anderen und noch dazu gut in Mathe. Drei unverzeihliche Fehler, die ihr mich spüren ließt. Es gab noch keine sozialen Netzwerke, niemand kannte das Wort Mobbing. Die Lehrer sahen weg. [...] Warst du es nicht, der meine Schultasche im Mädchenklo – zu der Zeit gab es noch nach zwei Geschlechtern getrennte Toiletten – deponierte, von wo ich sie mir dann mit hochrotem Kopf wieder holen durfte? Herr Meiser, unser Geschichts- und Religionslehrer – Porno-Paule, da er im Religionsunterricht permanent Sex thematisierte, und das keineswegs, weil er besonders progressiv gewesen wäre – Paul Meiser also zitierte mich zum Lehrerpult. Als er versuchte, mich zu ohrfeigen, machte ich den Fehler, instinktiv zurückzuweichen, so dass er nicht traf. Schade, denn Schüler zu schlagen war damals schon nicht erlaubt. [...] Wie sich herausgestellt hat, kommt es eher selten vor, dass jemand viermal hintereinander versehentlich mit dem Kopf auf die Heizung prallt, so dass der Schädel ausläuft wie ein aufgeschlagenes rohes Ei.") |
»Die dunkle Kammer« in Martina Meier (Hrsg.), »Wo die wilden Geister wohnen ...«, Band 7, 2024, Papierfresserchens MTM-Verlag, Erstveröffentlichung, ISBN: 978-3-99051-229-6, E-Book: 978-3-99051-225-8, Hörbuch: 978-3-99051-286-9, Kindergeschichte (Auszug: "Barfuß stieg Clara die Treppe hinunter, im Dunkeln, weil die Tür zum Schlafzimmer ihres Vaters nachts offenstand, so wie die Tür zu ihrem Kinderzimmer, und sie ihn nicht wecken wollte. Die Holzstufen knarzten, das Haus, das ihr Vater vor kurzem geerbt hatte, als ihre Oma starb, war fast hundert Jahre alt, mit schiefen Wänden und muffigem Geruch. Das Badezimmer oben, wo sie schlief, wurde gerade renoviert, deswegen musste sie nach unten zur Toilette gehen, auch wenn das ein kleines bisschen unheimlich war. Sie hatte die letzte Stufe erreicht und setzte den bloßen Fuß auf die kalten Steinfliesen, als sie etwas aus dem Augenwinkel bemerkte. Sie wandte den Kopf nach rechts, ins Wohnzimmer, und schrie auf. So schnell sie konnte rannte sie mit patschenden Füßen ins Schlafzimmer, sprang mit Anlauf ins Bett und verkroch sich unter der Bettdecke. Ihr Vater schnellte hoch, lallte etwas Unverständliches, dann war er vollends wach, kam unter die Decke und nahm sie in den Arm. »Was ist los?«, fragte er. »Hast du schlecht geträumt?« »Da ... da war ...« Sie stockte. »Ich habe einen Geist gesehen.« Er verstand sie kaum, weil sie ihr Gesicht an seine Brust presste. [...] Welchen Zweck hatte es, sie vom Gehirnwäscheunterricht fernzuhalten, wenn die Religionslehrer ihre Mitschüler zu Minimissionaren machten? »Du solltest nicht immer alles glauben, was irgendwer erzählt. Meerjungfrauen«, sagte er und pikste auf ihren Arielle-Schlafanzug, »gibt es nur im Märchen, auch Hexen wie Ursula. In der Bibel steht trotzdem etwas von Hexen. [...]« [...] »So«, sagte er, »dann lass uns mal dein Gespenst suchen. Wir holen vorher Knoblauch aus der Küche.« Sie lachte. »Ein Gespenst ist doch kein Vampir!« »Oh, sorry. Silberkugeln habe ich keine.« »Ooooaaaar«, machte sie. »Auch kein Werwolf.« »Na, komm!« Er nahm sie bei der Hand. »Werwölfe und Vampire kommen in der Bibel nicht vor, glaube ich. Aber jede Menge Zombies.«") | |
»Gletschermilch am Nordseestrand« in Mannheimer Morgen, »Hitzebeständig – Leben in Zeiten des Klimawandels«, Freitag, 16. August 2024, Mannheimer Morgen Verlag, Erstveröffentlichung, Science-Fiction (Auszug: "»Prizzlys.« Draußen fielen Schüsse. Instinktiv blickten beide zum Fenster, das aber, Stunden vor Sonnenuntergang, lichtundurchlässig geschaltet war. [...] Vermutlich hatte die Polizei nur wieder auf einen Amokläufer, einen militanten Veganer oder einen Klimajammerer geschossen. »Prizzlys?« Malte seufzte. Dass Bonnie nicht mal ein paar Minuten die Klappe halten konnte. »Der Direktor lässt jetzt als Ersatz drei Prizzlys kommen. Bären sind Bären. Und Prizzlys praktisch halbe Eisbären.« [...] »Ups«, sagte sie und hielt ihm das Pad hin. »›Für nur 19 Euro können Sie mit toten Angehörigen reden – Chatbots als digitale Nachbildungen Ver-‹« Bonnie schüttelte den Kopf. »Das ist Werbung, ich meine die Nachrichten.« »›Jahrhundertflut ... Waldbrände ... Hitzetote?‹« »Nicht der Wetterbericht. Die Lokalmeldungen. Das ist hier vor der Tür.« »›... mit einer Machete auf Passanten ein ... laut mehrerer Zeugenvideos Allahu akbar ... Angreifer durch mehrere Schüsse gestoppt ... Hintergrund unklar ... psychisch gestört‹.« Er zuckte mit der Schulter. »Werden die Schüsse vorhin gewesen sein.«." Hinweis: Auf der Website des Mannheimer Morgen ist »Gletschermilch am Nordseestrand« kostenlos zu lesen.) | |
1) Erstveröffentlichungen (Auszug: folgt) | |
»Stürzender Stern« in Marianne Labisch (Hrsg.), »Strandgut«, März 2024, Hirnkost, Erstveröffentlichung, ISBN: Print 978-3-98857-054-3, E-Book 978-3-98857-055-0, PDF 978-3-98857-056-7, Science-Fiction (Auszug: "Wenn er sich zurückwandte, blendete ihn das gleißende Licht am Ende des Tunnels, dennoch sah er das Grün von Boden, Decke und Seiten überall; nicht grün geädert wie sein Panzer, sondern einfarbig, aber einen trügerischen Augenblick kam es ihm vor, als wäre er zu Hause, umgeben von bemoosten Wänden, doch wenn er das Metall mit der Zunge abtastete, fühlte es sich nicht warm und weich an, sondern geschmacklos, kalt, hart, glatt, tot. Die rosa Kiemsäcke an seinen Wangen pulsierten, während er keuchend die stickige, übelriechende Luft ein- und ausatmete. Die Fußspitzen seiner vier chitingepanzerten Krebsbeine klackten auf dem schmutzigen, blanken Metallboden des Tunnels. Zwei der drei Greifklauen an jedem Bein hatten sie abgesägt, sodass schwarzweiße Kreismuster wie groteske blinde Augenpaare von seinen Kniegelenken zu starren schienen. Tränen tropften unter seinem Gesichtspanzer hervor und hinterließen schwache grünliche Schlieren auf seinem blassgrünen oberen Abdomenschild. [...] Die Männer saßen in der Pfahlhütte des Stamms rings um die Kaminfeuer und sangen, während die Kinder in den Hängematten schliefen. Ein Musiker spielte auf dem Riffelbrett, indem er geschickt die Krallen über die Rillen gleiten ließ. Einige strickten, schnitten mit Scherenzangen Gesichter und Umrisse von Tieren aus großen Tuchpilzen oder schnitzten Muster in die Rinde frischer fingerdicker Zweige oder Figuren aus stärkeren, getrockneten und geschälten Ästen, die sie unten anspitzten, um sie am nächsten Tag rund um die Hütte in den Boden zu spießen. Andere mahlten Getreide zu Mehl, um es mit Wasser, etwas Ölnussöl und ein wenig Quellsalz zu verkneten und später Brotfladen daraus zu backen. Wieder andere hatten kleine Steinchen in regelmäßig in den Lehmboden gedrückte Mulden gelegt, die sie nun zu zweit abwechselnd nach vorgegebenen Regeln herausnahmen und einzeln auf die anderen Kuhlen verteilten, um zu sehen, wer am Ende die meisten Steinchen gewonnen hatte. Trotz der weit fortgeschrittenen Nacht war für die Erwachsenen an Schlaf nicht zu denken, denn nach Einbruch der Dunkelheit hatten einige von ihnen zu ihrem Erstaunen beobachtet, wie ein Stern vom Himmel stürzte. Sie hatten beratschlagt, was zu tun sei, und wie so oft entschieden, abzuwarten, auch wenn einige die Ansicht vertraten, dass es nicht schaden könne, sich auf den Weg zu machen, den Stern zu finden. Was für eine Errungenschaft hätte es sein können, ein Stück davon und damit ein nie verlöschendes Feuer zu haben! Andere dagegen, die den Stern nicht hatten stürzen sehen, glaubten nicht, dass es so etwas überhaupt geben könnte, und lachten die, die das beobachtet haben wollten, aus." Rezensionen: "[W]aschechte SF, die genau das tut, was SF richtig gut kann: Über uns und unsere Gegenwart sprechen und es aber durch Verfremdung verbergen. [...] Die Stärke der Story ist für mich die Schilderung der Flucht und vor allem der körperlichen Grausamkeiten, die der Hauptfigur (Ptibebee) angetan wurden, um an sein Blut zu kommen. Das ist wirklich sehr plastisch dargestellt. Hier wurde Leid aufgrund eines Einzelschicksal für mich erlebbar gemacht." (Yvonne Tunnat) "[S]timmige SF-Geschichte um drei interagierende Spezies mit einem für mich ansprechenden ET-artigen (nach Hause telefonieren) Ende. Insbesondere die Kultur des Planeten wurde mit wenigen Zeilen sehr plastisch dargestellt. Und endlich mal eine Geschichte mit positivem Duktus." (Roland Stephan) "[...] wobei ich mich frage, welchen Sinn das auf einem Raumschiff macht. [...] Etwas Neues erfahren wir nicht. [...] Zum Schluss rettet jemand von der neuen Spezies den Gefangenen – oder auch nicht, der Text bricht unvermittelt ab, bevor das klar wird. Warum der telepath[is]che Außerirdische nicht mit den Menschen spricht, bleibt auch unklar. [...] Für mich las sich dieser Text sprachlich holprig, er hatte zahlreiche Redundanzen und dazu noch infodumpige Informationen, die für den Text nicht nötig sind. Es wird ein sehr reichhaltiger Weltenbau aufgefahren, der aber nicht durch einen zufriedenstellenden Spannungsbogen zusammengehalten wird. Die handelnden Figuren sind für einen so kurzen Text arg viele und bleiben alle blass – alles in allem hat mich das leider gelangweilt." (Jol Rosenberg) "Die Sätze sind gerne lang und die Metaphern zahlreich – wer Achim Stößer lesen will, der braucht einen langen Atem ... und wird im Regelfall dafür belohnt. [...] Die Charaktere werden mit Liebe skizziert, die Bösewichter machen Lust, die Guten sind interessant. Auch das Männer-Frauen-Verhältnis der Außerirdischen ist angenehm fremdartig entworfen." (Maxmilian Wust) | |
»Zoohandlungen« in David Unger (Hrsg.), »Tage von Morgen«, WaterProofCoast, Erstveröffentlichung, ISBN: 978-3-689-34040-7, Science-Fiction (Auszug: "Fest die Hand ihrer Mutter umklammernd zerrte Nütongneïku diese hinter sich her, als müsste sie ein störrisches Pigu vom Eis ziehen. »Nicht so eilig, Nütongneïku«, sagte Frau Yutschundenüren lachend und gespielt widerstrebend. Die Metallsohlen ihrer Hufschoner klapperten auf dem Asphaltboden des Einkaufszentrums. »Wir haben Zeit.« »Haben wir nicht!«, widersprach ihre Tochter. »Bestimmt macht der Laden bald zu.« Frau Yutschundenüren seufzte. Die Ventilatoren der Bäckerei, an der sie vorbeiliefen, bliesen ihnen den Duft frisch gebackenen Brots ins Gesicht und richteten einige ihrer Kopffedern auf. »Die Geschäfte hier schließen alle erst in gut drei Stunden«, sagte sie. »Wollen wir nicht zuerst noch ein paar krosse gebutterte Laugenfladen essen?« Schon waren sie an der Bäckerei vorüber und die nächsten Ventilatoren überfluteten sie mit zuckrig-süßer Luft. »Oder saure Seimgummis?« [...] Das Zoofachgeschäft blies, anders als viele andere Läden, keine Werbeduftluft in die Passage des Einkaufszentrums, vielmehr beförderten die Ventilatoren die Luft durch Schächte ins Freie außerhalb der Kuppel, wo der Gestank rasch verflog. Daher mussten die Neonbuchstaben über dem Eingang, die aus allerlei stilisierten Haustieren das Wort »Tiermarkt« bildeten, wohl zwei Schulterarmspannen hoch sein. Doch hundert Prozent wirksam waren die Gebläse nicht, noch immer roch es unangenehm nach den Ausdünstungen und Ausscheidungen der Tiere, die die Streu in den Käfigen und Terrarien nur unzureichend aufnehmen konnte. Von überall her raschelte, pfiff, krächzte, flötete, flatterte, scharrte, fauchte, knarzte, quäkte, brummte, plätscherte es gedämpft. Ihr Blick fiel auf ein großes Terrarium, das direkt beim Eingang stand. Darin wuselten auf einem feuchten Ast und ein paar Plastikpflanzen mehrere hufgroße Wangguans herum. Sie sahen aus wie Gummibälle, in die jemand rundum dutzende Stecknadeln gebohrt hatte. Drei hatten sich mit einigen Saugnäpfen – den ›Stecknadelköpfen‹ ihrer Pseudopodien – an die Glasscheiben geheftet. »Was hältst du von einem Wangguan, Nütongneïku? Die sind pflegeleicht, fressen nicht viel, kosten nicht die Welt, bleiben schön in ihrem Glas, statt den Teppich zu verunreinigen. Meinetwegen auch zwei?« Bei sich dachte sie: ›Wenn sie Junge werfen, fressen sie sie auf, anders als in der freien Natur können sie hier in so einem Terrarium dem Muttertier nicht entwischen. Ein weiteres Problem gelöst.‹ »Vielleicht ein rotes und ein gelbes?«") | »Die Toxischen« in Anne Polifka und Jennifer Schumann (Hrsg.), »Heimkehr«, 2024, Erstveröffentlichung, auch als E-Book, ISBN: 979-8-32868-177-3, Science-Fiction (»Die Toxischen« ist eine Fortsetzung von »23X« und zeigt die Welt einige Generationen später. Auszug: "Sie lächelte wie ein wütender Delfin. Die erhobenen Mundwinkel, starr eingemeißelt ins Gesicht, verbargen ihre wahren Gedanken. Selbst sie als Pastor durfte keinen Einwand erheben, als mitten in der Predigt eine der Frauen, die auf der großen Lichtung im Gefühlskreis um den Kultpfahl saßen, aufstand, die Hände auf den Unterleib legte, sie hochriss, um eine gewaltige Fontäne zu pantomimen und, als Moja in ihrer Predigt innehielt, rief: »Die Mens ist da!« Moja entließ sie mit einem Nicken, sodass sie sich umwandte und im Wald verschwand, um Moos zu suchen. »So begab es sich«, fuhr Moja fort, »dass die Mutter im Himmel eine der unseren auserkor, die allerlei Getier sandte, das da kreucht auf der Erde und fleucht in den Lüften, auf dass es die Toxischen hinwegfege vom Angesicht des Erdkreises. Und so geschah es.« [...] Kaia schlich näher und hörte bereits das Knistern des Feuers, als sie unvorsichtig auf einen trockenen Zweig auf dem Boden trat, der brach. Das Knacken ließ die Gestalt aufspringen und herumfahren. Als sie Kaia sah, presste sie die Hände in den Schritt, als wolle sie während einer Andacht die Mens ankündigen, ließ sie dort jedoch liegen, dann wandte sie sich ab, nahm das Kleid, das sie neben dem Feuer zum Trocknen über ein paar arrangierte Äste drapiert hatte, und warf es über. Hastig drehte sie sich wieder zu Kaia um und musterte sie. Kaia stand starr da. Es hatte nur Augenblicke gedauert, doch sie war sicher, dass die nackte Erscheinung dort, wo die Vulva hätte sein müssen, einen Schwanz gehabt hatte. Hatte sie diesen verbergen wollen? »Bist du ein Dämon?«, fragte sie flüsternd. »Ein Teufel?« Alles in ihr verkrampfte sich, sie war bereit, davonzulaufen, wenn die Schreckgestalt anfangen würde zu wüten.") |
»Wiederauferstandensein«, Science-Fiction und »Die Osterhäsin oder: Es gibt für alles eine logische Erklärung«, Scherzgedicht in Martina Meier (Hrsg.), »Wie aus dem Ei gepellt«, Bd. 10, 2024, Papierfresserchens MTM-Verlag, Erstveröffentlichung, ISBN: 978-3-99051-207-4 (Auszug aus "Wiederauferstandensein": "Aufflackerndes grelles Licht blendete mich, als ich zu mir kam. Hustend richtete ich mich auf. Der braun-transparente Glibber rann nur harzzäh von meinem Körper. Mühsam kletterte ich aus dem Plexiglastank, der sich wie ein Sarkophag geöffnet hatte. Keine Menschen weit und breit. Wo waren die Ärzte, die mich hätten empfangen müssen, mir ein Exoskelett anlegen, bis meine Muskulatur sich einigermaßen erholt hatte? Mein Blick fiel auf die Nachbartanks. Gebeine. Dutzende menschliche Gerippe lagen wie Bernsteinfliegen in den gläsernen Särgen. Offenbar hatte sich seit vielen Jahren – Jahrhunderten? – niemand mehr um die Anlage gekümmert. Ich wankte zur Dusche. Nichts geschah. Erbost streifte ich den Glibber von Hand ab, wischte ihn halbherzig mit einem der weißen Bademäntel, die an der Wand hingen, weg, ließ diesen achtlos zu Boden fallen und zog einen der anderen an. Wie lange war ich wohl eingeweckt gewesen? [...] Auf den Sitzen saßen Menschen jeglichen Alters, trotz der Hitze in Pelze gekleidet, die an den Puschelschwänzchen unschwer als zusammengenähte Kaninchenfelle zu erkennen waren. Vor ihnen predigte lispelnd auf einem Podest mit erhobenen Armen ein beleibter Mann an einem Stehpult: »... gekreuzigt zur Vergebung unserer Sünden.« Ein Rasseln lenkte meine Aufmerksamkeit auf einen Käfig, den ich bisher nicht bemerkt hatte. Darin kauerte, Ketten an Armen und Beinen, eine jämmerliche Gestalt in räudigen Fellen, eine hölzerne Teufelsfratze als Maske, an deren Stirn echt aussehende Widderhörner befestigt waren. Eine Art Krampus? »Also gab er sein Leben für uns«, fuhr der Priester fort. In einer Hand hielt er einen Hirtenstab, auf den Boden gestützt. Christen offenbar, wenn auch wohl keine katholischen." Auszug aus "Die Österhäsin" (Anmerkung: Normalerweise verwende ich keine geschlechtsdiskriminierende Movierung, außer in Metadiskussionen etc. – dies ist hier der Fall): "Das Rentier Rudolf hat ganz klar / eine leuchtend rote Nase. / Des Weihnachtsmannes Schlitten zieht / Rudolf, nicht der Osterhase. / Rudolf alle Jahre wieder / fliegt höher als das Christuskind. / Rentierjungs verlier'n im Herbste / alljährlich wie der Wind geschwind / den edlen Schmuck auf ihrem Kopf. / Rentierdamen sind Zwölfender. / Und Rudolf trägt nun mal Geweih, / darum ist er klar transgender. (Oder der Weihnachtmann lebt am Südpol, wo im Dezember Sommer ist, einmal davon abgesehen, dass Fledermäuse glaubwürdigere Flugschlittenzugsäugetiere wären.) / So unvollkommen wie sie sind, / legen Männchen keine Eier. [...].") | |
»Das Einhorn befreien« in Martina Meier (Hrsg.), »Einhörner – Geschichten aus dem Land der Fantasie«, Band 1, 2024, Papierfresserchens MTM-Verlag, Erstveröffentlichung, ISBN: 978-3-99051-205-0, Kindergeschichte (Auszug: "Lukas betrachtete das Tier näher. Es glänzte schleimig, hatte mehr Warzen als eine Kaktusfeige Stacheln und blinzelte träge. Auf jeder einzelnen Warze saß ein kurzes, dickes, schwarzes Haar oder vielleicht auch ein Dorn. Und auf der Nase hatte es ein spitzes, weißes Horn, kerzengrade und so lang wie Lukas' Mittelfinger. »Ein Einhorn«, sagte die Fee ungeduldig. »Das soll ein Einhorn sein?«, widersprach Lukas. »Einhörner sehen aus wie Pferde.« Missmutig schüttelte die Fee den Kopf. »Im Märchen vielleicht, nicht in Wirklichkeit. Genug geredet. Deine Aufgabe lautet: Befreie das Einhorn aus der Schatulle; wenn du das schaffst, hast du drei Wünsche frei. Aber du darfst die Schatulle nicht zerbrechen. Sie ist luftdicht. Du hast drei Minuten Zeit, dann ist das Einhorn erstickt.« Lukas untersuchte das Gefäß. Es war keine Öffnung zu sehen, kein Deckel, keine Klappe, kein Scharnier, kein Schraubverschluss, nichts. Das Einhorn öffnete den Mund, als müsse es gähnen, und schloss ihn wieder. Lukas hatte eine Idee. »Sesam öffne dich«, sagte er. Nichts geschah. »Hex, hex. Abrakadabra. Simsalabim. Hokuspokus. Halleluja. Amen.« Es half nichts. Die Fee flatterte dicht neben ihm, die Arme verschränkt. »Noch zwei Minuten«, sagte sie. Lukas lief aus seinem Zimmer ins Bad, stellte die Schatulle ins Waschbecken und drehte das heiße Wasser auf. Die Fee hob eine Augenbraue und kratze sich am Kopf. »Du sollst das Einhorn herausholen«, sagte sie. »Nicht waschen.« »Wenn in einem Film jemand durch eine Scheibe springt«, sagte Lukas, »ist sie gar nicht aus Glas, sondern sieht nur so aus. Solche Scheiben machen sie aus Zucker, damit sich keiner weh tut. Wenn die Schatulle auch nicht aus Glas ist, sondern aus Zucker oder irgendetwas anderem, das sich in Wasser auflöst ...« Die Fee lachte. »Vergiss es.« Lukas nahm die Schatulle aus dem Waschbecken. Sie sah aus wie zuvor, nur nass. Wie die Warzen der Einhornkröte glitzerten Wassertropfen auf der Oberfläche. Die Fee fauchte wie ein Drache. »Außerdem habe ich dir gesagt, dass du die Schatulle nicht zerbrechen sollst.« »Zerbrechen.« Lukas nickte. »Von Auflösen war nicht die Rede.«") | |
»Die karierte Maus« in Martina Meier (Hrsg.), »Von ganz kleinen und ziemlich großen Freunden«, 2024, Papierfresserchens MTM-Verlag, Erstveröffentlichung, ISBN: 978-3-99051-203-6, Kindergeschichte (Auszug: "Die karierte Maus war traurig. Sie lebte zwar in Schottland, wo viele Männer karierte Röcke tragen; aber karierte Mäuse, die gab es nirgendwo. Dabei war es eigentlich gar nicht schlimm, kariert zu sein. Doch die grauen Mäuse ärgerten sie, weil sie kariert war; die braunen Mäuse ärgerten sie, weil sie schwarz-weiß war; die weißen Mäuse ärgerten sie, weil sie schwarze Karos hatte; die schwarzen Mäuse ärgerten sie, weil sie weiße Karos hatte; sogar die gefleckten Mäuse ärgerten sie, obwohl sie doch selbst fast ein bisschen mehr oder weniger wie kariert aussahen. Deshalb war die karierte Maus allein und traurig, und sie weinte. Da kam ein weiser Uhu geflogen und setzte sich neben die karierte Maus. »Warum weinst du?«, fragte er. »Weil ich kariert bin«, antwortete die Maus schluchzend. »Wenn's weiter nichts ist«, sagte der Uhu und schüttelte den Kopf, »dagegen kannst du doch leicht etwas tun.« »Was denn?«, fragte die Maus erstaunt. »Siehst du die offenen Farbtöpfe, die da hinten stehen?«, erwiderte der Uhu. »Nimm in einem ein Bad, und du bist nicht mehr kariert.« Die Maus rieb sich die Tränen aus den Augen. »Du bist ja auch kariert!«, rief sie erstaunt aus.") | |
Anthologien und Magazine 2023 | »Tachyonengewitter« in Sylvana Freyberg (Hrsg.), »Andromeda Nachrichten 283«, 2023, Science Fiction Club Deutschland e.V., Erstveröffentlichung, ISSN: 0934-3318, Science-Fiction; auch als kostenloses E-Book (PDF) zum Download (Andromeda Nachrichten). (Auszug: "Widerwillig nahm Aaren einen Schluck vom Bier und verzog das Gesicht. Wie jemand freiwillig dieses Gesöff schlucken konnte, erschloss sich ihm nicht, aber es war eine der wenigen Möglichkeiten, verseuchtes Wasser trinkbar zu machen. »Bis vor kurzem gab es zwei Arten von Menschen: die offensichtlich gefährlichen Geisteskranken«, sagte er und pausierte einen Augenblick, »und die, die das besser verbergen konnten.« Mit der Augenklappe, schwarz wie sein Humor, glich er einer Piratenkarikatur. Als ob die Augenklappe nicht genug wäre, hatte er ein Bein im Kampf gegen den Yeti verloren, wie er zu sagen pflegte; in Wahrheit hatte es wegen Erfrierungen oberhalb des Knies amputiert werden müssen. Immerhin hatte er es nicht durch ein gedrechseltes Tischbein, sondern durch eine moderne Prothese ersetzt, auch wenn diese inzwischen Schrammen aufwies und bei jeder Bewegung knirschte. Erfrierungen waren derzeit nicht in Sicht, es war kurz nach sieben Uhr morgens und dreißig Grad warm. Sie alle trugen nichts als Boxershorts, wenn sie nicht länger nach draußen mussten, wo sie tagsüber Schutzkleidung gegen die sengende Sonne benötigten. Für mehr war es selbst hier in dem abgedunkelten Raum zu heiß. [...] Bluebell hatte es geschafft, in einem Autowrack am Straßenrand Schutz zu finden. Sie kauerte hinter dem Fahrersitz. Als würde ein Riese langsam eine Schüssel erbsengroßer Murmeln ausleeren, trommelte der Hagel aufs Autodach, stürzte durch die zerbrochenen Scheiben und sammelte sich hüpfend in Häufchen auf den Sitzen. Langsam entspannte sie sich und ließ sich gegen die Rückenlehne sinken. Dadurch entdeckte sie die Spinne, die sich über ihr an den Autohimmel klammerte, eine Nosferatuspinne, fast so groß wie ihre Handfläche. Offenbar hatte sie Bein verloren, Bluebell sah nur sieben. Von den exotischen Tieren, die die Klimaerwärmung hierhergetrieben und die dem Repertoire bestehender Zoonosen wie Aids, Creutzfeld-Jacob, SARS oder Waschbärpocken weitere wie Ebola, Malaria, Zika und Denguefieber hinzugefügt hatten, war sie eines der harmloseren, ihr Biss glich dem Stich einer Wespe, und sie verteidigte sich lediglich, wenn sie sich angegriffen fühlte. »Tu mir nichts, ich tue dir auch nichts«, sagte Bluebell. Doch sie wollte es nicht darauf ankommen lassen. Vorsichtig schraubte sie den Deckelbecher von einer ihrer beiden Kochflaschen und stülpte ihn über die Spinne. Und nun? Sie ärgerte sich über sich selbst, weil sie nicht weiter gedacht hatte. Suchend sah sie sich um, nahm eine große Scherbe des Seitenfensters und schob sie vorsichtig zwischen Autohimmel und Becherrand. Sie hielt den so verschlossenen Becher dicht vor ihr Gesicht. Die Spinne saß reglos auf dem Becherboden. »Entschuldige«, sagte Bluebell. »Du wirst dich etwas gedulden müssen, draußen ist es zu gefährlich, nicht dass dir ein Hagelkorn auf den Kopf fällt, so ganz ohne Helm.« Sie stellte den Becher ab, sorgsam darauf bedacht, dass die Glasscherbe nicht verrutschte. »Die Luft da drin wird wohl eine Weile reichen, keine Sorge. Und lang dauert der Hagel sicher nicht.« Sie presste die Lippen zusammen. »Lang dauert er nie.«") |
»Die Königstochter, die ein Knabe war« in Martina Meier (Hrsg.), »Wünsch dich ins Märchen-Wunderland«, Bd. 5, 2023, Papierfresserchens MTM-Verlag, Erstveröffentlichung, ISBN: 978-3-99051-143-5 (farbig bebildert), ISBN: 978-3-99051-144-2 (schwarz-weiß), Märchen (Auszug: "Es war einmal ein böser König, der ritt auf der Jagd durch den Wald. Als er ein Wildschwein sah, das auf einem Baumstumpf saß, legte er die Armbrust an, zielte und schoss. Getroffen fiel das Wildschwein zu Boden. Doch der König war sehr kurzsichtig, und was er für ein Wildschwein gehalten hatte, war in Wahrheit eine schwarze Katze. Und der vermeintliche Baumstumpf war eine Hexe, auf deren Schulter die Katze gesessen hatte. Da tobte und zeterte die Hexe und verlangte vom König, ihr den Schaden zu ersetzen. Er möge sich mit Ruß schwarz färben, sich auf ihre Schulter setzen und tagein, tagaus miauen. Das aber behagte dem König gar nicht. »Ich bin der König dieses Landes«, sagte er, »und ein jeglicher Wald in diesem Lande gehört mir. So bin ich der König auch dieses Waldes – und ein jegliches Tier in diesem Walde gehört mir. Ich kann ein jedes Reh, ein jedes Eichhörnchen und ein jedes Wildschwein in diesem Wald erlegen, wie es mir gefällt, selbst wenn es eine Katze ist.« Und er ließ die Hexe ergreifen, in eiserne Fesseln legen und an einen Felsen schmieden. Die Hexe aber belegte ihn mit einem Fluch. »Erstens«, sprach sie, »dein neugeborener Sohn soll dein erstes und einziges Kind bleiben. Zweitens, in seinem dritten Jahr soll er sich an einer Stricknadel stechen und seine Mutter vor Schreck tot umfallen. Drittens, in seinem 18. Jahr soll er dir das Leben nehmen.« Doch der König lachte nur, denn er war ein mächtiger König und fürchtete sich nicht vor einer Hexe.") | |
»Die Partei« in Christoph-Maria Liegener (Hrsg.), »9. Bubenreuther Literaturwettbewerb 2023«, 2023, Erstveröffentlichung, ISBN: 978-3-758-30706-5, Science-Fiction. Kurzfassung von »Die Partei hat immer recht«. (Auszug: "Ich bin aufgewacht weil im laut Sprecher komt schöhne Folgs Musig. Es is ales gut seid der Umschuhlung !!! Die Frau Dokter hatt rechd gehapt . Es get mir gut fiel beser wie forher ... Also befor sie mich geretet haben von den kaputen Haus . Ich sol weiter schreibn das sie sehn könen wie wir Fortschritte machen . Ich bin jetz gans gesunt und auch ga nich tod .... Ich fülle mich wie neu gebohren aber sons bin ich gans der alte .") | »Händelwurz« in Heike und Wolfgang Roloff (Hrsg.), »Zeitgeist«, 2024, Verlag Roloff, Erstveröffentlichung, ISBN: 978-3-944758-39-8, Science-Fiction (Auszug: "»Köstlich! Euer Humor ist wirklich zu köstlich!« Slupp na Teppewall wischte sich mit der Tentakelspitze eine Lachträne aus dem linken Mittelauge, während er den Gang zwischen den Hochbeeten entlangkam. [...] »Mag sein, andere Spargelartige oder auch andere Orchideen als die Wohlriechende Händelwurz können wir jedoch nicht gebrauchen, das weißt du!« Er wedelte mit einem Magazin, das er zwischen zweien seiner Vordertentakel hielt. »Soziolinguistik heute«, entzifferte Bruno, während er versuchte, der flatternden Fachzeitschrift mit den Augen zu folgen. Er wischte die erdverschmierten Hände an seiner grünen Latzhose ab und reckte Slupp die Rechte entgegen, zog sie aber schnell wieder zurück, als ihm einfiel, dass die Tattel Berührungen für unhöflich hielten. [...] »Eure Bücher sind sagenhaft! Kennst du die ›Bibel‹? Unglaublich! Die ›Bhagawadgita‹! Das ›Buch Mormon‹! Der ›Koran‹! Wirklich der Brüller, wenn auch teils zu handlungslastig für meinen Geschmack! Wie kommt man nur auf solch skurrile Ideen?«") |
»Du sollst töten« und »Wir waren Fische« in Rolf Heinrich (Hrsg.), »Kreuzschmerzen adieu! Kirchenkritische Karikaturen und Texte«, Oktober 2023, Alibri, Erstveröffentlichung, ISBN: 978-3-86569-386-0, Essays (Klappentext: "Rolf Heinrich ist einer der profi liertesten kirchenkritischen Zeichner. Über Jahrzehnte hinweg haben seine Cartoons politische Kampagnen illustriert, waren auf Flugblättern und Webseiten zu sehen. Wie niemand anderes rückt Rolf Heinrich Bereiche ins Licht, in denen konkrete politische Veränderungen dringend geboten sind: die Finanzierung der Kirchen aus öffentlichen Mitteln, die Dominanz kirchlicher Träger bei sozialen Einrichtungen, der religiöse Einfluss auf das Schulwesen, das diskriminierende kirchliche Arbeitsrecht ... Der Band gibt einen Überblick über Rolf Heinrichs Schaffen. Die Karikaturen aus 35 Jahren künstlerisch-politischem Engagement werden begleitet von Texten bekannter kirchenkritischer Aktivist[...]en (u.a. Karlheinz Deschner, David Farago, Carsten Frerk, Colin Goldner, Heiner Jestrabek, Rainer Ponitka, Gerhard Rampp, Gunnar Schedel, Michael Schmidt-Salomon, Wolf Steinberger, Achim Stößer und Rüdiger Weida), die den politischen Rahmen abstecken." Auszug: "Du sollst töten": "Es wundert nicht, dass der Mandela-Effekt, die kollektive Falscherinnerung, auch zahlreiche Bibelpassagen betrifft: Die nicht näher bezeichnete Frucht im Garten Eden wird grundsätzlich als Apfel spezifiziert, verspeist auf Geheiß einer Schlange, die biblisch nichts mit dem Teufel zu tun hat. Die »Heiligen Drei Könige« sind im griechischen Ausgangstext keine Monarchen oder »Weise aus dem Morgenland« (Luther), sondern [mágoi], Sterndeuter, wörtlich Magier, unbekannter Zahl, die erst volksmythologisch in der Kirchentradition auf drei festgelegt wurde. Von Gott vor die Paradiestür gesetzt, wurden die beiden ersten Menschen von ihm zuvor eingekleidet: nicht, wie viele glauben, mit Feigenblättern (daraus hatten sie sich selbst Schurze geflochten, Gen. 3:7), nein, Gott war der erste Kürschner und »machte Adam und seiner Frau Leibröcke aus Fellen und bekleidete sie.« (Gen 3:21). Vor allem aber ist der Glaube weit verbreitet, es gäbe ein Gebot, das lautet: »Du sollst nicht töten.« "Wir waren Fische": "Die Zahl der Evolutionsleugner scheint wie die der Flacherdler zu wachsen. Wenn sie sich wundern, dass noch nie jemand beobachtet habe, wie sich ein Affe in einen Menschen verwandelt, zeigt das: sie haben, davon abgesehen, dass Menschen eine der acht rezenten Menschenaffenarten sind, von Evolutionsmechanismen weniger Ahnung als ein Steinzeitmensch vom Marsraketenbau. Währenddessen entnehmen Wissenschaftler Skeletten solcher Steinzeitmenschen DNS und dieser, dass die in Europa geborenen bis vor einigen Jahrtausenden zwar helle – blaue oder grüne – Augen hatten, ihre Hautfarbe aber der der dunkelhäutigeren Afrikaner entsprach. Blasser wurden die Menschen über Generationen als evolutionäre Anpassung an die geringere Sonneneinstrahlung im Norden, da hellere Haut besser geeignet ist, Vitamin D zu produzieren. Unsere Ahnen waren also dunkelhäutig, kamen zuvor aus Afrika, lebten lange früher als mausähnliche Plazentatiere zusammen mit Sauriern (wie, laut einiger Kreationisten, die ersten Menschen) und stammen von aquatisch lebenden Wirbeltieren, nämlich Fischen ab, von denen einige das Land eroberten. Auch heute gibt es noch amphibisch lebende Fische mit Beinen wie etwa den Schlammspringer.") | |
»Kalmar« in Marburger Verein für Phantastik (Hrsg.), »MVP-M«, Nr. 22, 2023, Erstveröffentlichung, Science-Fiction (Auszug: "Die salzige Morgenluft kühlte meine Haut, während ich barfuß über den festen, meerwassergeschwängerten Sand lief. Alle paar hundert Meter war ich gezwungen, einem der Angler auszuweichen, die hier vereinzelt ihre Mordinstrumente weit hinter die träge an den Strand plätschernden Wellen hielten. Ansonsten war der Küstenstreifen leer, zu früh und zu kalt zum Baden. Ich erreichte die Felsen mit der zerfallenen Bunkeranlage, die diesen Strand vom Privatstrand dahinter trennten. Auch dieser würde so kurz nach Sonnenaufgang noch verwaist sein, und so begann ich, die zerklüfteten Granitbrocken zu erklimmen, um meinen Lauf gesetzwidrig dahinter fortzusetzen. Hastig kletterte ich höher, um möglichst wenig der sprühenden Gischt ausgesetzt zu sein, die hier von den Wassermassen, die das Gestein malträtierten, versprüht wurde. Lang würde ich solche Strapazen wohl nicht mehr mitmachen, aber bisher war das einzige Symptom für meinen Zustand die Übelkeit gewesen, gegen die viel frische Luft und damit der seit Wochen zum Ritual gewordene morgendliche Strandlauf helfen sollten. Noch ehe ich die Kuppe erreichte, stieg mir widerwärtiger Gestank in die Nase. Nicht der übliche, der daher rührte, dass Strandbesucher die Bunkerruinen als Behelfstoiletten missbrauchten. Dieser üble Geruch war weit schlimmer. Der Geruch von Verwesung wie aus den Mülltonnen, in denen Schweine oder Hühner enden, die die Mast oder die Qual des täglichen Eierlegens nicht überlebt haben. Als ich den Gipfel erreichte und mich vorsichtig aufrichtete, sah ich es. Düster, dunkelbraun, fast schwarz lag da ein Koloss, ein feucht glänzender Leviathan. Groß wie das flügellose Wrack einer Boeing 747, doch alles andere als mechanisch: organisch, ein gewaltiger Leichnam.") | |
»Noah und die Einhörner« in Martina Meier (Hrsg.), »Damals ... auf der Arche Noah«, 2023, Papierfresserchens MTM-Verlag, Erstveröffentlichung, ISBN: 978-3-99051-117-6, E-Book ISBN: 978-3-99051-118-3, Science-Fiction (Auszug: "»Du hast eine echte Zeitmaschine gebaut?«, fragte Eva und starrte Max mit großen Augen an. Max hob die Augenbrauen, dann sah er Isabella strafend an. Er hatte seiner kleinen Schwester unter dem Siegel der Verschwiegenheit von seinem Jugend-forscht-Projekt erzählt, und sie hatte es natürlich brühwarm Eva verraten. Nur mit Mühe konnte er ein Grinsen unterdrücken. »Ist mir rausgerutscht«, sagte Isabella kleinlaut. »Eva ist schließlich meine beste Freundin!« »Ihr dürft das auf keinen Fall ausplaudern«, drängte Max. »Stellt euch vor, das Ding gerät in die falschen Hände, jemand verhindert, dass sich unsere Eltern kennenlernen, dann werden wir nie existieren.« »Ja, ja«, sagte Eva ungeduldig, »wie in dem Film«. Er wies mit dem Zeigefinger auf sie. »Wenn es deine sind, ist das ja nicht so schlimm –« »He!«, protestierte Eva. »... aber wenn es unsere sind«, sein Finger wanderte zwischen ihm und Isabella hin und her, »dann werde ich nie die Maschine bauen, niemand kann verhindern, dass sich unsere Eltern kennenlernen, ich werde geboren, die Maschine erfinden, und ...« »Hör auf, mir wird schon ganz schwindlig!«, unterbrach Isabella. »Also ich verrate nichts«, sagte Eva. »Aber du musst mir dafür einen Gefallen tun.« Max kniff die Lippen zusammen, um sein Missfallen zum Ausdruck zu bringen. »Ich mache nicht deine Mathehausaufgaben«, sagte er. »Nachhilfe kann ich dir geben, meinetwegen.« »Nein, nein.« Eva schüttelte energisch den Kopf. »Es geht um die Einhörner.«") | |
»Die kleine Schwester des Todes« in Achim Hildebrand, Michael Schmidt (Hrsg.), »Zwielicht 18«, 2023, Erstveröffentlichung, ISBN: 979-8376789285, Science-Fiction (Auszug: »Wir müssen den Planeten evakuieren«, verkündete Qannik mit brüchiger Stimme. Ihr überlebensgroßes zerknittertes Gesicht auf dem Bildschirm wirkte noch ernster als sonst. [...] Ijon schwang seine Faust. »Sollten wir uns darum prügeln oder uns duellieren wie die Primitiven im finsteren einundzwanzigsten Jahrhundert? Prügeln? Duellieren?« »Das ist nicht witzig.« Femke verlor die Geduld und sprach lauter, als sie es beabsichtigt hatte. Jabiru stand auf und lief rastlos ein paar Schritte auf und ab, soweit es der geringe Platz um den Tisch zuließ. »Ich habe die niedrigste Restlebenserwartung.« Er raufte sich mit beiden Händen die grauen Haare. »Der Logik nach ...« Er ließ den Satz unvollendet. »Und du bist der größte.« Femke stellte sich vor ihn und sah zu ihm hoch. »Ohne dich bliebe am meisten Platz in der Gondel.« Sie schnaubte. »Das heißt, wir sollen entscheiden, wessen Leben am wenigsten wert ist?« Rezension: "Vier Expeditionsteilnehmer sind auf einem Planeten gestrandet. Ein tödlicher Sturm wird erwartet, die Fähre kann jedoch nur zwei, im äußerten Fall drei Menschen befördern – was tun? SF und Horror – ja, das funktioniert und dies sehr gut und überraschend, auch dies ein Highlight des Bandes." (Carsten Kuhr) "Achim Stößer erzählt von Der kleinen Schwester des Todes und entführt den Leser in eine zukünftige Welt, in der Weltraumforscher vor eine unmögliche Wahl gestellt werden. Gut geschrieben, guter Plot, überraschende Wendung und damit das dritte Highlight." (Ramona Schroller) | |
»Der fliegende Frosch« in Corinna Griesbach (Hrsg.), »Haller – 19: Up, up and away: Ich will fliegen!«, Januar 2023, p.machinery, Erstveröffentlichung, ISBN 978-3-95765-313-0,
E-Book: ISBN 978-3-95765-793-0, Science-Fiction (Auszug: "»Klar, ihr stellt euch das wahnsinnig aufregend vor, ihr als ... als ...« »Hypowesen?« »Außenstehende. Aber wir sind nicht wie diese Superhelden in Comics. Im wirklichen Leben ist es nicht so einfach, eines von über siebentausend Hyperwesen zu sein.« Sie klopfte mit dem grün lackierten Zeigefingernagel auf den Tresen. »Ich kann nichtmal mehr in eine Bar gehen, um einen Kerl abzuschleppen, weil ich – ach, verdammt.« Sie hob das Bier an die Lippen und nahm einen großen Schluck. »Ja, Laseraugen wie Laser Lad wären schon nett. >Laser Lady<, klingt gut. Oder wenigstens ...« Sie hob eine Hand mit gespreizten Fingern vor die Augen und betrachtete ihre Nägel. »Wenigstens Rasiermesser aus den Fingern ausfahren wie Razor Girl. Oder ein Röntgenblick wie dieser Kernspinner-Typ.« »Kernspintomografieblick«, warf Floyd ein." Rezension: "Daher habe ich zwei klare Highlights in dieser Zeitschrift: Der fliegende Frosch von Achim Stößer[...] Nachdem ich ungefähr ein dutzend Kurzgeschichten von Stößer gelesen habe (alleine neun aus 2022!), weiß ich hoffentlich ungefähr, was ich erwarten und was ich nicht erwarten kann. Selten bietet dieser Autor mir spektakuläre Figurentiefe, aber bisher immer solide Struktur, sehr angenehme Sprache. Außerdem [weiß er] eigentlich immer, was er tut, wenn er mir auch gelegentlich einen großen Zaunpfahl aus den gelesenen Seiten gegen den Kopf knallt. Hier ist Stößer at-his-best, alleine schon, was die lebhaften Dialoge betrifft. [...] Daneben spürt man eben auch mit leichtem Augenzwinkern, wie Superkräfte ein wenig aufs Korn genommen werden." (Yvonne Tunnat) | |
»Du magst sagen, ich sei ein Träumer, doch ich bin nicht der einzige« in Marianne Labisch, Gerd Scherm (Hrsg.), »Jenseits der Traumgrenze«, Januar 2023, p.machinery, Erstveröffentlichung, ISBN 978-3-95765-311-6, E-Book: ISBN 978-3-95765-795-4, Science-Fiction (Auszug: "»Hin und wieder müssen nach einer Fraktur Knochen erneut gebrochen werden, damit sie wieder richtig zusammenwachsen«, stieß Mauritius ungeduldig zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, knackte knirschend eine Erdnuss, warf sich die Kerne mit Schwung in den Mund, nachdem er die braune Haut abgerieben hatte, und kaute darauf herum. [...] Elias' Blick folgte seinem Fingerzeig. Drei Stockwerke über ihm hing an einem dünnen Faden ein Klavier, ein schwarzglänzender Flügel, geschwungen wie der eines Engels. Die Tasten sahen aus wie dicht an dicht gedrängte Pinguine, die in einer Reihe hintereinander standen, samt Flügeln, Augen und gelblichen Füßen und Schnäbeln. Der Faden riss, das Instrument stürzte auf Elias zu und begrub ihn unter sich. Seine Sicht verfinsterte sich, Flecken wuselten durch sein Sichtfeld, und wäre er alt genug gewesen, hätte es ihn an den grieseligen Schnee auf Kathodenfernsehern, wenn nicht einmal mehr ein Testbild ausgestrahlt wurde, erinnert, die schwarz-grau-weißen Flecken, die über den Bildschirm huschten, wenn das Analoggerät kein Signal mehr empfing. Der Schnee ordnete sich, er schien durch ein langes Rohr zu gleiten, eine rauschende Röhre, einen scheinbar endlosen, dunkler werdenden Tunnel, schneller und immer schneller, wie Exkremente, die bei Starkregen durch die Kanalisation getrieben werden, bis er schließlich ein Leuchten entdeckte, ein Licht am Ende des Tunnels. [...] Halb sprang, halb rutschte sie den Hang hinab, kam am Fuß des Hügels zum Stehen. Hier und da züngelten flackernde Flammen aus der Erde, die spärlich die Dunkelheit zerrissen. Als sie sich umwandte, erkannte sie, woraus der Hügel bestand: Es waren unzählige nackte Säuglinge und Föten, die sich wie Maden wanden, sie wich zurück und sah, dass sie noch immer knöchel- bis knietief in zuckenden Embryonen watete. Mit jedem Schritt, den sie tat, brachen knirschend winzige Knöchelchen." Rezension: "Seine Story zieht Religion ziemlich durch den Kakao. Sicher nicht für streng gläubige Menschen witzig, die ihre Religion sehr ernst nehmen. Für mich als Nichtgläubige ist es hochwitzig – und trotzdem zwischendurch grausam (da viele Religionen nun mal grausame Komponenten haben oder da[mit] drohen), daher war der Schluss für mich eine Erlösung (ja, mir ist die Ironie bewusst!). Ich lerne etwas über Götter wie den japanischen Gott des Stuhlgangs oder über Pinguine. Die Story ist hervorragend strukturiert und ein Teil des Humors zieht sich aus gekonnten Wiederholungen oder Anspielungen auf vorher [E]rwähntes. Es gibt eine klare Prämisse, die hier ansprechend verpackt wird, die Klischees sind offenbar dem Autor wohl bekannt, so dass er sie hervorragend verdrehen kann. Die gewählten Metaphern passen zum Genre SF und zum Thema des Texts. Einige Witze sind ein bisschen böse, was aber die Prämisse gut unterstreicht." Yvonne Tunnat) | |
Anthologien und Magazine 2022 | »Abgang« in Karina Lotz (Hrsg.), »Schreibtisch: Literarisches Journal«, 2022, edition federleicht, ISBN: 978-3-946112-85-3, ISSN 2567-1138, Science-Fiction, zuerst erschienen in »Mensch und Natur« (Auszug: "Einige Kleindealer hielten in Abstellkammern ein paar Hühner gefangen, Fleischbosse hatten illegale Farmen in abgelegenen Gebieten Südamerikas angelegt, Sammler pilgerten die Straßen entlang auf der Suche nach Roadkill, doch dank automatischer Bremssysteme fanden sie kaum noch etwas. Wer sich nicht gleich vegan ernähren wollte, griff auf Würstchen aus Mehlwürmern, Heuschreckenburger oder Kakerlakenfrikadellen zurück. [...] Filatow briet die Pferdeleber mit Schmalz, Zwiebeln und Jodsalz in einer Pfanne auf dem Lagerfeuer, das mit den Regentropfen um die Wette prasselte und knisterte. Auf seinem schmutzigen Sweatshirt stand in blau-gelber kyrillischer Schrift der Name des nationalistischen »Ukrajina sektor«: »Україна сектор«.") |
»Fluchten« in Mike Winter (Hrsg.), »Leise Worte des Friedens«, 2022, Edition Winterwork, Erstveröffentlichung, ISBN: 978-3-96014-952-1, Science-Fiction. Eine weitere Alternate-History-Geschichte aus der "Zeitrutsch"-Reihe (bisher: "Göthé" und "Amadeus"). (Auszug: "Als ich zurückkam, nur noch ein paar eisige Tropfen in den hohlen Händen, rührte er sich nicht mehr, lediglich die Maden an seinem Beinstumpf wanden sich zuckend im Mondlicht wie eine Karikatur des Lebens, das aus seinem Leib gewichen war. Hier herrschen Kriege. Seit dem Ende des Weltkriegs, seit einem dreiviertel Jahrhundert, Generationen vor meiner Geburt, hatte es in Europa keinen Krieg mehr gegeben. Aber wenn das Labyrinth in meinem Kopf mir keinen irrwitzigen Streich spielt, bin ich, wie und wodurch auch immer, in der Vergangenheit gelandet. In dem, was in der Zukunft der Zwanzigjährige Krieg genannt werden wird. Das Einzige, was wir in meiner Zeit von Kriegen direkt mitbekamen, waren die Ströme von Flüchtlingen aus Maghreb, Maschrek, Nubien, Abessinien, die die europäische Gesellschaft bereicherten, zumal sich Inklusion statt Integration der Flüchtlinge durchsetzte. Nun stecke ich selbst mitten in einem Krieg, geflohen vor blutigem Schlachtgetümmel, raubenden, plündernden Landsknechten, Hunger, Seuchen – ohne einen sicheren Hafen in Aussicht zu haben. Ich bin in einen Religionskrieg geraten, einen Krieg um die Hegemonie im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Zwischen Kaiser und Katholischer Liga auf der einen und Protestantischer Union auf der anderen Seite. Einen Krieg, in dem es darum geht, ob die Eier am spitzen oder am stumpfen Ende aufgeschlagen werden sollen, wie Swift in hundert Jahren schreiben wird. Ich kann nichts dagegen tun, ihnen nicht klarmachen, gar keine Eier zu zerschlagen. Ich kann die Geschichte nicht ändern. Oder doch? Was, wenn ich durch meine Anwesenheit hier, wie der Zeitreisende, der auf Saurierjagd ein Ei zertritt, etwas bewirken kann? Sollte ich? An den Galgenbäumen hängen Leichen wie Äpfel, darunter schwingen Priester Kruzifixe und Soldaten Musketen. Kann ich allein etwas dagegen tun?") | |
»Hitler erwacht« in Christoph-Maria Liegener (Hrsg.), »8. Bubenreuther Literaturwettbewerb 2022«, 2022, tredition, Erstveröffentlichung, ISBN: 978-3-347-76237-4, Hardcover: 978-3-347-76238-1, E-Book: 978-3-347-76239-8, Science-Fiction (Auszug: "– Der geschätzte Dr. Mengele hat zwar Kälteexperimente durchgeführt, aber ein solches ist mir gänzlich unbekannt. – Wer weiß. – Ist das eine jüdische Verschwörung? – Oh, Verschwörungstheoretiker? – Ich warne Sie! Ein guter Christenmensch hat keinen bittereren, giftigeren, heftigeren Feind als einen rechten Juden ... – Wer ist hier wohl rechts? – ... ihre Synagogen und Schulen müssen im Feuer verbrannt und, was nicht verbrennen will, mit Erde überhäuft werden um unseres Herrn und der Christenheit willen! Moses selbst, wenn er jetzt lebte, wäre der erste, der die Judenschulen und -häuser ansteckte. – Pff. Auch ohne Plagiatssoftware erkenne ich, dass Sie das bei Ihrem Gesinnungsgenossen Luther abgekupfert haben. – Ein wahrhaft großer Deutscher! – Das sagen Sie als Katholik? – Sie müssen ein Jude sein! – Ich bin Atheist. – Es handelt sich also offenbar, ich schrieb solches schon in »Mein Kampf«, um eine Schiebung atheistischer Judenparteien gegen das eigene Volkstum. Die Größe des Christentums lag seit jeher in der unerbittlichen fanatischen Verkündung und Vertretung der eigenen Lehre. Das Ziel des Juden liegt auf der Hand: Katholiken und Protestanten liegen miteinander in fröhlichem Kriege, und der Todfeind der arischen Menschheit und des gesamten Christentums lacht sich ins Fäustchen.") | |
»Abgang« in Heike und Wolfgang Roloff (Hrsg.), »Mensch und Natur«, 2022, Verlag Roloff, Erstveröffentlichung, ISBN: 978-3-944758-38-1, Science-Fiction (Auszug: "Im dichten Morgennebel konnte Arsenij Schewtschenko keine fünfzig Meter weit sehen. Die Beute sah ihn ebenso wenig. Prüfend witterte der Leithengst. Unruhig drängten die karamellbraunen Przewalskipferde sich um die Jungtiere. Der Lauf der Waffe zitterte. Ihr Griff, erst vor wenigen Tagen ausgedruckt, fühlte sich ölig an. Schewtschenko entzündete die E-Zigarette, sog daran. Die Dampfschwaden daraus verloren sich im Nebel. Das Nikotin durchströmte seine Adern, seine Hände wurden ruhiger, er zielte erneut. Die dunkle Hornbrille saß schief, der rechte Bügel war schon lang mit Isolierband notdürftig daran befestigt. Sie waren nah an der verbotenen Zone. Zu nah am Reaktor eigentlich. Selbst ohne Nebel wäre der Sarkophag von hier aus nicht zu sehen gewesen, auch nicht die Geisterstadt Pripyat, in der nur ein paar Greise lebten, so alt, dass sie ohnehin sterben würden, ehe der Krebs eine Chance hatte, zu wachsen. Doch sie beide waren in den Vierzigern und mussten aufpassen.") | |
»Tut« in Martina Meier (Hrsg.), »Meine Katze ... und ich«, 2022, Papierfresserchens MTM-Verlag, Erstveröffentlichung, ISBN: 978-3-99051-082-7, E-Book ISBN 978-3-99051-083-4 (Auszug: "»Mein Mensch lieb. Aber heute viele da. Gefahr? Du! Geh weg da! Mein Platz.« Tut fixierte den Eindringling, der sich frech auf seinem Sofa breitgemacht hatte, angriffslustig. »Weg!« ... bald fühlte Constanze sich durch einige bissige Bemerkungen, die Mäx sich nicht verkneifen konnte, und die zu treffend waren für jemanden, der sich nicht von Tatsachen verunsichern lassen wollte, in ihren religiösen Gefühlen verletzt, sodass sie unter einem fadenscheinigen Vorwand ging ... »Findest du es eigentlich nicht merkwürdig, dich immer nur von Salat zu ernähren und an deine Katze Fleisch zu verfüttern?«, fragte Mäx. Tom erstarrte, aber er bemühte sich, es sich nicht anmerken zu lassen. Er warf nur einen säuerlichen Blick auf die Überbleibsel des Buffets: Die Tischdecke war mit Gazpacho bekleckert, vom Tofukäsekuchen waren nur noch Krümel übrig. »Tut bekommt Pflanzenkost, keine Leichen. Es ist tatsächlich äußerst unlogisch, wenn Leute, die sich Tierfreunde schimpfen, Tiere abschlachten lassen, um sie an ihre Hunde und Katzen zu verfüttern. Du kannst mir ja einiges nachsagen, aber dass ich unlogisch handle, wirst du wohl nicht behaupten wollen, oder?«. Mäx nahm eine Stachelbeere, warf sie in die Luft, fing sie mit dem Mund auf und schnitt eine Grimasse, als er die saure Haut durchbiss. »Aber Katzen sind doch Fleischfresser.«") | |
»20000 Jahre unter dem Meer« und »Der Friseur am Ende des Universums« in Rico Gehrke (Hrsg.), »7 Millionen Tage in der Zukunft«, 2022, modernphantastik, Erstveröffentlichung, Science-Fiction (Auszug aus »20000 Jahre unter dem Meer«: "Mein Körper wurde als erster gedruckt, sodass niemand da war, bei dem ich mich über die Kopfschmerzen und den Muskelkater, die damals noch typischen Nebenwirkungen, ausjammern konnte. Nach dem Hochladen meines Bewusstseins glitt der Deckel des Schneewittchensargs auf, doch ich blieb noch ein paar Minuten liegen, bis die Lichtblitze vor den Augen zu verschwinden begannen, während ich nichts als meinen Atem hörte. Es roch nach verschmortem Gummi und verbrannter Schokolade, allerdings machte ich mir bewusst, dass es sich dabei nur um olfaktorische Halluzinationen handelte. Als die Phosphene – durch die transkranielle Magnetstimulation beim Beschreiben meines frischgedruckten Gehirns verursachte vermeintliche Lichtwahrnehmungen -sich endlich beruhigten, öffnete ich die Lider, blinzelte, trotz der schummrigen Kapselbeleuchtung geblendet, und setzte mich auf. Zu schnell, doch die leichten Gleichgewichtsstörungen legten sich rasch. Für die bisher statische Kopie meines Bewusstseins im Speicher schien während des Flugs nicht ein Augenblick verstrichen, dennoch wusste ich, dass dank der Zeitdilatation mein anderes Ich, mein Original zuhause, über zwei Lichtjahrhunderte von der Erde entfernt, längst tot sein musste. Ich schüttelte den Gedanken ab und kletterte aus dem Sarg, der sich augenblicklich schloss und anfing, Eve zu drucken: Hinterkopf, Schulterblätter, Steiß, Waden, Fersen begannen sich auf dem Boden des Schneewittchensargs abzuzeichnen wie eine makabre Parodie auf Quantenresonanztomographiebilder. [...] Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte von einer zwanzigtausendjährigen Entwicklung auf der Erde: Warpfeldgeneratoren, Telomerregeneration, Androidenregimes, Mensch-KI-Hybride, Energiewesen, DNA-Kachel-Turinghochleistungsrechner, vollvirtuelles Leben, Alien-Invasoren, Herrschaft intelligenter mutierter Pflanzen, eine globale Petalopolis, eine Dysonblase (wobei wir die letzten beiden schon von zuhause aus gesehen hätten)? Oder technische Gimmicks des 21. Jahrhunderts, wie die ersten Erdauswanderer sie gekannt hatten, in kaum veränderter futuristischer Version: Quantentelegrafie, Holokaffeemaschinen, Viereinhalb-D-Television, Immersionsantriebsautomobile?" »Der Friseur am Ende des Universums« ist die erste Geschichte in der Reihe und Prequel von »Schlaraffenland – Die Suppenküche Ende des Universums« und »Die Musikanten Ende des Universums«. Auszug: "Die vernachlässigte Hyperraumstraße im Einstein-Rosen-Tunnel erwies sich als voller Schlaglöcher, wie ich es von solchen hinterwäldlerischen Gegenden der Galaxis gewohnt war, und so freute ich mich, endlich wieder einmal festen Boden unter den Füßen zu haben, statt rund um die Uhr durchgeschüttelt zu werden, noch dazu auf einer Welt mit nahezu irdischen Schwerkraftverhältnissen, auch wenn sich auf diesem einsamen Bauerntölpelplaneten Fuchs und Hase gute Nacht sagten, ehe die Rollsteige hochgeklappt wurden, und ich wahrlich nicht ganz freiwillig gelandet war, sondern gezwungenermaßen, da eines der Schlaglöcher so heftig am Schiff gerüttelt hatte, dass eine der Biohüllen der Quantenneuronenstränge des Schiffs aufriss und mittlerweile bereits erste Anzeichen einer Nekrose zeigte.[...] Sie schlug den Blick nieder, verwischte einen Tropfen auf dem Glastisch mit dem Daumenballen und verzog missmutig das Gesicht. »>Hair'gottswinkel<. [...] Anfangs kein Problem, aber dann landeten hier irgendwelche Evangelikale, um die ...« – sie zischte und fauchte – »... zu missionieren.« Anscheinend hatte sie die Bezeichnung der Einheimischen in deren Idiom genannt und der Übersetzer, da sie ansonsten Deutsch sprach, es so belassen. »Erst gab es nur Boykottaufrufe, Mahnwachen und Schmierereien an den Schaufenstern gegen die >Blasphemie<, kurz darauf folgte aber nachts einen Brandanschlag. Sie warfen Molotowcocktails ins Geschäft. Wir können von Glück reden, dass dabei wenigstens keine Personen zu Schaden kamen, aber der Laden war, ich sag' mal, ruiniert.« Langsam konnte ich ihr »ich sag' mal« nicht mehr ertragen. Hörte sie denn nicht selbst, wie penetrant sie diese nervtötende Floskel einflocht? »Die Versicherung sträubte sich, ich würde wegen der Namenswahl eine Mitschuld tragen. Aber schließlich mussten sie doch die Kosten übernehmen, Renovierung und Verdienstausfall, und ich habe jetzt einen nigelnagelneuen Salon. Hat alles, ich sag' mal, seine Vor- und Nachteile.« »Verstehe.« »Allerdings machten sie es zur Auflage, den Salon umzubenennen.« »Wie heißt er jetzt?« Ich grinste. »Haare Krishna?«") | |
»Augmentierte Irrealität« in Andreas Fieberg (Hrsg.), »Gegen unendlich 17«, 2022, p.machinery, Erstveröffentlichung, ISBN 978-3-95765-288-1,
E-Book: ISBN 978-3-95765-815-9, Science-Fiction (Auszug: "Die halbe Welt schien verpixelt zu sein. Offenbar waren hier fast ausschließlich Frauen unterwegs, kaum Männer. Ibrahim Bergmann erinnerte sich nur dunkel an die direkte Realität, so wie er sie präpubertär, also vor der Implantation der Cyberadapter in seine Augäpfel, gesehen hatte. Sein Vater hatte die Jugend und die frühe Erwachsenenzeit noch mit bloßen Augen verbracht, aber Ibrahims Geburt lag wenige Jahre vor Inkrafttreten des Gesetzes, das Männer verpflichtete, spätestens mit dem Eintritt der Geschlechtsreife entsprechende Implantate zu tragen, die die Körper von Frauen unkenntlich machten, solange diese ihre Ansicht nicht freischalteten. [...] Ibrahim öffnete überrascht die Augen wieder. In der Fensterscheibe spiegelte sich sein kahlrasierter Schädel, sein Gesicht, die schwarzen Pupillen in den dunkelblauen Iriden und den blauen Augäpfeln. Dann sah er das, was hinter der regennassen Scheibe lag: Ein Fuß schob sich um die Ecke des gegenüberliegenden Hochhauses, ein schwarzer, haariger, mehrere Meter langer Fuß. Ihm folgte der Rest eines gigantischen Gorillas, viele Stockwerke hoch, der langsam aufwärts kletterte, die Fenstersimse als Trittstufen und Griffe gebrauchend, was angesichts der Größe allein seiner Zehen und Finger lächerlich wirkte. Das Klettern mit nur einer Hand fiel ihm schwer, in der anderen hielt er eine weiße, verpixelte Gestalt. Jedesmal, wenn er das Mauerwerk losließ, kippte er leicht nach hinten, klammerte sich mit einem schnellen Griff ans Gebäude und zog seinen massigen Leib wieder dichter heran." Rezension: "Achim Stößers "Augmentierte Irrealität" erinnert teilweise an die absurden Ausgangsprämissen, mit denen Philip K. Dick seine bodenständigen Charaktere in den Wahnsinn getrieben hat. Ein Besuch beim Zahnarzt lässt die Welt des Protagonisten zusammenstürzen. Der Autor lässt nicht nur auf seinen Protagonisten, sondern auch die Leser eine Vielzahl von Ideen förmlich einstürzen, fügt selbst in den letzten Absätzen noch eine Idee hinzu. Dadurch wirkt vieles ein wenig hektisch, aber dieses Feuerwerk von kleinen Ideen gibt der Geschichte auch einen besonderen Reiz." Thomas Harbach) | |
»Qq1apYxm« in Achim Hildebrand, Michael Schmidt (Hrsg.), »Zwielicht 17«, 2022, Erstveröffentlichung, ISBN: 979-8831476736, Science-Fiction (Auszug: "Soldatin Qq1apYxm respawnte im Basisshuttle. Die letzten Minuten ihres Lebens fehlten in ihrer Erinnerung und würden für immer verloren sein. Allenfalls hätte sie beantragen können, den groben Ablauf aus den Protokollen abzurufen, doch die psychische Belastung durch ihren Tod schien es ihr nicht wert. Alles in ihr strebte danach, erneut in den Kampf zu ziehen, und so erhob sie sich aus dem Gebärelterpod, streifte das Gel von ihrer nackten Haut, von oben nach unten, beginnend mit dem kahlen Schädel. Ein seltsames Gefühl, ihren eigenen neuen Leib zu sehen und zu berühren, denn sie verbrachte bis auf die wenigen Minuten nach dem Respawnen ununterbrochen im Harnisch, und so war ihr Körper ihr fremd. Unbeholfen wankte sie zu Dusche, die die Gelreste von ihrem Körper wusch und ihn trocknete. Sie warf einen Blick auf die vier Pods, in denen ihre Kopien in unterschiedlichen Stadien heranreiften. Auch der Pod, dem sie entstiegen war, hatte sich wieder geschlossen und begonnen, einen weiteren Körper wachsen zu lassen. Die Soldatin tapste zu ihrer Montur und legte sie an. Nanonadeln stachen in ihre Kopfhaut und durchbohrten ihren Schädel, um den Harnisch mit ihrem Gehirn zu verbinden. Kraftvoll schritt sie zur Landekapsel. Einen Augenblick kämpfte sie wie jedes Mal mit der aufwallenden Klaustrophobie, die der Gedanke, sich in die winzige Kapsel zu zwängen, auch wenn es nur für kurze Zeit sein würde, auslöste, dann stieg sie entschlossen hinein, um erneut auf ihren Planeten hinabzusinken." Anmerkung: Anders als meine anderen in letzter Zeit entstandenen Kurzgeschichten ist diese ausnahmsweise geschlechtsdiskriminierend moviert (wie schon das erste Wort zeigt) und mit Gendergrammatik versehen, denn es handelt sich um eine Dystopie, in der diese Form des Sexismus sich durchgesetzt hat. Entsprechend gibt es auch typische Ausnahmen, "Monster" wird nicht gegendert, "Nur ein toter Indigener ist ein guter Indigener" ebenso. Rezensionen: "Wunderbar überraschender Schluss, eine durchdachte Handlung, klasse geschrieben." Carsten Kuhr "Eine dichte, professionell erzählte Geschichte [...] Der rote Faden ist klar, hier gerät der Autor in keine Seitengassen und steuert konsequent auf das unvermeidliche, extrem gut vorbereitete Ende zu. Die Pointe sitzt perfekt, der Abschluss der Geschichte befriedigend, der eigentliche Horror setzt in meinem eigenen Kopf ein, sobald ich mit dem Lesen fertig bin. [...] Die titelgebende Soldatin Qq1apYxm soll auf einem anderen Planten die Indigenen ausrotten. Sie sind viele, dafür ist sie gut bewaffnet. Das ist nachvollziehbar und gut beschrieben, der Weltenbau ist gelungen, man merkt, da ist ein SF-Autor mit Leib und Seele am Werk. [...] Hier wittere ich eine B-Story, die die Kurzgeschichte noch mal ein paar Stufen anhebt: Er könnte uns meinen. [...] Das Ende rechtfertigt so einiges, was und wie vorher erzählt wird. Trotzdem ist es nicht ganz einfach zu lesen. Entfernt erinnert mich das an Herz der Finsternis von Conrad. Da war auch klar, dass der Autor etwas anprangern möchte, aber es zu lesen war kaum auszuhalten. Absolut gelungen. Unbequem. Ich vermute, so war es beabsichtigt." Yvonne Tunnat) | |
»Als die Sonne erlosch« in Peggy Weber-Gehrke (Hrsg.), »HeliosKoloss«, 2022, Ueberlicht, Erstveröffentlichung, Science-Fiction (Auszug: "»Erinnerst du dich, wie die sowjetischen Astronauten von der internationalen Raumstation zurückkamen – und die Sowjetunion verschwunden war?« Alessandros Blick blieb in die Ferne gerichtet, weit über den Sichtschirm hinaus, der das Fastnichts um sie herum zeigte. Die Sterne schienen sich nicht zu rühren, winzige Nadellöcher im schwarzen, undurchdringlichen Samtvorhang, der die sommerliche Mittagssonne draußen hielt. Marie-Claire schnaubte. »Damals war ich noch lange nicht geboren.« Sie ließ ihren Blick von Kopf bis Fuß über Alessandro wandern und wieder zurück. »Du ebenso wenig, auch wenn du doppelt so alt bist wie ich, Alessandro. Oder unsere Eltern, Großeltern, Urgroßeltern ...« Obwohl sie ihn eindringlich musterte, rührte er sich nicht, sondern starrte weiter hinaus. [...] Die Gravitationsbugwellen der Accipiter verebbten wie das Wabern einer Türhaut, die Sonne des Zielsystems spiegelte sich als hellster Fleck, der alle anderen Lichter überstrahlte, auf der hochglanzpolierten Oberfläche der zehn Paraboloide, die sich nun rasant dem Planeten näherten, der ihre neue Heimat werden sollte. Die absurde Bremsbeschleunigung, die eine punktgenaue Ankunft ermöglichte, hätte alle Insassen binnen Nanosekunden an den Wänden zu Brei zerquetscht, wären sie der konventionellen Newtonschen Physik unterworfen gewesen, doch dank der Raumverzerrung spürten sie keinen Hauch davon." Rezension: "Apropos Highlights: Von "Als die Sonne erlosch" hätte ich gern noch mehr gelesen, da sich der Autor sehr viel Mühe gemacht hat, eine detaillierte ferne Welt zu erschaffen, von welcher ich sofort fasziniert war." Stephan Junghans) | |
»Der Osterhase« in Martina Meier (Hrsg.), »Wie aus dem Ei gepellt«, Band 8, 2022, Papierfresserchens MTM-Verlag, Erstveröffentlichung, ISBN: 978-3-99051-073-5, E-Book ISBN: 978-3-99051-073-5, Gedicht (Auszug: "Zwei Bergsteiger, die kletterten / die Zugspitzspitz hinan, / doch es glitt aus der untere, / er hing im Seil sodann. // Sie flehten drauf in ihrer Not / den Osterhasen an, / auf dass er sie erretten möcht'. / Nicht fiel der zweite Mann, // als bis das Seil auf einmal riss: / Es schrien beide dann.") | |
»Schlaraffenland – die Suppenküche am Ende des Universums« in Ellen Norten (Hrsg.), »Das Alien tanzt im Schlaraffenland«, Januar 2022, p.machinery, Erstveröffentlichung, ISBN 978-3-95765-269-0, E-Book: ISBN-978-3-95765-829-6, Science-Fiction (Sequel: "Die Musikanten am Ende des Universums, Prequel: »Der Friseur am Ende des Universums«". Auszug: "»Ihr esst Zombies?«, rief der Giraffenkopf entsetzt aus und funkelte mich aus schwarzen, nur von einem dünnen, senfgelben Saum umrandeten Pupillen an. Seine Bassstimme dröhnte so laut, dass alle anderen herumfuhren und mich, sofern sie Augen hatten, ebenfalls anstarrten. »Untote Schweine und Vögel?«, präzisierte er seinen Vorwurf. Die beiden einheimischen Sauroiden züngelten nervös, wobei ihre dünne Röhrenzunge sich krümmte wie ein Wurm, der auf regennasser Straße ertrinkt, und hoben halb die Hände, wodurch sich die Sporne an ihren Unterarmen leicht aufrichteten, so wie die blanken Federkiele auf ihrem Schädel, ihren Backen, ihrem Nacken. Nur die Kinnkiele rührten sich nicht. Ungedenk der brenzligen Sachlage registrierte ich, dass der Übersetzer zwar Wörter wie Schwein und Zombie verlustlos hin- beziehungsweise zurückübertragen hatte, an den Tauben jedoch scheiterte. Die Echsen spiegelnd leckte ich mir über die Lippen. »Nein«, widersprach ich rasch, »nein, nein!« Ich musste aufpassen, was ich nun sagte, wenn ich mich glimpflich aus der Situation und – je eher desto lieber – von dem ganzen miesen Hinterwäldlerplaneten weg manövrieren wollte." Rezensionen: »[S]ofort positiv aufgefallen ist mir hier Achim Stößer, das war mal eine Story, die sprachlich angenehm bis originell war. Witzigerweise hatte ich beim Lesen eine längere Pause gemacht und wieder aufgenommen, wusste dann nicht mehr, wen ich gerade lese und dachte nur: "Na, DAS ist doch mal solide und schön!"« Yvonne Tunnat »Auch in "Schlaraffenland – die Suppenküche am Ende des Universums" steht der Humor im Vordergrund, dazu entsteht auf wenigen Seiten ein buntes Universum, das gerne Schauplatz eines Romans sein dürfte.« Judith Madera »Bei Achim Stoessers "Schlaraffenland – die Suppenküche am Ende des Universums" erhält ein selbstständiger, aber durch Reparatur seines Raumschiffs monetär auch stark eingeschränkter Raumfahrer das Angebot, für den Rest der Pachtzeit ein Restaurant zu übernehmen. Alleine durch den Namen und die Geschichte des Schlaraffenlandes stößt er einige Gäste vor den Kopf. Achim Stoesser beginnt seine Story mit hohem Tempo und einigen schönen Dialogen, bevor die Idee leider in der Umständlichkeit versandet.« Thomas Harbach »Herausragend fand ich die Beiträge von [...] und Achim Stößer.« (Carsten Kuhr) | |
Anthologien und Magazine 2021 | »Bethlehem« in Uli Bendick, Aiki Mira, Mario Franke (Hrsg.), »Am Anfang war das Bild«, 2021, Hirnkost-Verlag, Erstveröffentlichung, ISBN: 978-3-949452-15-4 (Print), E-Book: 978-3-94945-216-1 (epub),
978-3-94945-217-8 (PDF), Science-Fiction (Auszug: "Um das Jahr 4 v.u.Z. – Die dreizehnjährige Maryam (Kamala Mackenzie Freeman) ist hin- und hergerissen. Was zwei Jahrtausende später eine typische Teenagerschwangerschaft mit Talkshowpotential wäre, ist hier, da sie mit dem drei Jahre älteren Yosef (Drogo Momoa) zwar verlobt, jedoch noch nicht verheiratet ist, ein Ding der Unmöglichkeit – einerseits. Andererseits ist nicht Yosef der biologische Vater des Kinds. Eines Abends beobachtete Maryam eine mehr als ungewöhnliche Sternschnuppe, die sich als landendes Interstellarschiff entpuppte. Neugierig begab sie sich zum Landeplatz, wo sie an Bord gebracht wurde. Die tintenfischelefantenartigen Außerirdischen verwendeten zur Kommunikation mit ihr ein Hologramm mit menschlichem Äußeren, um sie nicht durch ihren fremdartigen Anblick zu verschrecken, was misslang, da durch einen Defekt das Hologramm nicht nur über dem Boden schwebte, sondern von massiven Interferenzen umgeben war. Wie sich zeigt, landeten die Außerirdischen nicht zufällig nahe einer Großstadt – Nazareth zählt immerhin beinahe fünfhundert Einwohner. Als Maryams Panik durch die beruhigenden Worte des Hologramms schließlich allmählich nachließ – das beinahe hypnotisch gesprochene »Fürchte dich nicht!« zeigte Wirkung -, wurde sie nach einer medizinischen Untersuchung unter Anästhesie künstlich befruchtet, indem ihr eine Eizelle entnommen und nach Ersetzen des Kerns reimplantiert wurde. Maryam hat als Spross einer kaum der Eisenzeit entwachsenen frühgeschichtlichen Kultur jedoch Schwierigkeiten, all das zu begreifen. Yosef wiederum tut sich nicht leicht damit, Maryams Erzählung von einem »Engel« – so interpretiert sie das schwebende Hologramm mit den flügelartigen Interferenzstörmustern – zu glauben. Sie werde, dies habe der »Engel«, Mittler zwischen Himmel und Erde, prophezeit, einen Sohn gebären. Rezensionen: "Aus über 90 Einreichungen wurden für das schön gestaltete Buch 18 Erzählungen ausgesucht. Auf ein paar davon wollen wir gerne etwas genauer eingehen. [D]as allumfassende literarische Niveau [...] ist beachtlich hoch. [...] Achim Stößers Bethlehem ist in Form eines Episodenguides geschrieben. Die 13 Folgen der ersten Staffel einer fiktiven Serie werden hier beschrieben. Inklusive User-Wertung und Trivia. Die originelle Erzählung mit ihrer kruden Jesus-Story hat das[,] was manche Geschichte vermissen lässt – eine gute Portion (schrägen) Humor." Benedict Thill "Mit "Am Anfang war das Bild" liegt eine ungewöhnliche und sehr gelungene Sammlung SF-Kurzprosa und dazu passenden Illustrationen/Bildcollagen als literarisch-grafisches Gesamtkunstwerk vor. [...] Es ist nur logisch, dass bei dieser Vielfalt nicht jede Geschichte den persönlichen Geschmack treffen kann, doch allen Beiträgen merkt man an, dass die Verfasser:innen im Schreiben versiert sind. Die handwerkliche Güte der Texte ist auf einem durchgängig hohen Niveau.[...] "Bethlehem" (Achim Stößer): In einem Episodenführer, zzgl. Hintergrundinformationen, wird die 13 Episoden umfassende Serie über die Geburt und das Leben eines Messias – In ihrer Darbietung ist "Bethlehem" sicher der ungewöhnlichste Beitrag der Sammlung. Die Idee, die christliche Mythologie mithilfe außerirdischen Besuchs zu erklären, ist zwar nicht gerade neu, doch Stößers "Bethlehem" hat einige fantasievolle Einfälle zu bieten. Der Humor der fiktiven Making-of-Anteile ist mal mehr ("Kirks Rock" als Drehort), mal weniger (Schauspieler: "Khal Momoa") gelungen. Ein Lob verdienen hingegen die historisch korrigierenden Anmerkungen, die in anderen ... Adaptionen dieses Mythos verbrochen sind." Christoph Grimm "Bibelgeschichten werden ja gern in SF-Geschichten verwurstelt und meist finde ich das ziemlich öde. Hier aber ist das großartig umgesetzt. Es gibt unzählige Anspielungen und Zitate auf SF- und Fantasy-Serien bzw. Filme und auch die Adaption der Handlung, ich hab von christlicher Mythologie nur rudimentäre Kenntnisse, macht sehr viel Spaß. Da hat sich Achim von seiner Fantasie sehr weit davontragen lassen. Ich fands megalustig und mit den Filmfehlern und Trivia-Blöcken toll ausgearbeitet. Große Klasse!" Ralf Steinberg "'Bethlehem' von Achim Stößer[:] Eine Kurzgeschichte als Episodeguide ihrer selbst mit integriertem Trivia-Quiz und eigener Plothole-Liste zu schreiben, offenbart Genialität – und Stößers tiefe Abneigung gegen Theismus. Ähnlichkeiten von Bethlehem mit einer tatsächlich existierenden Weltreligion sind hier keinesfalls zufällig, sondern im höchsten Maße beabsichtigt und Fettnäpfchen werden gezielt mit Arschbomben im Kilotonnen-Bereich angesteuert. In 'Bethlehem' erleben wir die Auferstehung vom 'Leben des Brian' im Serienformat – mit eingebauter Hommage an Monty Pythons Komödie – nur mit exponentiell ansteigender Respektlosigkeit." Thorsten Küper-- https://www.instagram.com/p/CcSaSsgIkVc/ / https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=3246253919031184&id=100009398232350 --> »Zu den besten Geschichten gehört Achim Stößers "Bethlehem". Die Lebensgeschichte Yeshua als Miniserie erzählt als Zusammenfassung der einzelnen Episoden inklusiv Trivia und Filmfehler. Die Wunderkräfte des angeblichen Gottessohnes sind Geschenke zweier Außerirdischer, inklusiv der entsprechenden Manna Maschine. Erik von Däniken wäre begeistert. Mit einem Augenzwinkern erzählt nimmt der Autor auch die entsprechende Produktion von Soap Dramen auf den Arm.« Thomas Harbach) |
»Die Musikanten am Ende des Universums« in Thomas Hofmann (Hrsg.), »Neuer Stern Nr. 71«, 2021, Erstveröffentlichung, Science-Fiction (Sequel von "Der Friseur am Ende des Universums und "Schlaraffenland – die Suppenküche am Ende des Universums". Auszug: "Ein havarierter Großraumfrachter blockierte seit Tagen den Haupthyperraumtunnel, so dass wir uns über holprige Nebenstraßen, kaum mehr als Feldwege, quälten. Obwohl das Schiff autonom flog, warf ich immer wieder einen Blick auf die Instrumente, während der gekrümmte Bugbildschirm, der bis zu den Seitenwänden der Kanzel reichte, monoton die virtuellen Streifen, die die Tunnelbewegung darstellten, abspulte. [...] Auf der nächstgelegenen Bühne erkannte ich drei blassbläuliche, demnach aus dem Süden ihres Planeten stammende, Eldfjallaeyjarheimuraner. Die Nase, ein Doppelrüssel, hing über das Kinn hinaus, die dunklen, orangengroßen Augen ragten seitlich aus dem Gesicht, so dass sie an Saigas erinnerten. Der Mann, zu erkennen an den viel ausgeprägteren verhornten Stirnwülsten, spielte auf einer Orgel, die beiden Frauen sangen. Zu hören war jedoch kein Ton: Eldfjallaeyjarheimuraner kommunizierten – wie auf der Erde Alligatoren, Elefanten, Giraffen und Okapis, Rhinozerosse usw. – im Infraschallbereich, ursprünglich, um sich in den weiten Steppen über große Entfernungen zu verständigen; den Übersetzer hatte ich für Gesangstexte deaktiviert. Wie schon Wilhelm Busch meinte: »Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden.« [...] Im Publikum standen mehrere Grüppchen weiblicher – bart- und hornloser – Vertreter dieser froschähnlichen Spezies, sonst hörte kaum jemand zu. Die weiblichen Frösche fiepten bei den meisten Tonfolgen mit heraushängenden Zungen frenetisch und sonderten immer wieder schwallartig große Mengen eines schleimigen Sekrets aus den pümpelartigen Zungenspitzen ab. Die Dudelkehlsackmusik, wenn auch nicht derart ausgefeilt, gehörte seit Jahrhunderttausenden zu ihren Balzritualen. Das Schleimsekret verströmte einen für Menschen ekelerregenden süßlichen Verwesungsgeruch."[...] »Oh weiblicher Gott, oh weiblicher Gott, oh weiblicher Gott!«, rief der Ulimwengumkubwawabaharianer. Der Übersetzer hatte wohl nicht seinen besten Tag. Zum Glück gab es zwischen Lilianas Polnisch und meinem Deutsch keine solchen Probleme, aber außerirdische Sprachen waren doch ein ganz anderes Kaliber. In dieser gab es offenbar geschlechtsdiskriminierende Nomen, wie es früher auch in vielen irdischen Sprachen, u.a. dem Deutschen, der Fall gewesen war. »Göttin« hatte es geheißen, »godess« oder »bogini«. Die Leute damals waren von weiblichen Genitalien so besessen, dass sie das in fast jedem Substantiv durch eine Movierung ausdrücken mussten [...] Ich hoffte, dass das Anrufen einer Gottheit wenigstens nur eine Floskel war und ich es nicht wirklich mit einem Symptom religiösen Wahns zu tun hatte." Rezension: "Achim Stößer macht aus einem Raumschiffkapitän einen »Kindersitter«, der die Schutzbefohlene auf dem Planeten Acheronianwoods absetzen soll, auf dem ein interstellares Musikfestival stattfindet. Begegnungen und Missverständnisse sind unter den »Musikanten am Ende des Universums« vorprogrammiert. Allerdings auch ein Bekenntnis für Interspezies-Toleranz. Achim Stößer macht es anscheinend Spaß, unaussprechliche Namen zu erfinden. Eine Band heißt »Eldfjallaeyjarheimuraner« und auch ein »Ulimwengumkubwawabaharianer« fühlt sich auf seine »Spermatophoren« getreten. Vielleicht sind es auch geschickt getarnte Kompositionen oder Anagramme, deren Entschlüsselung mit der bescheidenen Rechenleistung meines Heimcomputers nicht gelingt." Holger Marks in »Andromeda Nachrichten 275«) | |
»Buchhandlungen« in Europa-Literaturkreis Kapfenberg (Hrsg.), »Reibeisen Nr. 38«, 2021, Das Kulturmagazin aus Kapfenberg (Österreich), Erstveröffentlichung, ISSN: 1810-0473, Science-Fiction (Auch diese Kürzestgeschichte handelt vom Fermi-Paradoxon. Auszug: "Ich ließ den Wirtskörper durch die Straßen schlendern, nicht zu schnell, nicht zu langsam, um nicht aufzufallen. Ein mulmiges Gefühl; kein Wunder, wenn man der Erste ist auf einem fremden Planeten. Viele der einheimischen Gebäude trugen auf großen Glasflächen Aufschriften, die mir das Gehirn des Wirtskörpers mehr oder weniger verständlich machte. Eines davon, auf dem »Antiquarische Buchhandlung« zu lesen war, zog mich an, und ich lenkte die Schritte des Wirtskörpers hinein. Die Tür schlug beim Öffnen Glöckchen an, nach einer Schrecksekunde ging ich weiter. Der Geruch war muffig. Unangenehm.") | |
»Der letzte Marsianer« in Björn Sülter (Hrsg.), »Phantastika Magazin #356«, Januar/Februar/März 2021, Verlag in Farbe und Bunt, Erstveröffentlichung, ISBN: 978-3-95936-284-9, Science-Fiction, E-Book, kostenlos (Auszug: "Der Sternkonstellation nach zu urteilen muss ich beim Sprung mehrere Milliarden Jahre in die Zukunft katapultiert worden sein. Ein Blick zurück zeigt, Urwelt ist tot. Mehr als zurückzublicken, bleibt mir verwehrt, der Sprung kann selbstverständlich nur vorwärts erfolgen, nie in die Vergangenheit. Ob ich je herausfinden werde, was zu der Zeitanomalie geführt hat, weiß ich nicht – sämtliche Tests mit unbemannten Sprüngen waren erfolgreich gewesen, selbst der zum Ringriesen. Vor wenigen subjektiven Stunden bedeckte noch das Meer beinahe die gesamte Nordhalbkugel, und nun ist die Atmosphäre so dünn, dass sie das Oberflächenwasser allenfalls an tiefstgelegenen Gebieten halten kann. Ob dort noch jemand lebt? Meine Nachrichten blieben ohne Antwort. Urwelt ist tot. Alle, die ich kannte, sind tot. Damit werde ich mich abfinden müssen. Immerhin hat mich die Gravitationssenke beim Sprung an den gewünschten Zielort geführt. Nun umkreise ich Wasserwelt wie eine Aasschnecke ihre Nahrung. Nur ein vergleichsweise kleiner Kontinent kämpft sich aus dem globalen Ozean. Es wimmelt dort von Leben, Algen und Zyanobakterien produzieren Sauerstoff und entlassen ihn ins Wasser und die Lufthülle. Eine große Sauerstoffkatastrophe ist wohl unvermeidlich, der Sauerstoff wird mit Eisen im Gestein reagieren und den Kontinent rostrot verfärben, ehe sauerstoffresistente Pflanzen und Pilze den Planeten besiedeln. Aber niemand, mit dem ich reden kann, auf lange Zeit.[...] »Ich halte nichts von Präastronautik, aber es wäre eine plausible Erklärung.« Er deutete auf zwei der Hieroglyphen in der Goldfassung, ein Rechteck mit je einer nach unten weisenden dreieckigen Spitze links und rechts und eine Person, die mit dem Gesicht nach unten waagrecht auf den Armen zu balancieren schien. »Hier steht es auch, ›vom Himmel gefallen‹.«") | |
»Die Partei hat immer recht« in Michael Tinnefeld und Uli Bendick (Hrsg.), »Diagnose F«, 2021, p.machinery, Erstveröffentlichung, Paperback: ISBN 978-3-95765-230-0, Hardcover: ISBN 978-3-95765-231-7, E-Book: ISBN 978-3-95765-864-7, Science-Fiction (Auszug: "Mit den Ratten habe ich mich in die Ruinen verkrochen. Aber es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie mich finden. Es ist nicht leicht, mit Bleistift auf Papier zu schreiben. Jedes einzelne Wort muss zu Ende geschrieben werden, Buchstabe um Buchstabe. Aber es geht nicht anders, normale Schreibwerkzeuge sind im Netz in Sekundenbruchteilen zu orten. Mir ist klar, dass es das Unvermeidliche nur hinauszögert, nicht jedoch verhindert. Schließlich habe ich Lithos gemacht für die letzte linke Untergrundzeitung. Lithografien und Bleisatz – ein legaler Drucker schickt automatisch Kopien mit Positionskoordinaten ans Sicherheitsministerium. Jede einzelne meiner Lithos genügt als Grund, mich hinzurichten." Klappentext: Psychische Störungen eröffnen uns einen meist unbekannten, fremden und manchmal bizarren Kosmos. »Diagnose F« entführt mithilfe von 35 Erzählungen und ebenso vielen Illustrationen in die Welt der seelischen Erkrankungen, deren Symptomen und möglicher Therapien. Die Grafiken stammen von zwei Künstlern, die die Geschichten auf ihre Art grafisch interpretieren. Ein Psychotherapeut diagnostiziert, analysiert und kommentiert jede Erzählung fachlich, sodass eine Verbindung zwischen Science und Fiction hergestellt wird. Die Kurzgeschichten spielen in naher wie in ferner Zukunft und handeln von einem depressiven Alien, einer paranoiden KI, einem spielsüchtigen Menschen mit Gehirnchip, einem narzisstischen Psychiatrieprofessor, überaus konsequenten Robotern, einem schizophrenen Retter der Welt und vielem mehr.) Rezenion: "Eine relativ kurze Story über einen der letzten Aufrechten, der gefangen genommen wird und nach einem Eingriff nicht mehr er selbst ist. Obwohl sie so kurz ist, hinterließ die Geschichte einen bleibenden Eindruck bei mir, weil sie mich an Einer flog über das Kuckucksnest erinnerte." Marianne Labisch "Eine orwelles[k]e Story mit einer verstörenden[,] aber cleveren Pointe." Thorsten Küper Lesung bei den Brennenden Buchstaben, "Die Partei hat immer Recht" (Youtube). | |
»Kollaps« in Peggy Weber-Gehrke (Hrsg.), »Singularitätsebenen«, 2021, Verlag für moderne Phantastik, Erstveröffentlichung, E-Book und Print (ISBN: 978-3-9818752-8-7), Science-Fiction (Auszug: "Weißinrotkreisgrünstrich warf mit weit aufgerissenen Stielaugen verblüfft den Rüssel hoch und stieß ein überraschtes Trompeten aus. Rote, orange und gelbe Streifen liefen vor Aufregung in Wellen über seine Stirn. Er ließ die Finger an seinem Rüssel über die Tastatur tanzen, um das Ergebnis zu überprüfen. [...] Kreischen von Affen und Vögeln stach durch den antarktischen Dschungel. Wassertropfen rannen vom Blattwerk der Bäume und tropften in die Pfützen, die sich auf großen Blättern gesammelt hatten, und zahllose Insekten schwirrten und summten umher. Hinter einem dicken, von Schlingpflanzen umwucherten Stamm kauerte Ulff und beobachtete den Trampelpfad, der zum See führte. Die Fläche um den See war brandgerodet, weil sie dort Kanna anbauten. Am See lebten nicht nur viele Pinguine, immer wieder suchten andere Tiere das Gewässer auf, um zu trinken. Irgendwann würde vielleicht ein Fuchs oder ein Schwein dort entlangkommen. Ulff trug, wie in allen Gilden, die hier lebten, üblich, nur ein Penisfutteral aus einer Kalebasse, das mit Opossumschwänzen an der Hüfte befestigt war und bis an seine Brust reichte, und so schwirrten Fliegen nicht nur um sein Gesicht, sondern auch um sein Gesäß. Es kitzelte unangenehm, wenn sie landeten, doch sie waren zwar lästig, aber harmlos, wenn sie nicht gerade ihre Eier in eine offene Wunde ablegten, deshalb machte er sich nur hin und wieder die Mühe, sie zu verscheuchen. Erst als er einen stechenden Schmerz an der Wade verspürte, schlug er mit lautem Klatschen zu. Das Geräusch erschreckte die Pinguine am See, sodass einer nach dem anderen sich elegant ins Wasser stürzte, um einzutauchen und davonzuschwimmen. Es war zwecklos, sie zu jagen, auch wenn sie so zahlreich waren, dass selbst ein schlecht gezielter Schuss irgendeinen getroffen hätte, doch Ma hatte den Verzehr von Fischen verboten, aller Fische, einschließlich derjenigen, die zeitweise an Land lebten, also auch den von Pinguinen." Lesung beim BuCon am 23.10.2021 um 14 Uhr. Discord: Buchmesse Convent bzw. direkt Verlag Moderne Phantastik etc.) | |
»Sojablut« in Volkmar Kuhnle (Hrsg.), »Tod des Helden«, 2021, Arcanum Fantasy Verlag (Imprint Saphir im Stahl), Erstveröffentlichung, ISBN: 978-3-939139-27-0, Fantasy (Auszug: "Sie hockten über ihr, einer presste seinen Mund auf die blutenden Wunde an ihrem Rücken. Als sie mich bemerkten, sprangen sie auf und rannten davon. Ich folgte ihnen ein paar Schritte, dann lief ich zurück zu der Frau. [...] [...] menschliches Blut enthält keinerlei Nährstoffe, die nicht auch in einer guten Pizza zu finden wären. Alles andere ist so schwachsinnig, als ob jemand behauptet, Menschen müssten Fleisch essen. Der einzige wahre Grund für Hämophagie ist Blutgier. [...] Ich wette, wenn ich an der Schussverletzung gestorben wäre, hätte es einen ominösen Ernährungspseudowissenschaftler zu einem Artikel in einer Fachzeitschrift veranlasst über Lungenschüsse bei Veganern, und die dem Pöbel nach dem leichenfressenden und kuhdrüsensekretsaufenden Mund redende Boulevardpresse hätte sich daraus eine gehäufte Schussgefahr bei veganer Ernährung zurecht gestrickt, wie sie das immer tut.") | |
Anthologien und Magazine 2020 | »Aesop« in Galax Acheronian (Hrsg.), »Hyper Orbis«, November 2020, Edition Ueberlicht im VMPG, E-Book, Print folgt, Science-Fiction (Aesop erschien zuerst 1994 in in Wolfgang Jeschke (Hrsg.), »Die Pilotin«, Heyne Verlag. Auszug: "Vielleicht war es ein Fehler, dass ich mich, vor die Wahl gestellt zwischen Euthanasie und Experiment, dafür entschied, Versuchskaninchen zu spielen. Im Nachhinein erscheint es verrückt, einfältig, möglicherweise auch feige. Ich gebe zu, ich hatte Angst; nicht vor dem Sterben, oh nein, wir alle kennen aus dem Kabel die Bilder des unter dem Hammer zersplitternden Gummischlauchs, des Regenwurms, der wie ein Bleistift zerbricht, der den Anschein ihrer Schönheit bewahrenden roten Rose, die zerbröckelt wie mürbes Papier: nach einem nur Sekunden dauernden Bad in flüssigem Stickstoff. Es soll von einem Augenblick zum anderen geschehen, es heißt, man fühlt nichts. Nein, nicht davor hatte ich Angst, sondern ... ich weiß nicht, vielleicht vor der Leere, die danach kommen mochte, vor dem endgültigen Auslöschen meines Denkens. Und so wählte ich, als sich mir diese scheinbar einmalige Gelegenheit bot, das, was ich in meiner Blindheit für das geringere Übel hielt.") |
»Pater Anselms Marsmission« in Ellen Norten (Hrsg.), »Das Alien tanzt Walzer«, 2020, p.machinery, Erstveröffentlichung, ISBN: 978-3-95765-213-3, E-Book: ISBN 978-3-95765-880-7, Science-Fiction (Auszug: "Während die wärmende Aprilsonne auf die ewige Stadt schien, ließ die Kühle der Kellergänge Pater Anselm frösteln. Nichteinmal elektrisches Licht gab es hier, zwei Schweizergardisten trugen Lampen vor ihnen her. Was konnte es sein, das der Heilige Vater ihm zeigen musste, damit er es glauben konnte, wie der Papst geheimnisvoll erklärt hatte? Glaubten sie nicht unbesehen das größte Geheimnis von allen, spürten sie nicht die Allgegenwart Gottes, ohne diesen je zu Gesicht bekommen zu haben? Was also bedurfte des Augenscheins? [...] Der Mars ist ein unwirtlicher Ort. Er erinnert mich ein wenig an meine Tage in Afrika, die nun schon Ewigkeiten her zu sein scheinen. Unfruchtbare Wüstenei, palmähnliche Bäume hier und da, doch die Palmwedel sehen riesenhaften gespreizten Bananenschalen gleich. Die Eingeborenen sind grün, grasgrün. Auf dem Haupte tragen sie zwei Antennen, die Ohren stehen wie Trichter von der Seite des Schädels ab, die enorme Hakennase sieht aus wie die des Heiligen Vaters, wenngleich um vieles größer. Ein Streifen Lamellen über dem breiten Mund, deren Funktion sich mir nicht erschließt, mutet ein wenig wie ein kecker Oberlippenbart an. Die drei Finger einer jeden Hand enden in Saugnäpfen an der Fingerspitze. Am auffälligsten ist jedoch das gewaltige, tiefblaue Zyklopenauge. Wohlgemerkt, blau ist nicht etwa die Regenbogenhaut, diese ist vielmehr pechschwarz, so dass sie die winzige Pupille übermäßig groß wirken lässt, sondern der Augapfel selbst, der bei uns Menschen weiß ist. Die einzigen anderen Wesen, die es hier zu geben scheint, sind taubengroße dreiarmige Kraken, grün wie die Marsianer und bis auf das eine kleine blaue Auge scheinbar ohne weitere Sinnesorgane, die hier allenthalben durch die Luft schweben wie lästige Fliegen." Rezension: "Achim Stößers "Pater [Anselms] Marsmission" spielt in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Der unorthodoxe Pater mit Afrikaerfahrung soll an Bord eines von Leonardo da Vinci gebauten Raumschiffs ins All vorstoßen [- n]icht umsonst gibt es einen Hinweis auf STAR TREK [-] und neue Schäfchen für Gott sammeln. Auf dem Mars stößt er bei den Marsianern auf intellektuelle Schwierigkeiten, wobei die Bewohner des roten Planeten relativ friedlich sind. Immerhin kommt von der Erde nicht der Ramsch wie von anderen Außerirdischen. Die Dialoge sind pointiert und das Universum, das Achim Stößer entwickelt, vielschichtig. Immer wieder finden sich kleine Hinweise wie auch Seitenhiebe auf bekannte Ereignisse. Die Idee der Massai Bekehrung zu Beginn der Geschichte ist die Lektüre wert. Vor allem weil Achim Stößer keine perfekte Lösung präsentieren will und damit sowohl die Marsianer als auch der Pater ihr Gesicht wahren können. Am Ende wünscht sich der Leser, diesen stoischen Pater auf seiner nächsten Mission nach Phobos begleiten zu können." Thomas Harbach [Hinweis: Die Phobos-Mission erscheint voraussichtlich 2024.]) | |
»Der alte Mann und das Mädchen« und »23X« in Peggy Weber-Gehrke (Hrsg.), »2101 – Was aus uns wurde: Post-Climate-Fiction-Stories«, 2020, Verlag für moderne Phantastik, beides Erstveröffentlichung, E-Book, ISBN: 978-3-9818752-7-0, Science-Fiction (Auszug aus "Der alte Mann und das Mädchen": "Die Sonnenglut verwandelte den Asphalt in einen grauen, stinkenden Brei, sodass es unmöglich wurde, darauf zu gehen. Die Trümmer neben der Straße, geborstene Gehwegteile und verfallene Häuser, aufgetürmte Stolperfallen, wären allenfalls für eine Bergziege begehbar gewesen, doch Ziegen gab es längst keine mehr. Daher entschloss er sich, der Hitze zu entfliehen und zu rasten. Mühsam kletterte er über die staubigen Brocken in der Hoffnung, ein Loch zu entdecken, das ihn in einen nicht einsturzgefährdeten oder eingestürzten Keller führen würde. Da hörte er ein Greinen. Er hielt inne und lauschte, unsicher, ob er sich vielleicht getäuscht haben könnte. Doch dann ertönte es wieder. Es klang wie ein Mensch, vielleicht ein Kind.[...] »[...] Einst lebten in einem Land Menschen, die nichts lieber taten als zu essen. Am allerliebsten aßen sie Drachenschwänze, Dracheneier und Käse aus Drachenmilch. Und weil sie das so gern aßen, brüteten sie immer mehr Dracheneier aus, denn Drachen legten nur ein einziges Ei im Jahr, und Drachen gaben nur einmal im Jahr Milch, nämlich dann, wenn sie ein Ei gelegt hatten, denn die Drachenmilch war natürlich für die Drachenkinder bestimmt, und bis die abgeschlagenen Drachenschwänze nachwuchsen, dauerte es gleichfalls ein Jahr. Schlüpften aus den Dracheneiern männliche Drachen, so töteten die Menschen sie meist, denn sie hielten sie für unnütze Esser mit dünnen Schwänzen, die ihnen weder Dracheneier noch Drachenmilch liefern konnten, ja sogar die Milch der Drachenmütter tranken, die doch die Menschen viel lieber für sich selbst haben wollten. Weil aber die Menschen so gern Drachenschwänze, Dracheneier und Drachenkäse aßen, gab es bald für jeden Einwohner des Landes Dutzende Drachen. Nun sollte man meinen, dass alle zufrieden waren – bis auf die Drachen, denen die Schwänze abgehauen und die Kinder geraubt wurden – doch die vielen, vielen Drachen mussten natürlich auch etwas essen, und weil sie so viele waren, aßen sie ein Vielfaches von dem, was die Menschen essen konnten. So gab es bald in den ärmeren Provinzen des Landes große Hungersnöte. [...]«" Auszug aus "23X": "Wer genau hinsah, konnte in einem der beiden Insektarien zahllose winzige Schildzecken entdecken, die an die Pflanzenhalme und -blätter geklammert lauerten; die Stechmücken im anderen waren jedoch gleich zu sehen, da die meisten auf der Innenseite der Glasscheiben saßen. Die Ratten dagegen in ihren Käfigen machten vor allem durch den Gestank ihres Urins und gelegentliches Rascheln auf sich aufmerksam. Hin und wieder hob eine der Stechmücken ab und landete eine Handbreit weiter. Das bohrende Summen wurde durch das Glas so weit gedämpft, dass es kaum zu hören war. »Der Mann ist das sekundäre Geschlecht, jeder Mensch nach der Zeugung zuerst weiblich«, keifte sie. »Frauen sind das Zukunftsmodell der Evolution, Männer das frühere Modell unserer Stammesgeschichte. Ein Auslaufmodell. Der Mann ist Geschichte.« Wie ein Klischeefilmbösewicht musste sie ihrem Opfer ihre Pläne und ihre psychotischen Gedanken ins Gesicht schleudern.") | |
»Quecksilberding«, »Das Ding aus dem Sand« und »Krieg mit der Venus oder Nahbegegnung der fünften Art« in Peggy Weber-Gehrke (Hrsg.), »Rebellion in Sirius City: Collection of Retro Science Fiction Stories«, 2020, Verlag für moderne Phantastik, alle Erstveröffentlichung, ISBN: 978-3-9818752-6-3; Science-Fiction im Stil der 50er und 60er Jahre; Print, das E-Book erschien mit abweichendem Cover (Auszug aus "Quecksilberding": "Was dagegen gebraucht würde, waren elektrische Zeitungen, die sich im Bus lesen ließen. Eichstädt dachte nach. Wie wäre es, vor jedem Sitz einen Bildschirm anzubringen, der Zeitungsartikel anzeigte? Über einen Drehregler müssten sich die Schlagzeilen ganz nach Belieben nach oben oder unten verschieben lassen. Selbstverständlich gäbe es keine Bilder und die Schrift durfte nicht so klein sein wie in einer gedruckten Zeitung, weil sie auf dem Bildschirm sonst unleserlich wäre, aber an Platz mangelte es ja nicht. Doch wie sollten die Nachrichten eingespeist werden? Während der Fahrt eine Yagi-Antenne auszurichten, über die die Nachrichten zu empfangen waren, musste ein Ding der Unmöglichkeit sein. Man könnte aber doch die hinteren Sitze herausreißen und stattdessen für die Neger Stehplätze einrichten, ein paar Stangen mit Halteschlaufen, dadurch würde im Heck Raum geschaffen für ein kleines Elektronengehirn, das mit modernen Transistoren arbeitete statt mit Vakuumröhren und so kompakter und billiger gebaut werden konnte. [...] An den Haltestellen müssten Zeitungsjungen bereitstehen, die dem Fahrer Lochkarten aushändigten, der so das Elektronengehirn mit den neuesten Schlagzeilen zu füttern in die Lage versetzt würde, welches diese wiederum über Kabel in die Anzeigegeräte einspeisen konnte. Programmieren war eigentlich Frauenarbeit, ein Busfahrer sollte das also allemal hinbekommen." Auszug aus "Das Ding aus dem Sand": "Strobel widersprach: »[...] Hitler wird Reichskanzler werden, das ist unvermeidlich. Ohne ihn wird Deutschland untergehen.« »Da wäre ich mir nicht so sicher. Und ob Hitler die Rettung ist, selbst wenn er die grassierende Arbeitslosigkeit bekämpft, weiß ich auch nicht. Die Putschgerüchte kommen nicht von ungefähr. Wenn von Papen und Hugenberg glauben, einen Reichskanzler Hitler im Zaum halten zu können, haben sie sich geschnitten.« »Und das ist gut so!«, fuhr Strobel dazwischen. »Ist es das? ›Der Mensch hat böse Augen‹, sagte meine Tante schon vergangenen Winter.« »Was für ein abergläubischer Unfug!«, echauffierte sich Strobel. »Sie werden sich noch wundern, was dieser Mann vollbringen wird.« »Wir sollten uns langsam zur Nachtruhe begeben, morgen wird ein anstrengender Tag.« Mit diesen Worten beendete Mollenkott die Unterhaltung, ohne jedoch Anstalten zu machen, zu seinem Nachtlager zu streben. Er ließ seinen Blick über den nun abgesehen von der Sternenfülle gänzlich lichtlosen Himmel gleiten. Deutsch-Südwestafrika mochte nicht mehr sein, was es gewesen war, ja gänzlich von der Landkarte gestrichen, doch die Wüste, die hier kohlrabenschwarz vor ihnen lag, schien seit Jahrmillionen unverändert, vielleicht seit der Zeit, als hier Dinosaurier, jene wie das Gros des deutschen Volkes trägen, dummen und unbeholfene Kreaturen, umhergestapft waren. Nicht weit entfernt lachte eine Hyäne." Auszug aus "Krieg mit der Venus oder Nahbegegnung der fünften Art": "Im Licht der Autoscheinwerfer, das die Dunkelheit des Feuchtgebiets wie eine Teergrube wirken ließ, starrten sie dutzende blutroter Augenpaare aus dem schwarzen Wasser an. Auch wenn hier und da ein unterarmlanger Karpfen aus dem Fluss sprang, blieben die archaischen Urzeitwesen reglos liegen – wie tot. Der morastige Grund machte es unmöglich, mit dem Pick-up noch weiterzufahren, doch im Schilf der Sümpfe lauerten mehr als genug Alligatoren, um binnen weniger Augenblicke lohnende Beute für die beiden Jäger abzugeben. Iosif Kirillowitsch Kusnets ohrfeigte sich, betrachtete dann seine Handfläche, konnte jedoch nicht erkennen, ob ein zerquetschter Moskito daran klebte.") | |
»Blauzahn« in Björn Sülter (Hrsg.), »Corona Magazine #354«, Juli 2020, Verlag in Farbe und Bunt, Erstveröffentlichung, ISBN: 978-3-95936-239-9, Fantasy, E-Book, kostenlos ("Blauzahn" spielt wie "Meerjungfrauenblut", "Reitdrachenmetzger" und "Drachenmast" im – weitgehend autobiographisch angelegten – Draqi-Universum. Ähnlichkeiten mit einer realen Tierrechtsinitiative sind nicht ganz zufällig. Diese Geschichte handelt von der ersten Begegnung mit Blauzahn. Auszug: "Als Quarzerz die Tür zuschlug, zischte Ankertau ihr ein »Schsch!« zu, von einem Riesenbaum flogen Schwarzdrachen auf, die dort geschlafen hatten, um bei Tag Saat von den Feldern zu stibitzen, als der Lärm sie aufschreckte, und im Gehölz raschelte und knackte es, während wohl ein Ork oder ein Tatzelwurm sich davonstahl. Der herbstliche Wald roch modrig. Ankertau schloss vorsichtig und fast geräuschlos seine Tür. Er versuchte, die Dunkelheit zu durchdringen. Fast einen Tausendschritt entfernt schwebten ein paar schwach erleuchtete Fenster in der Schwärze. Nur der dunkelblaue Himmel, an dem keiner der Monde leuchtete, ließ die Silhouetten der hügeligen Landschaft und des Hauses erahnen. Immerhin waren sie selbst so auch kaum zu entdecken. Wortlos überquerten sie die Straße und gingen querfeldein über die Äcker auf das Haus zu. Der Ackerboden war trocken, weil es schon länger nicht mehr geregnet hatte, dennoch sanken ihre Füße tief in die Erde ein, was das Gehen beschwerlich machte. Nicht weit entfernt flohen ein paar gespenstisch weiße Engel, die sich ängstlich in eine Kuhle gedrückt hatten, als die beiden ihnen zu nahe kamen. Auch ein Schleichdrache stakste über das Feld, zog aber unbeirrt weiter, nachdem er sie aus leuchtenden Augen kurz gemustert hatte.") | |
»Kipppunkte« in Hermann Schladt (Hrsg.), »Die Zukunft der Männer«, 2020, VSS-Verlag, Erstveröffentlichung, ISBN: 979-8-66963-101-7, Science-Fiction, Print / E-Book. (Auszug: "Einige Wabenzellen hatten sich vom Verbund gelöst und umschwirrten verwirrt die Wabe wie Motten eine Straßenlaterne oder Weltraumschrott die tote Erde. Captain Ilse Becker steuerte ihren Abfangjäger näher an eine der losen Zellen heran und feuerte einen Torpedo ab. Ohne die Stille des Weltraums zu stören, flog das Geschoss minutenlang auf die Wabe zu, um dann ebenso laut- wie, abgesehen von einem leichten Trudeln der Zelle, wirkungslos an den Zelllamellen der Außenhaut zu explodieren. Alles, was die Kampfpilotin hörte, war das keuchende Geräusch ihres eigenen Atems in der nach Gummi stinkenden Luft des Helms, das leise Summen der Maschinen und gelegentlich Anweisungen des Rottenführers oder der Kettenkommandeurin aus den Cochleaimplantaten. Dass die Torpedos nutzlos waren gegen die Wabe, wussten sie inzwischen aus Erfahrung. Sie waren dafür gemacht, in unregelmäßigen Translunarorbitalscharmützeln die Angriffe auf die selenitische Euramunion, die von den großchinesischen Mondsiedlungen ausgingen, abzuwehren, nicht, um gegen interstellare Eindringlinge vorzugehen. [...] Er beugte sich über sie, so dass seine Haarpasta fast ihr Kinn berührte. Ihr Gestank war so streng, dass sich unwillkürlich die Ventilklappe seines Nasenlochs – seines einzigen Nasenlochs – schloss. Es war eine Mischung aus Buttersäure, Lösungsmittel und ätherischen Ölen. »Wobei ich natürlich nicht allzu vertraut mit eurer Anatomie bin, die Funktion einiger deiner Organe ist mir bislang unklar«, fuhr er fort und richtete sich wieder auf. »Wir konnten nur auf eure Datenströme zugreifen, nicht auf die Wolke.« Ilse Becker schluckte. »Du sprichst meine Sprache?«, würgte sie hervor. »Nein, wie sollte ich? Ich bin Arzt, kein Linguist.« Eine purpurne Zunge mit etwas wie vier kleinen Greiftenakeln fuhr aus seinem breitlippigen Mund und schnellte wieder zurück, ehe Ilse erkennen konnte, ob die Tentakelchen punktgemustert waren oder doch mit kleinen Saugnäpfen versehen.") | |
»Das Ende der Regenbogen« in Gerhard Schneider (Hrsg.), »Kaltes klares Wasser«, 2020, p.machinery, Erstveröffentlichung, ISBN 978-3-95765-194-5 (Print), ISBN 978-3-95765-894-4 (E-Book), Science-Fiction, Print und E-Book (Anmerkung: »Das Ende der Regenbogen« schildert die Ereignisse vor und nach der Episode in der später entstandenen, jedoch bereits erschienenen Kurzgeschichte »Methanatmer«. Auszug: "Inmitten der Sandwüste lagen zwischen den Überresten der Kais verrottende Boote, ausgebleicht von der Sonne wie einst die hohläugigen Rinderschädel im Western. Noch vor wenigen Jahren waren hier Zitrusfrüchte gewachsen, Orangen und Zitronen an dürren, staubigen, aber lebendigen Bäumen. Doch der Starnberger See war längst ausgetrocknet, die Brunnen versiegt, die Haine verschwunden. Die Masten der Boote ragten nutzlos in die Luft wie die verzweifelt emporgereckten Arme Ertrinkender. Es war noch früher Morgen, aber heiß und fast windstill. Ertrinken, dachte Hermine, während sie die steile Uferböschung erklomm, musste ein wundervoller Tod sein, umgeben von einer schier unglaublichen Menge Wasser, die in einen eindrang, einen erfüllte ... Wasser, überall Wasser, und dann Stille, Dunkelheit." Rezension: "Auch Achim Stößer präsentiert in "Das Ende der Regenbogen" eine interessante Alternative zum Verdursten auf der Erde. Ein junges Mädchen macht sich auf die Suche nach ihrem Vater, von dem sie schon lange getrennt lebt. Sie fährt mit einem Fahrrad durch die Einöde zu ihm und beschreibt, wie sehr sich das Land verändert hat. Am Ende resigniert der Vater nicht, sondern weiht sie in seinen ultimativen Fluchtplan ein. Achim Stößer lässt vor der ökologischen Katastrophe Erinnerungen sowohl an Robert A. Heinlein wie auch John Varley aufkommen, welche die Frontiermentalität in ihren für ältere Jugendliche geschriebenen Büchern zelebrierten. Im Gegensatz zu vielen nihilistischen Geschichten dieser Anthologie zeigt Achim Stößer auf, dass das Individuum schwer unterzukriegen ist." Thomas Harbach) | |
»Lämmer und Kälber« in Peggy Weber-Gehrke (Hrsg.), »Krieg der Mondvölker«, Verlag für moderne Phantastik, Print-Erstveröffentlichung, 2020, ISBN: 978-3-9818752-5-6, zuvor erschienen als E-Book, Science-Fiction (Teaser: Niklas ist nachts im Wald unterwegs, um mit einigen anderen Tierrechtsaktivisten Hochsitze zu verbessern, als in der Nähe ein Ufo landet. In dessen Inneren macht er eine unerfreuliche Entdeckung. "Kälber" ist ein Prequel von "Lämmer", beide Kurzgeschichten sind hier vereint. Auszug: Sie hatten ihren Rhythmus gefunden, das Kanzeldach schwankte bereits um Meterbreite. Erneut ein Krachen, laut. »Achtung! Er fällt!«, rief Dimitri, sie ließen das Seil los und stoben auseinander. Die Kanzel krachte auf den weichen Waldboden und das splitternde Glas klirrte, genau dort, wo sie eben noch gestanden hatten. Während die anderen ein wenig an den Trümmern sägten, damit diese nicht wiederverwendet werden konnten, löste Niklas den Karabinerhaken und rollte das Seil ein. [...] Niklas trat um den Sessel herum und erstarrte. Über dem knisternden Feuer drehte sich mit kaum hörbar summendem Motor ein Spieß, auf dem ein braunglänzender Körper steckte, vollständig, Kopf, Rumpf, vier Gliedmaßen. Es sah auf den ersten Blick aus wie ein Spanferkel. Fett tropfte zischend in die züngelnden Flammen. Der Rauch, der von ihnen aufstieg, verschwand in einer Abzugshaube an der Decke. Ein Alien-Raumschiff, in dem jemand an einem Lagerfeuer eine Leiche grillte – ein bizarrer Anblick, mindestens so atavistisch wie die Tasche aus Tierhaut, in die manche ihr iPad hüllten.) | |
»Quecksilberding«, »Das Ding aus dem Sand« und »Krieg mit der Venus oder Nahbegegnung der fünften Art« in Peggy Weber-Gehrke (Hrsg.), »Rebellion in Sirius City: Collection of Retro Science Fiction Stories«, 2020, Verlag für moderne Phantastik, alle Erstveröffentlichung; Science-Fiction im Stil der 50er und 60er Jahre; E-Book, die Printversion erscheint mit abweichendem Cover (Auszug aus "Quecksilberding": "Was dagegen gebraucht würde, waren elektrische Zeitungen, die sich im Bus lesen ließen. Eichstädt dachte nach. Wie wäre es, vor jedem Sitz einen Bildschirm anzubringen, der Zeitungsartikel anzeigte? Über einen Drehregler müssten sich die Schlagzeilen ganz nach Belieben nach oben oder unten verschieben lassen. Selbstverständlich gäbe es keine Bilder und die Schrift durfte nicht so klein sein wie in einer gedruckten Zeitung, weil sie auf dem Bildschirm sonst unleserlich wäre, aber an Platz mangelte es ja nicht. Doch wie sollten die Nachrichten eingespeist werden? Während der Fahrt eine Yagi-Antenne auszurichten, über die die Nachrichten zu empfangen waren, musste ein Ding der Unmöglichkeit sein. Man könnte aber doch die hinteren Sitze herausreißen und stattdessen für die Neger Stehplätze einrichten, ein paar Stangen mit Halteschlaufen, dadurch würde im Heck Raum geschaffen für ein kleines Elektronengehirn, das mit modernen Transistoren arbeitete statt mit Vakuumröhren und so kompakter und billiger gebaut werden konnte. [...] An den Haltestellen müssten Zeitungsjungen bereitstehen, die dem Fahrer Lochkarten aushändigten, der so das Elektronengehirn mit den neuesten Schlagzeilen zu füttern in die Lage versetzt würde, welches diese wiederum über Kabel in die Anzeigegeräte einspeisen konnte. Programmieren war eigentlich Frauenarbeit, ein Busfahrer sollte das also allemal hinbekommen." Auszug aus "Das Ding aus dem Sand": "Strobel widersprach: »[...] Hitler wird Reichskanzler werden, das ist unvermeidlich. Ohne ihn wird Deutschland untergehen.« »Da wäre ich mir nicht so sicher. Und ob Hitler die Rettung ist, selbst wenn er die grassierende Arbeitslosigkeit bekämpft, weiß ich auch nicht. Die Putschgerüchte kommen nicht von ungefähr. Wenn von Papen und Hugenberg glauben, einen Reichskanzler Hitler im Zaum halten zu können, haben sie sich geschnitten.« »Und das ist gut so!«, fuhr Strobel dazwischen. »Ist es das? ›Der Mensch hat böse Augen‹, sagte meine Tante schon vergangenen Winter.« »Was für ein abergläubischer Unfug!«, echauffierte sich Strobel. »Sie werden sich noch wundern, was dieser Mann vollbringen wird.« »Wir sollten uns langsam zur Nachtruhe begeben, morgen wird ein anstrengender Tag.« Mit diesen Worten beendete Mollenkott die Unterhaltung, ohne jedoch Anstalten zu machen, zu seinem Nachtlager zu streben. Er ließ seinen Blick über den nun abgesehen von der Sternenfülle gänzlich lichtlosen Himmel gleiten. Deutsch-Südwestafrika mochte nicht mehr sein, was es gewesen war, ja gänzlich von der Landkarte gestrichen, doch die Wüste, die hier kohlrabenschwarz vor ihnen lag, schien seit Jahrmillionen unverändert, vielleicht seit der Zeit, als hier Dinosaurier, jene wie das Gros des deutschen Volkes trägen, dummen und unbeholfene Kreaturen, umhergestapft waren. Nicht weit entfernt lachte eine Hyäne." Auszug aus "Krieg mit der Venus oder Nahbegegnung der fünften Art": "Im Licht der Autoscheinwerfer, das die Dunkelheit des Feuchtgebiets wie eine Teergrube wirken ließ, starrten sie dutzende blutroter Augenpaare aus dem schwarzen Wasser an. Auch wenn hier und da ein unterarmlanger Karpfen aus dem Fluss sprang, blieben die archaischen Urzeitwesen reglos liegen – wie tot. Der morastige Grund machte es unmöglich, mit dem Pick-up noch weiterzufahren, doch im Schilf der Sümpfe lauerten mehr als genug Alligatoren, um binnen weniger Augenblicke lohnende Beute für die beiden Jäger abzugeben. Iosif Kirillowitsch Kusnets ohrfeigte sich, betrachtete dann seine Handfläche, konnte jedoch nicht erkennen, ob ein zerquetschter Moskito daran klebte.") | |
Anthologien und Magazine 2019 | »Meerjungfrauenblut« in Maria Panter (Hrsg.), »Tiermenschen«, 2019, Alea Libris, Erstveröffentlichung, E-Book, ISBN: 978-3-94581-440-6, Fantasy ("Meerjungfrauenblut" spielt wie "Reitdrachenmetzger" und "Drachenmast" im – weitgehend autobiographisch angelegten – Draqi-Universum. Ähnlichkeiten mit einer realen Tierrechtsinitiative sind nicht ganz zufällig. Diese Geschichte handelt vom Versuch, eine Meerjungfrau zu befreien. Auszug: "Der Beuteldrache hing betäubt an einem Haken von der Decke des Schlachtraums. Mit einem raschen Schnitt öffnete der Schlachter seine Kehle, ein armdicker Blutstrahl schoss heraus. »Wenn die Milchproduktion nachlässt, ist der Beuteldrache eigentlich wertlos«, dozierte der Tierschützer, der zugleich Leiter des Schlachthofs war, ohne den von der Decke baumelnden Drachen eines Blicks zu würdigen. »Daher wurden bislang Beuteldrachen im Alter von vier oder fünf Jahren entsorgt. Wir aber wollen sie nun weiternutzen, das Fleisch mag zäh sein, doch als Suppenfleisch oder Hausdrachenfutter taugt es allemal.« Goldwiese presste die Zähne zusammen, um sich nichts anmerken zu lassen. Die Absurdität der Gedanken von Tierschützern war ihr zutiefst zuwider, und sie gipfelte in der Person dieses Schlachthofleiters und seinen Plänen. [...] In diesem Augenblick öffnete der Drache die Augen, und sein Blick fiel direkt in ihre. Am Bein von der Decke hängend, mit schlaffen, gestutzten Flügeln, versuchte er vergeblich, sich aufzubäumen, so dass er jedoch nur ein wenig hin und her schaukelte, während der Blutstrahl Achten auf den Boden sprühte, die auf den bereits völlig blutbesudelten Kacheln nicht zu sehen waren. Er versuchte zu schreien, doch seiner aufgeschlitzten Kehle entrang sich nur ein gluckerndes Fauchen. Hilflos stand Goldwiese daneben, unfähig, sich auch nur zu rühren, und starrte ihm weiter in das ihr zugewandte Auge. Die Bewegungen des Drachen wurden schwächer. Endlich riss Goldwiese sich los und stürmte hinaus, wobei sie dutzende Schritte weit eine blutige Fußspur hinterließ. Zitternd stieg sie in ihren Schreitwagen, schlug knallend die Tür zu und saß da – glasstrichlang, Glasstriche, die ihr wie ganze Glasen vorkamen – und starrte vor sich hin. Den flehenden Blick des sterbenden Beuteldrachen würde sie ihr Leben lang nicht loswerden.[...] »Sollen sich doch die Tier- oder Artenschützer darum kümmern«, warf Wolkenwald ein. »Meerjungfrauenschutz ist schließlich eines ihrer Lieblingsthemen«, stimmte Goldwiese zu. »Ein typischer Randaspekt, gegen den sie wunderbar vorgehen können, ohne dass sich jemand auf die Zehen getreten fühlt oder gar sein Verhalten ändern muss. Spendenträchtig ist es ohnehin, wo Meerjungfrauen doch so menschenähnlich sind.« »Nur halb«, widersprach Wolkenwald, »und nur äußerlich. Sie sind schließlich keine Säugetiere, sondern überwiegend aquatisch lebende Amphibien.« »Währenddessen werden Milliarden Drachen eingesperrt und ermordet«, fuhr Goldwiese verärgert fort, »um ihre Leichen, ihre Eier, ihre Milch, ihre Haut und ihre Federn zu vermarkten.« Hinweis: In der aktuellen Auflage ist diese Kurzgeschichte nicht mehr enthalten.) |
»Astronaut*!3<$#innen« in »hEFt für Literatur, Stadt und Alltag«, #57, »Ein Mann wie Steffi Graf oder Wir brauchen Eier!«, Oktober 2019, Erstveröffentlichung, (Auszug: "Und nun ist die interplanetarische Mission interstellar statt nur international: Einige von einem der beiden Gesteinsplaneten des Roten Zwergs Lalande 21185 im Großen Bären sind dabei (von jedem ihrer drei Geschlechter mindestens zwei), allesamt hermaphroditische Gammacygniden, Leute von Epsilon Eridani mit fast erdmonatlich wechselndem Geschlecht und sogar ein geschlechtsloses Energiewesen von CoRoT-4b, so dass es auf dem Flug mehr als nur männliche und weibliche Astronauten geben wird." Kostenlos als PDF unter blog.heft-online.de/hEFt/blog/th_gallery/57-ein-mann-wie-steffi-graf-oktober-2019/ und gedruckt – ebenfalls kostenlos – in Erfurt: Bibliothek am Domplatz, Buchhandlung Peterknecht, Buchhandlung Tintenherz, Café Füchsen, Café Nerly, Café Tikolor, Café Wildfang, Campus Hilgenfeld (Uni-Campus), Comic Attack, Copy-Team, double b, Franz Mehlhose, Haus Dacheröden, Henner Sandwiches, Café Hilgenfeld, Klanggerüst, Kinoklub am Hirschlachufer, Krämerbrücke 25, Kunsthaus Erfurt, Opera Hostel, Peckham's, Radio F.R.E.I., RedRoXX, re4-hostel, Stadtgarten, Steinhaus/Engelsburg, Weinstein Le Bar, Waschsalon Schongang | Gera: Clubzentrum COMMA | Gotha: art der stadt | Greiz: Alte Papierfabrik | Ilmenau: TU-Campus | Jena: Café Wagner, Kunsthof Jena | Meiningen: Kunsthaus | Nordhausen: studio 44 | Saalfeld: SRB Offener Kanal | Weimar: ACC, mon ami | |
»Lämmer und Kälber« in Peggy Weber-Gehrke (Hrsg.), »Krieg der Mondvölker«, Verlag für moderne Phantastik, Erstveröffentlichung, September 2019, Druckausgabe 2020, Science-Fiction (Teaser: Niklas ist nachts im Wald unterwegs, um mit einigen anderen Tierrechtsaktivisten Hochsitze zu verbessern, als in der Nähe ein Ufo landet. In dessen Inneren macht er eine unerfreuliche Entdeckung. "Kälber" ist ein Prequel von "Lämmer", beide Kurzgeschichten sind hier vereint. Auszug: Sie hatten ihren Rhythmus gefunden, das Kanzeldach schwankte bereits um Meterbreite. Erneut ein Krachen, laut. »Achtung! Er fällt!«, rief Dimitri, sie ließen das Seil los und stoben auseinander. Die Kanzel krachte auf den weichen Waldboden und das splitternde Glas klirrte, genau dort, wo sie eben noch gestanden hatten. Während die anderen ein wenig an den Trümmern sägten, damit diese nicht wiederverwendet werden konnten, löste Niklas den Karabinerhaken und rollte das Seil ein. [...] Niklas trat um den Sessel herum und erstarrte. Über dem knisternden Feuer drehte sich mit kaum hörbar summendem Motor ein Spieß, auf dem ein braunglänzender Körper steckte, vollständig, Kopf, Rumpf, vier Gliedmaßen. Es sah auf den ersten Blick aus wie ein Spanferkel. Fett tropfte zischend in die züngelnden Flammen. Der Rauch, der von ihnen aufstieg, verschwand in einer Abzugshaube an der Decke. Ein Alien-Raumschiff, in dem jemand an einem Lagerfeuer eine Leiche grillte – ein bizarrer Anblick, mindestens so atavistisch wie die Tasche aus Tierhaut, in die manche ihr iPad hüllten.) | »Zunder erlischt« in Sven Klöpping und Galax Acheronian (Hrsg.), »Xeno-Punk«, 2019, Sternwerk, Erstveröffentlichung, ISBN: 978-3-740747-329, Science-Fiction (Klappentext: "Einmal Punk, immer Punk! Diese Lebenseinstellung bedeutet frei, laut und anders zu sein. Punk zelebriert Sex, Drogen, Anarchie, und Rebellion. Steht ein für Freiheit und Gemeinschaftlichkeit ohne Diskriminierung, Ausgrenzung oder Rassismus. Doch wie würde dieses Bedürfnis nach Individualität und absoluter Selbstbestimmung auf anderen Welten aussehen? Wie (über)lebt ein Alien-Punk in einer totalitären Welt, in welcher das Staatssystem sogar speichert, welches Klopapier gekauft und wann es benutzt wird? Wie funktioniert eine Welt, die sich Aliens und Menschen teilen? Sind Außerirdische größeren Anfeindungen ausgesetzt als Immigranten, Andersdenkende oder Andersliebende? Würden diese Wesen eher bei den Punks Akzeptanz finden? Antworten liefert diese Anthologie, in der sowohl bekannte als auch unbekannte Namen des SF-Genres vertreten sind. Auszug: "Seit zweitausend Jahren bin ich nun schon hier, und hundertvier Mal gestorben. Gelegentlich durch einen Unfall, doch meist habt ihr mich ermordet. Sicher, das ist nicht so schlimm, als wenn ich ein Mensch wäre, aber schlimm genug, zumal ihr nicht wusstet, wer ich bin, und dass mein Tod nur vorübergehend ist. Abgesehen davon, dass es Monate dauert, einen neuen Avatar anzulegen, ist jede Geburt darin eine Qual. Ich erinnere mich noch an das erste Mal, das schrecklichste: Mein Bewusstsein erwacht in völliger sensorischer Deprivation, finsterste Dunkelheit, tonloseste Stille, keine Wärme oder Kälte, kein Gefühl, ein Nichts wie im Tod. [...]. Katzen sind eine ausgezeichnete Möglichkeit, Menschen zu beobachten und sich dennoch unbeobachtet wähnen zu lassen. Das Problem dabei ist, dass der Katzenavatar nicht allzu lang an einem Ort verweilen darf, weil ihm sonst eingedoste Leichen anderer Tiere vorgesetzt werden. Ein Hund war ich nur ein einziges Mal, für kurze Zeit; deren Bewegungsfreiheit ist zu stark eingeschränkt. Als ich mich zwischen eine Mutter und ihr Kind, das sie misshandelte, stellte, wurde ich – ich, nicht sie! – aufgrund meiner angeblichen Aggressivität umgebracht, »eingeschläfert«, wie sie es euphemistisch nannte. Darauf, ein Huhn, ein Rind oder ein Schwein zu werden, verzichtete ich, da ich wenig Lust verspürte, eingepfercht und an den Beinen aufgehängt zu werden, um mit aufgeschnittener Kehle auszubluten. [...] Krieg gegen andere Spezies, Krieg gegen eure eigene. Ein blutiges Schlachten wohin man blickt. Entsetzlich, schauderhaft, grauenvoll. Sicher, es gibt Ausnahmen, Menschen, die sich der gesellschaftlichen Norm widersetzen, doch zwei Tropfen Wasser lassen keine Wüste erblühen.") |
»Ungeheuer« in Europa-Literaturkreis Kapfenberg (Hrsg.), »Reibeisen Nr. 36«, 2019, Das Kulturmagazin aus Kapfenberg (Österreich), Erstveröffentlichung, ISSN: 1810-0473, Science-Fiction (Auszug: "Zenzi war einiges an skurrilen und fremdartigen Gästen im Biergarten gewohnt. [...] Doch als sich nun ein gut drei Meter großes außerirdisches Wesen in schwarzer Metallrüstung (oder vielleicht auch ein nacktes Alien mit glänzendschwarzem Exoskelett oder im Latexanzug über knochenharter Chitinhaut) näherte, das einem Alptraum entstiegen zu sein schien, hob sie doch kurz die Augenbrauen. Keinem gewöhnlichem Alptraum, sondern dem Alptraum eines illegitimen Nachkommen von H.P. Lovecrafts Cthulhu und HR Gigers Alien. Sie seufzte. Zumindest würde es nicht mehr lang dauern bis zu ihrem Feierabend, wenigstens was den Biergarten betraf, nach der Mittagszeit würde sie erst recht arbeiten müssen, vielmehr sich auf die kommende Sinologieprüfung vorbereiten, da Semesterferien waren. Das Alienwesen stakste herbei, leicht gebeugt, um nicht mit dem Kopf die unteren Äste der schattenspendenden Kastanienbäume zu streifen, quetschte sich stöhnend umständlich und ungelenk auf einen freien Platz, während die Gäste darumherum je nach Laune und Temperament ein wenig abrückten (einer verhedderte sich dabei in der blau-weiß rautierten Tischdecke, so dass ihm das Holzbrettchen mit Obatzda, Radi, Butter und Schwarzbrot in den Schoß fiel), mitten im Weißwurstzuzeln erstarrten oder das Ereignis filmten, um es in den sozialen Medien zu verbreiten. Seine Augen sahen aus wie zwei glänzende, rote Christbaumkugeln.") |
»Der Mann vom Mars«, »Die Arecibo-Botschaft« und »Silvesterfeuerwerk« in Peggy Weber-Gehrke (Hrsg.), »Flucht von Zumura«, Verlag für moderne Phantastik, alle Erstveröffentlichung, E-Book ab 19. April, Print ab Ende Juni, ISBN: 978-3-9818752-3-2, Science-Fiction (Teaser: "Der Mann vom Mars" wird als Beobachter auf einem interstellaren Schiff, dessen Besatzung ansonsten ausschließich irdisch ist, mit deren Sexismus konfrontiert. Aliens empfangen "Die Arecibo-Botschaft", nehmen die Einladung an – und Donald Trump twittert. Während das "Silvesterfeuerwerk" das neue Jahr ankündigt, beginnen außerirdische Mönche und Nonnen in ihrem Kampagnenschiff die göttliche Unterwerfung der Erde. Auszüge: Auch wenn das Ende des terranisch-marsianische Kriegs nun über zwei Jahre zurück lag, beschlich mich doch ein mulmiges Gefühl: der einzige Marsianer auf einem ansonsten von Erdlingen besetzten Schiff. [...] Angeblich mischten sie sogar Vogeleier in Nudeln, aber das hielt ich für ein Gerücht, die Schalen hätten die Lasagneplatten wohl völlig unbrauchbar gemacht. [...] Ohnehin ließ die Art, wie die Besatzung zusammengewürfelt war, eher auf ein politisches als ein vernünftiges Auswahlverfahren schließen, nicht nur was das Geschlecht betraf. Eine Mathematikerin, zumal wenn sie sich, wie in Veritys Fall, auf algorithmische Linguistik spezialisiert hatte, würde sich sicherlich zumindest für den Glücksfall als nützlich erweisen, dass wir auf eine intelligente Spezies (oder ein Individuum wie Lems Ozean) trafen. [...] Aber statt der Sinologin, der Yogatherapeutin, dem Heilpraktiker, der Mediengestalterin, der Pastorin, der Schauspielerin hätte ich mir auf einer solchen Expedition eher Astrophysiker, Geologen oder auch Biologen gewünscht. [...] Die Kommandantin – auch die hierarchische Strukturierung, die ein solcher Posten impliziert, ist so typisch für die irdische Sozialstruktur – [...] war auf der Erde Schnellrichterin für Sexualstrafrecht gewesen. Inwiefern sie das für ihre Aufgabe an Bord qualifizierte, erschloss sich mir nicht. Schließlich musste sie in ihrem eigentlichen Beruf nichts anderes tun, als Formulare zu unterzeichnen, da nach irdischem Recht die Deutungshoheit bezüglich solcher Delikte bei der Frau lag und somit der Großteil der Fälle eindeutig war, Beweise, Zeugen, Gutachten überflüssig [...] es war nicht verwunderlich, dass sie aus ihrer Sicht die marsianische anarchistische Gesellschaft, in der wir alle gleichberechtigt sind – insbesondere natürlich unabhängig von irgendwelchen irrelevanten Merkmalen wie Blutgruppe, Augenfarbe oder Geschlecht – als »Patriarchat« wahrnahmen. Wer sein Leben lang bis zum Hals in einer Klärgrube steht, dem scheint wohl reine Luft zu stinken. »Das nächste verstehe ich nicht, aber darunter scheint eine vereinfachte Darstellung der Körper der Absender zu sein, demnach sehen sie uns ähnlich, aufrechter Gang, zwei Beine, zwei Flügel ... das links daneben könnte ein Maßstab sein, beschriftet mit der Binärzahl 14. Folglich wären sie, wenn die Basiseinheit die Wellenlänge der Nachricht ist, ein Viertel kleiner als wir.« »So viel Information in einem Flügelvoll Bits?« Fichao pfiff anerkennend. »Keine Idee, was das rechts daneben darstellt. Darunter dürfte sich ein schematisches Abbild des nur wenige Lichtjahre entfernten Sonnensystems befinden, aus dem die Botschaft kam – links die Sonne, dann Planeten, wobei der dritte ein Pixel höher und direkt unter der Körperdarstellung steht – sie käme also vom dritten Planeten. Was die beiden Zacken unter der Halbellipse danach sein sollen, weiß ich nicht.« [...] Donald J. Trump? @realDonaldTrump They caused an eclipse while approaching. Now you know who's responsible for a "climate change". Übersetzt aus dem Englisch von Bing Sie verursachten eine Sonnenfinsternis während der Annäherung. Jetzt wissen Sie, wer für einen "Klimawandel" verantwortlich ist. Donald J. Trump? @realDonaldTrump We will build a wall, a great cislunar wall to keep those alien bastards away from America. Übersetzt aus dem Englisch von Bing Wir bauen eine Mauer, eine großartige cislunar Mauer, um diese fremden Bastarde von Amerika fernzuhalten. Der kalte, bläuliche Lichtimpuls des sich öffnenden Tachyonentunnels weit innerhalb der Marsbahn blieb ebenso unbemerkt wie derjenige, welcher der Ankunft der Sonde jenseits des Kuipergürtels vorausgegangen war. Nanosekunden später fiel diesmal jedoch keine Sonde aus dem Loch, sondern ein ganzes Raumschiff mit einer Besatzung von fast einhundertfünfzig Mönchen und Nonnen. [...] Nun eilte Klkklk zur Kommandobrücke, um die Annäherung an die neue Welt zu überwachen. Der Ministrant wuselte ihm, so schnell seine kurzen Beinchen ihn trugen, hinterher, während er versuchte, den klebrigen Speichel, der aus dem klaffenden Mund des Priors auf seinen Hinterkopf getropft war, so gut es ging mit seiner weißen Schärpe abzuwischen.) | |
»Wynschdyrwys« in »Das Tohuwabobuch«, WIRmachenDRUCK, 2019, Erstveröffentlichung, ISBN: 978-3-9817672-8-5, Kindergeschichte (Auszug: Dahinter befand sich eine von Kerzen kaum erleuchtete Kammer. Regale an den Wänden waren voller dicker Bücher, in Vitrinen standen Schatullen, Dosen, Einmachgläser. Jennifer hoffte jedenfalls, dass es Einmachgläser waren und war froh, dass sie den Inhalt im flackernden Kerzenschein nicht so recht erkennen konnte. Ein schwerer Holztisch stand mitten im Raum, darauf ein brodelnder Topf, aus dem Dampf aufstieg, umgeben von Tiegeln und Glaskolben voller giftgrüner und blutroter Pülverchen und Elixiere. Es roch wie eine Mischung aus alten Socken und Kirchenweihrauch. »Wer wagt sich in Wynschdyrwys' Gelass? Gar ohne anzuklopfen?« Sie zuckten erschreckt zusammen. Die krächzende Stimme kam von einem Mann in nachtschwarzem Umhang. Einem Männlein eher, kaum größer als Lisa. Sein Gesicht war zerknittert, seine Brauen strebten wie Fledermausflügel nach oben, gelblichweiß wie der dünne, bis auf die Brust fallende Schnurrbart. Auf dem Kopf trug er wie eine umgekehrte Eistüte eine kegelförmige Kopfbedeckung, schwarz wie sein Mantel, die an der Spitze seltsam blassgrün glühte. »Wer ist Wynschdyrwys?«, fragte Albert. »Seid ihr blind? Er steht vor euch. Was stört ihr ihn?« »Wir haben nur –« »Jaja, schon gut. Wynschdyrwys kann hier keinen gebrauchen. Kreuzhimmeldonnerwetter! Er schlägt euch einen Handel vor. Euch seien drei Wünsche gewährt –« Abwehrend hob er die Hand: »Jedem von euch einer und keine Tricks von wegen tausend Wünsche oder Allmächtigkeit wünschen oder dergleichen Firlefanz. Danach verschwindet ihr und gelobt, niemandem ein Sterbenswörtchen zu verraten, sonst –« Er machte eine wegwerfende Handbewegung, glitzernder Staub flog in die Luft, verpuffte mit lautem Knall zu tausend Fünkchen. »Und ab sofort keine weiteren Fragen!« »Drei Wünsche?«, fragte Lisa. »Erfüllen die sonst nicht Feen?« »Humbug! Feen gibt es nur in Märchen, was bildest du dir ein. Keine weiteren Fragen, sagt Wynschdyrwys.« Kostenlos als PDF unter wir-machen-druck.de/media/kindergeschichtenanthologieweb.pdf) | »Amadeus« in Maria Weise (Hrsg.), »Neue Wahrheiten – Geschichtliches, Sagen und Mythen neu interpretiert«, 2019, net-Verlag, ISBN: 978-3-95720-246-8, Science-Fiction (Auszug: "Der Zeitrutsch erschien wie ein Filmschnitt: Eben noch war ich, von der Morgensonne geblendet, über staubtrockenen Asphalt gegangen, in einer mondrianfarbigen Welt voller lärmender Autos, Werbetafeln, Verkehrsampeln, Hinweisschilder, da stolperte ich plötzlich, denn ohne einen spürbaren Veränderungsprozess bedeckten Wolken die Sonne, die zum westlichen Horizont gesprungen war, befand sich unter meinen Füßen glitschig-nasses Kopfsteinpflaster, als ob es vor wenigen Augenblicken geregnet hätte, ersetzte Gestank faulenden Abfalls und menschlicher Exkremente die Auspuffgase und Benzindämpfe, schrumpften die Häuser, wurden schief und unregelmäßig, waren die Farben einem allgegenwärtigen, schmutzigen Braun gewichen, selbst meine Kleidung war, wie ich bemerkte, von einer graubraunen Rußschicht bedeckt. Niemandem schien etwas aufgefallen zu sein, die Passanten gingen achtlos weiter. Die Stille war befremdlich; irgendwo klapperten Pferdehufe über das Pflaster, rasselten die Räder einer Droschke, greinte ein Säugling, zankten sich keifend zwei Frauen, hämmerte jemand monoton Metall – weiter war nichts zu hören. Ziellos irrte ich durch dunkle, enge Gassen und versuchte, zu begreifen was geschehen war. Insgesamt erdachte ich neunundzwanzig Möglichkeiten – Traum, Wahnsinn, Drogen, Ratte-im-Labyrinth-Experiment Außerirdischer, Seelenwanderung (warum nicht rückwärts?), göttlicher Scherz, und, und, und ... – von denen mir eine weniger behagte und unwahrscheinlicher schien als die andere. So entschied ich mich schließlich dafür, den Zeitrutsch als Arbeitshypothese zu akzeptieren, auch wenn die Physiker nachgewiesen zu haben glaubten, dass eine Zeitreise – zumindest in die Vergangenheit – unmöglich ist. Aber das hatten sie irgendwann auch vom Schwerer-als-Luft-Flug behauptet. Somit befand ich mich [...] im Wien des Jahres 1790, mehr als zweihundert Jahre vor meiner Zeit. Obwohl sich Erde, Sonnensystem und Galaxis weiterbewegt haben mussten, war ich scheinbar am gleichen Ort geblieben. Die Gesetzmäßigkeit, auf der das beruht, ist mir unklar, es mag mit der Massenanziehung zusammenhängen.") |
»Quiz« in Mike Hillenbrand (Hrsg.), »Corona Magazine«, Nr.2, Februar 2019, Verlag in Farbe und Bunt, ISBN 978-3-95936-154-5, Science-Fiction, Erstveröffentlichung (Teaser: Jürgen ist Kandidat einer Quiz-Show. Doch er spielt nicht um Geld. Für ihn geht es um mehr. Auszug: Also, zu unserer ersten Frage, der Vierteljahresfrage. »Welches Getränk fällt seit letztem Jahr unter das Betäubungsmittelgesetz? Ist das a) Braun-Kuh oder b) Grün-Er oder c) Gelb-Es oder ist es d) oh ... Schwarz-Tee?« [...] So, da sind wir wieder beim »Quiz des Lebens«. Jürgen meint, Dakota Fannings Nominierung für den Academy Award verdankt sie ihrer Hauptrolle als Marilyn Monroe in dem Film »Blind Diamonds«, einer fiktiven Biographie, die das Leben der Schauspielerin zeigt, wie es hätte verlaufen können, wäre sie nicht 1962 ermordet worden – bis hin zu ihrem Aufstieg zur US-Senatorin. Und das ist ... richtig. Kostenlos als E-Book und PDF beim Verlag und in E-Book-Stores. Anmerkung: "Quiz" belegte den zweiten Platz beim Corona-Kurzgeschichtenwettbewerb zum Thema "Spiel".) | |
Anthologien und Magazine 2018 | »Methanatmer« in Elke Link (Hrsg.), »Weltentor 2018 – Science Fiction«, Noel-Verlag, 2018, ISBN 978-3-95493-384-6, auch als E-Book, Science-Fiction, Erstveröffentlichung (Anmerkung: »Das Ende der Regenbogen« schildert die Ereignisse vor und nach der Episode in dieser später entstandenen Kurzgeschichte. Auszug: Nicht nur München lag zu nah am Äquator. In den letzten Monaten hatte Hermine die Hälfte ihres Wegs nach Norden zurückgelegt, fast vierhundert Kilometer, meist nachts, doch immer auf der Suche nach Nahrung und vor allem Wasser. Die Hoffnung, die sie aus dem Bunker nahe dem ausgetrockneten Starnberger See getrieben hatte, schwand zusehends wie Tautropfen in der Tageshitze. Hier kämpfte sie sich wie dort durch eine Wüste, die früher Wald gewesen war. [...] Die Erosion der Ackerflächen zur Ernährung von Rindern, Schweinen, Hühnern, die die für die Menschen benötigten um ein Vielfaches übertrafen, hatte auch diesem Kontinent den Boden entzogen, die meisten Menschen, Flüchtlinge wie Indigene, waren tot, und spätestens das machte die absurde Unterscheidung nach der Herkunft obsolet. In der Nacht zuvor hatte sie auf der Kinzigtalsperre gestanden und im Mondlicht das leere Becken unter sich betrachtet. Viele Millionen Kubikmeter Wasser hatte der Stausee einst gefasst, und kein Tropfen war davon geblieben. Auch wenn sie nichts anderes kannte als die Hitze, die Trockenheit, den Durst, ihr ganzes dreizehnjähriges Leben lang, war sie sich doch bewusst, dass es früher anders gewesen war. Das Grün der Wiesen und Wälder, die mit ihrem Chlorophyll Sonnenlicht und Kohlendioxid in Sauerstoff verwandelten, und das Blau der Seen, die den Himmel widerspiegelten, war dem schmutzigem Braun toter, rissiger Erde und dem Grau staubigen Gesteins gewichen. [...] »Kohlendioxid aus der Luft wurde hier in Karbonatgestein umgewandelt. Das CO2 wurde aus der Umgebungsluft gefiltert und in den Untergrund gepresst. Durch chemische Reaktionen im porösen Basaltgestein wurde das CO2 zu Karbonat mineralisiert«, dozierte Py, während er begann, eine fest montierte Metallleiter hinaufzusteigen.) | »Glyphen« in Marcel Hartlages »Vollkommenheit«, Hybrid Verlag, ISBN 978-3-94682-047-5, auch als E-Book, 2018, Science-Fiction, Erstveröffentlichung (Klappentext: Wie wird der Mensch der Zukunft aussehen? Werden wir uns selbst überflügeln? Oder stehen wir vor einer evolutionären Sackgasse? 21 AutorInnen stellen in dieser Anthologie ihre spannenden, actionreichen, schockierenden und nachdenklich machenden Zukunftsentwürfe vor. Ob die Menschheit dabei in strahlendem Glanz erscheint oder kurz vor dem Untergang steht: Das Abenteuer Mensch 2.0 könnte faszinierender nicht sein. Teaser: Der Protagonist teleportiert zur Arbeit, als ihm ein merkwürdiges Objekt an den Kopf prallt, eine Teleporterstörung, mutmaßt er. Es erweist sich als eine Art Buch. Seine Tochter untersucht es und kommt zu dem Schluss, dass der Autor psychisch gestört war und/oder unter Drogen stand: »Fürchterlich dröge, langatmig und wirr geschrieben. Es ist ein widerliches Sammelsurium aus Sex- und Gewaltorgien, jede Menge Massaker und Kriege, die eine Gottheit – oder mehrere, ich bin nicht ganz sicher, das ist alles nicht sehr konsistent – da veranstalten lässt. Das meiste ohne irgendeinen realen historischen Bezug, und wo es den gibt, ist er überwiegend falsch, soweit ich das auf die Schnelle beurteilen kann.[...] Zuerst schuf die Gottheit die Erde und das Licht, ohne jede Lichtquelle, dann die Ozeane und Pflanzen, anschließend dann doch Lichtquellen, nämlich die Sonne, den Mond – der anscheinend selbst leuchtet – und die anderen Sterne. Alle möglichen Tiere, zuletzt ein Menschenpaar, von dem offenbar alle Menschen inzestuös abstammen.« |
»Reitdrachenmetzger« in Maria Schenk (Hrsg.), »Drachenwelten«, Kelebek Verlag, ISBN 978-3-94708-315-2, 2018, Fantasy, Erstveröffentlichung (Teaser: "Reitdrachenmetzger" spielt wie "Drachenmast" im – weitgehend autobiographisch angelegten – Draqi-Universum. Ähnlichkeiten mit einer realen Tierrechtsinitiative sind nicht ganz zufällig. Diese Geschichte handelt vom Versuch, einen "Reitdrachen" zu befreien. Auszug: Der unverkennbare Gestank von Drachenmist und Drachenschweiß lag zwischen den Stallungen des Reiterhofs. Hier und da war das Klirren von Ketten und das Scharren von Schwanzkeulen über strohbedeckten Steinböden zu hören. Ein leichter Wind wehte Gerüche und Geräusche hinüber zum Waldrand, wo auf einem Weg, verborgen hinter hohen Feldern voller Neunkornähren, ein Schreitwagen mit gespreizten Beinen stand. Die Nachtluft lag warm über dem Boden. Spuren des Geruchs und der verräterischen Laute drangen durch die gekippten Fenster ins Innere des Fahrzeugs. [...] »Die wenigsten Reiter leisten sich den Luxus, die Drachen durchzufüttern, bis sie an Altersschwäche sterben. Stattdessen kassieren sie lieber das Geld vom Metzger und die Drachen enden so in der Wurst. Die Gelatine aus ihren Gebeinen und Schuppen wird mit Zucker und Farbstoffen zu Lutschgummis verarbeitet.« |
»Drachenernte« in Petra Mattfeldt, Burkhard P. Bierschenck (Hrsg.), »Sternenflammen«, Science-Fiction-Storys, DrachenStern Verlag, ISBN 978-3-95669-092-1, 2018, Science-Fiction, Erstveröffentlichung, auch als E-Book (Klappentext: Eine unstillbare Neugier treibt zahlreiche Schriftsteller seit Jules Verne dazu, technische Innovationen aufzugreifen, die fesselnde Frage nach Leben auf fremden Planeten zu stellen und über interstellare Transportmöglichkeiten zu spekulieren. Dabei unterliegen diese Ideen einem stetigen Wandel, denn wenn sich die Gegenwart ändert, ändert sich die Vorstellung von der Zukunft mit ihr. Den neuesten Versuch, sich dem lockenden Unbekannten zu nähern, unternimmt diese Anthologie. Teaser: "Drachenernte" spielt wie "Wechselbalg" und zuvor "Souvenir vom Trödelmond" und "Jagdfieber" im Buttgereit-Universum. Menschen jagen auf einem von drachenähnlicher Fauna bewohnten Planeten. Doch mit einem haben sie nicht gerechnet ... Auszug: Der Drache fauchte wie ein wütender Schwan. Er war vier, fünf Meter lang, den spitz zulaufenden Schwanz und den fast ebenso langen Hals, der den gewaltigen Schädel trug, nicht mitgerechnet. Seine Haut glänzte tiefgrün, lediglich zum Bauch hin blasser, und war übersät mit Knubbeln wie eine Essiggurke. Uriel Krassnitzer lachte nervös in seine Atemmaske und hielt ihm die Waffe entgegen. »Groß wie ein Ochse«, sagte er. [...] »Was ist eigentlich ein Ochse?«, fragte Krassnitzer. »Eine kastrierte Kuh«, sagte Grüntzig, und Leclerque fast gleichzeitig: »Ein Eunuchenstier.« Krassnitzer verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. »Warum sollte jemand ein Rind unfruchtbar machen wollen?« Hinweis: Offenbar wurden Texte im Buch ohne Rücksprache mit den Autoren geändert. Abgesehen von unsinnig ergänzten und entfernten Kommata etc. wurde in meiner Geschichte speziesistische Terminologie ("Maul" statt "Mund" des Drachen, Rinder "fressen" statt zu "essen"), die ich nicht verwenden würde, eingefügt (als ob einem Antirassisten das Wort "Nigger" untergeschoben würde). Als E-Book jetzt kostenlos. |
»Herrgottsack« in Ellen Norten (Hrsg.), »Das Alien tanzt Polka«, p.machinery, ISBN 978-3-95765-141-9,
E-Book: ISBN 978-3-7438-7957-7, 2018, Science-Fiction, Erstveröffentlichung (Teaser: Hier wird erzählt, was nach der Ankunft des Protagonisten aus "Bibbeleskäs" im Raumschiff des fränkisch-alemannischen Dialekt sprechenden Aliens Fridolin geschieht. U.a. wird aufgeklärt, was an den Alientoiletten so merkwürdig ist und der Nahostkonflikt gelöst. Auszug: Die Wesen, die in dem Raumschiff herumstreunten wie Komparsen in den Gängen der alten Enterprise, wirkten, als wären sie Mitarbeiter der Monster-AG bei einem Maskenball. Wenn ich den Blick von einem grotesken Außerirdischen abwandte, fiel er auf den nächsten: Hier ein kniehoher, zappelnder, oranger Kaktus, da ein langhaariger Klumpen, dort eine dreieinhalb Meter große Qualle. [...] Der gigantische Bauchnabelfussel – ein Außerirdischer von einem künstlichen Planeten im Orbit um Deneb, also Alpha Cygni, das hellsten Gestirn im Sternbild Schwan – der uns mit einer Fähre von der Erde abgeholt und hier ins interstellare Mutterschiff der Außerirdischen gebracht hatte, hatte sich mit einer Art Blätterrauschen verabschiedet und war in den Weiten des Schiffs verschwunden. [...] Nur Fridolin stand noch neben mir und schien mich mit seinen Glubschaugen zu beobachten, vielleicht, um meine Reaktion zu sehen, vielleicht aber auch misstrauisch, immerhin waren seine Erfahrungen mit den Menschen nicht die besten gewesen. Zitat: Religiöse Streitfragen reduzierten sich darauf, in welche Richtung umgerührt werden muss, um zu verhindern, dass Wasser beim Kochen anbrennt.) |
»Vitalfunktionsangleichung oder Der Duft der Durian« in Marianne Labisch (Hrsg.), »Inspiration – Die digitalen Welten des Andreas Schwietzke«, p.machinery, ISBN 978-3-95765-137-2, 2018, Science-Fiction, Erstveröffentlichung (Teaser: Der Protagonist schildert sein Leben, die Diskriminierung, die er erfahren musste, als Homosexueller und vor allem als Mann. Inspiration war das Bild "The Dispute" von Andreas Schwietzke. Auszug: Die beiden waren hier bekannt wie bunte Hundæ. Im Norden herrschten die Bitches, angeführt von Jana Josepha, deren bordeauxroter Iro wie ein Hahnenkamm drohend aufgerichtet war. Der ein wenig martialische Eindruck wurde von einem stahlstachelbewehrten schwarzen Lederhalsband unterstrichen. Äußerlich war an ihr nichts wirklich Bemerkenswertes, ganz anders als bei Liz, der Anführerin der Exen, denen der Süden gehörte. Die meisten Exen begnügten sich mit überwiegend grünlichen Tätowierungen, unter die Haut implantierten Titankugeln, spitzgefeilten Zähnen und gespaltenen Zungen, die ihnen ein reptilienartiges Aussehen verliehen. Bei Liz aber hatten die Änderungsfleischereien außergewöhnliche Arbeit geleistet; sie hatte noch immer zwei Augen, zwei Arme und Beine, doch sonst war kaum zu erkennen, dass sie im Körper eines Homo sapiens geboren war. Die münzgroßen, apfelgrünen Schuppen, die ihr Gesicht, die Arme und Beine wie Tannenzapfen wirken ließen, während der Rest des Körpers von Perlen übersät schien, und ein Dutzend unterschiedliche, am Hinterkopf implantierte Hörner, der borstige Haarstreifen, der sich von der Stirn über den Schädel und den nackten Rücken bis zur Lende zog, waren noch vergleichsweise harmlose Körpermods. Doch künstlich induzierte Knochenwucherungen vor allem im Kieferbereich hatten ihren Kopf auf das mindestens achtfache Volumen anschwellen lassen. Nicht ganz ungefährlich, es hatte schon Fälle gegeben, bei denen die Wucherungen nicht mehr gestoppt werden konnten, und auch so würde es mich nicht wundern, wenn das Gewicht trotz der eindrucksvollen Halsmuskulatur zu Nackenschmerzen führte. Mit den männerhandgroßen Ohren, beinahe so spitz wie meine, wirkte sie wie eine Kreuzung eines Trolls aus einem billigen Fantasyfilm mit einem längst ausgestorbenen Saurier. Die aufgerissenen Kiefer mit mehrreihigen Megalodonzähnen entblößten eine dunkelrot glänzende Zunge, lang wie mein Unterarm; die Zähne ließen sie aber offenbar den Kiefer nicht richtig schließen, so dass permanent Speichel aus ihrem Mund rann. Zitat: Aber wir leben in postfaktischen Zeiten, in einer Gesellschaft, in der Tatsachen nichts und Einbildungen alles sind.) Rezension: "Achim Stößers »Vitalfunktionsangleichung oder der Duft der Durian« [ist eine] frontale Anklage gegen Vorurteile, Diskriminierung, die Suche nach neuen sozialen Strukturen und schließlich auch die Vorverurteilung durch eine auf beiden Augen blinde Justiz [...] provozier[t], manipulier[t] und unterh[ält] auf eine unangenehm brutale wie direkte Art und Weise. [...] zum Nachdenken anregende[s Ende, das die] beißende soziale Kritik an einer abgestumpften oder abstumpfenden Gesellschaft extrapoliert aus der klar erkennbaren Gegenwart noch direkter klingen [läßt]." Thomas Harbach, Andromeda Nachrichten 263 |
»Mondmord« in Maria Weise (Hrsg.), »Galaktische Spuren«, 2018, net-Verlag, ISBN: 978-3-95720-244-4, auch als E-Book, Science-Fiction, Erstveröffentlichung (Auszug: "Die Sichel der Erde hing über dem Horizont wie ein in schwarzen Samt gebetteter Aquamarinsplitter, das Nichts, das sie umgab, gesprenkelt mit klar leuchtenden Sternen, die ununterbrochen schienen, kein Funkeln oder Flackern durch eine Lufthülle. Im fahlen nächtlichen Licht der Stadt und der Erdsichel lag im Staub ein lebloser nackter Körper. Etwas wie eine Ente mit vier Tarantelbeinen stakste auf die Leiche zu. Es war ein simpler Roboter, der nicht begriff, was das war, und so stieg er ungerührt darüber hinweg. Erst mehrere Stunden später erkannte ein humanoider Android, der in einiger Entfernung auf der Uliza Gagarina, die nach Leonowgorod führte, vorbeikam, dass etwas nicht stimmte: ein Mensch ohne Skaphander, reglos, mit bläulich verfärbter Haut, lag außerhalb der Stadt, im Freien, wo es keine Atmosphäre gab.") |
»Hurz« in Peggy Weber-Gehrke (Hrsg.), »Sprung ins Chronozän: 2017 Collection of Science Fiction Novellas«, 2018, Verlag für Moderne Phantastik, ISBN: 978-3-98187-521-8, auch als E-Book, Science-Fiction, Erstveröffentlichung (Teaser: In einer postapokalyptischen Zukunft. Gott (oder die synkretisch-katholische Theokratie?) hat Homosexualität als einzig gottgefällig festgelegt, während Heterosexualität ein Gräuel ist. Der Protagonist begibt sich, wie zuvor der Prophet, mit einer kleine Gruppe anderer Pilger und angeführt von Pater Frensis, auf den Jakobsweg. Doch auf seiner Reise geschieht Unerwartetes. Auszug: Das Känguru war dem Pater vorbehalten. Die gewöhnlichen Pilger mussten sich mit Brot und Schwein oder Hammel begnügen – die, die es sich leisten konnten, ich selbst, gerade sechzehn geworden und zum allerersten Mal auf dem Jakobsweg, schlug mich mehr schlecht als recht durch und tunkte mein Brot in eine Schüssel Brühe aus Gemüseresten. Der Pater dagegen war alt, sicher über vierzig, saß natürlich am Kopfende der Tafel, legte den Knochen beiseite, rülpste vernehmlich, wischte sich Fett und Soße mit dem Ärmel vom Mund und fuhr in seiner Alltagspredigt fort. »Mann und Weib sind wie Öl und Essig«, sagte er. Sein schwarzer Lippenstift war ein wenig verwischt, was ihm ein schiefes Grinsen ins Gesicht zeichnete. »Du kannst sie verrühren, doch der Herr wird sie wieder trennen; das Öl schwimmt immer obenauf. Es gibt uns Kraft und Licht und Wärme. Doch wozu taugt schon saurer Wein?« Meine Väter hatten jeden Herbst in feine Streifen geschnittenen Weißkohl, stark gesalzen, in großen Fässern gestampft, mit Salzlake oder eben verdünntem Essig, der verhinderte, dass das Kraut verdarb, bedeckt und mit Steinen beschwert, um ihn so vergoren über den Winter zu bringen (und damit uns), und auch der Pater hatte grade zwei Portionen Sauerkraut nebenbei vertilgt. Ganz klar war mir daher nicht, welche Antwort er erwartete, und so schwieg ich, zumal ich der Jüngste in der Runde war und auch sonst niemand einen Einwand erhob. Niemand außer ... E-Book und Print) |
»Uberman« in Jennifer Christina Michels, Mike Hillenbrand (Hrsg.), »Corona Magazine«, Nr. 1, Januar 2018, Verlag in Farbe und Bunt, ISBN: 978-3-95936-091-3 , Science-Fiction, Erstveröffentlichung (Teaser: Uberman, Überheld vom Planeten Argon, erzählt in einem Interview, was er von Nietzsches Übermenschen hält, wie er mit Überschurken wie Hatman, der seine Frau mit einem Hut verwechselte, oder Oatman, der die Eier- und Speckindustrie gefährdet, umgeht, wie er zu seinen vermeintlichen Flugfähigkeiten kam, wieso Plüschpantoffeln zu seinem Kostüm gehören, weshalb Trumps Maßnahmen gegen Einwanderer ihn kaltlassen und warum er Kleinkriminelle bekämpft und Kätzchen von Bäumen rettet, aber keine Massenvernichtungswaffen zerstört. Kostenlos als E-Book beim Verlag, für Kindle usw. Anmerkung: "Uberman" belegte den ersten Platz beim Corona-Kurzgeschichtenwettbewerb zum Thema "Super".) |
Anthologien und Magazine 2017 | »Bibbeleskäs« in Elke Link (Hrsg.), »Weltentor 2017 – Science Fiction«, Noel-Verlag, 2017, ISBN 978-3954932818, !--ISBN> Science-Fiction, Erstveröffentlichung (Auszug: Mit dem breiten Froschgrinsen, den Glubschaugen, dem goldgelben Fell und der blauen Latzhose erinnerte Fridolin an eine Kreuzung zwischen einem polentafarbenen Kermit und einem haarigen Minion. [...] »Ihr hänn doch nimm all Ladde åm Zaun!« Ich hatte den Eindruck, hätten seine Chamäleonaugen es zugelassen, hätte er sie weit aufgerissen. »Ä Kälwl odder a Budsl und Åaia? Ich äss doch kei Vihcher!« »Er möchte keine Tiere essen«, fasste ich zusammen. Der Leutnant warf eifrig ein: »Es gibt auch Pellkartoffeln mit Quark. Kräuterquark mit Schnittlauch, Petersilie und Frühlingszwiebeln.« Schmitt machte eine einladenden Geste. »Na also.« »Bibbeleskäs?«, zischte Fridolin. »Ich will doch kei Bibbele ässe!«) | »Mimikry« in Elke Link (Hrsg.), »Weltentor 2017 – Mystery«, Noel-Verlag, 2017, ISBN 978-3954932801, Science-Fiction, Erstveröffentlichung (Auszug: Wahrscheinlich habt ihr alle schon Aliens gesehen. Nur habt ihr es nicht bemerkt, weil sie ihre Anwesenheit verschleiern. [...] Dass sich Gottes Ansicht, wie das Weib sich zu kleiden habe, von Landstrich zu Landstrich unterscheidet, kann natürlich nicht daran liegen, dass es keine Götter gibt und dass sich diese Bekleidungsvorschriften wie alle religiösen Gebote irgendwelche Psychopathen aus den Fingern gesaugt haben.) |
»Drachenmast« in Elke Link (Hrsg.), »Weltentor 2017 – Fantasy«, Noel-Verlag, 2017, ISBN 978-3954932795, Fantasy, Erstveröffentlichung (Auszug: »Od wyrm hatzú, od wyrm pysh, om shishí góun«, sagte Diorá leise. »Der eine Drache spuckt Feuer, der andere Gift, doch die meisten schlafen.« Ihr Begleiter fuhr, und Diorá wandte sich auf dem Beifahrersitz nach hinten. »Wie seid ihr auf euren Namen gekommen, >Draqi<, hat das etwas mit dem Draquís-Widerstand während der Besatzung zu tun?« [...] Dann sahen sie sie. Es war eine große Herde, über hundert Tiere. Unruhig schnatterten sie, drängten sich aneinander, flatterten vergeblich mit den gestutzten Flügeln. Sie waren sicher hundert Schritte vom Zaun entfernt. Trotz des Nebels leuchteten ihre Schuppen weiß im gedämpften Mondlicht.) |
»Sperrmüll« in Christoph-Maria Liegener (Hrsg.), »3. Bubenreuther Literaturwettbewerb 2017«, tredition, 2017, ISBN 978-3-7439-7037-3, Hardcover: 978-3-7439-7038-0, E-Book: ISBN 978-3-7439-7039-7, Science-Fiction, Erstveröffentlichung (Diese Anthologie begleitet den dritten Bubenreuther Literaturwettbewerb. Auszug: Schmutzige Pappkartons voller staubiger gedruckter Bücher von denen, die zu faul waren, sie zu lesen oder zur Altpapiersammelstelle zu bringen; angeschlagene, kitschig gemusterte Teller und ausgediente verbogene Pfannen, um den jämmerlichen unveganen Passanten kontextualisiert verwesende Leichen einiger derer, die sie ermordet hatten, zu präsentieren, auch wenn sie sie lieber nicht gesehen hätten; [...] Zuerst hielt ich ihn für echt, für lebendig; dann, als ich näherkam, für eine ausgediente hyperrealistische Schaufenster- oder Sexpuppe. Bis er blinzelte, mich direkt und unverhohlen anstarrte.) |
»Schmarotzer« in Marianne Labisch und Sven Klöpping (Hrsg.), »Parasitengeflüster. Fiese SF-Storys«, Sternwerk 4, p.machinery, 2017, ISBN 978-3-95765-109-9 E-Book: ISBN 978-3-7438-3700-3, Science-Fiction, Erstveröffentlichung (Teaser: Vor dreitausend Jahren führte ein Pharao den Monotheismus ein. "Schmarotzer" schildert die wahren Hintergründe samt ihren fatalen Folgen und wie die geheime Untergrundorganisation Corpus meum dagegen vorzugehen versucht. Auszug: Angélica saugte Luft ein, als hätte Eiscreme einen freiliegenden Zahnhals berührt. »Ich fürchte, nein. Tatsächlich war er [Hitler] ein Mutant wie wir und kontrollierte mit ganz normalen menschlichen Mitteln eine Masse von herrinnenlos gewordenen Menschen, in deren Temporallappen Soldatinnen saßen, die durch den Verlust ihrer Matrone verwirrt waren. Deshalb konnte er auch mit mehreren Matronenwirten, dem katholischen Papst Eugenio Pacelli alias Pius XII. ebenso wie dem muslimischen Großmufti von Jerusalem Mohammed Amin al-Husseini paktieren; oder im Dreimächtepakt mit Kaiser Hirohito und dem Duce del Fascismo Benito Mussolini.« »Nicht gerade ein Glanzlicht der Geschichte von Corpus meum ergänzte Geronimo. »Auch ohne Parasitenbefall kann jemand, wie Hitler, erst recht, wenn er als Kind indoktriniert wird, dem Gotteswahn verfallen, und umgekehrt ist Religion nicht die Strategie jeder Matrone.« [...] »Euch ist aber schon klar, dass das völlig verrückt klingt? Ich soll also nichts weiter tun als den Papst durch einen Doppelgänger ersetzen, der dann explodiert, während ich das Original samt Matrone hierher bringe, richtig?«) |
»Torpor« in Jennifer Christina Michels, Mike Hillenbrand (Hrsg.), »Corona Magazine«, Nr. 8, August 2017, Verlag in Farbe und Bunt, ISBN: 978-3-95936-085-2, Science-Fiction, Erstveröffentlichung (Auszug: "»Du warst damals ein kleines Mädchen«, sagte sie, während sie mich von unten ansah. Sie war knapp eineinhalb Meter groß. »Glaubst du, ich befürworte Sippenhaft?« Sie griff nach einem Schälchen mit Nüssen und Rosinen und wandte sich ab. Dann drehte sie sich noch einmal um und steckte eine Haselnuss in den Mund. Befremdlich, die irdische Nuss in ihrem außerirdischen Mund verschwinden zu sehen. »Erbsünde ist eine menschliche Erfindung. Die Frage ist nicht, was du getan hast, sondern was du tun würdest, jetzt und in Zukunft. Das macht dein Wesen aus.«" Kostenlos als E-Book beim Verlag, für Kindle usw. Anmerkung: Der eigentliche Titel ist "Torpor", nicht wie im Magazin zu lesen "Topor", ein Tippfehler, der mir durchgehend – im Titel, im Dateinamen usw. – unterlaufen ist und den ich eben erst, als ich diesen Eintrag hier verfasst habe, bemerkt habe.) | |
»Return of the Bug-Eyed Monster« in Corinna Griesbach (Hrsg.), »Monster der Woche«, Horror 7, p.machinery, 2017, ISBN 978-3-95765-081-8, Science-Fiction, Erstveröffentlichung (Teaser: Rruuptuur, ein glubschäugiges außerirdisches Ungeheuer, landet Ende der 1950er Jahre erneut auf der Erde und entführt in der DDR eine Eingeborene, um mit ihr ein religiöses Ritual zur Huldigung des einzig wahren Gottes zu zelebrieren. Vor etwa zwanzig Jahren schrieb ich "Sternsplitter", erschienen in "Virulente Wirklichkeiten" 1997. Eine Kurzfassung davon, "Das Bem", erschien 2009 in Boa Esperança. Im gleichen Jahr entstand diese Fortsetzung, "Return of the Bug-Eyed Monster". "Bug-Eyed Monster: First Kiss", das Prequel, erschien 2014 in p.graffity.) | |
Anthologien und Zeitschriften 2016 | |
»Eine Hexe sollst du nicht am Leben lassen« in »Weltentor 2016«, Noel-Verlag, 2016, ISBN 978-3-95493-186-6, Fantasy, Erstveröffentlichung (Auszug: »"Maleficos non patieris vivere!", donnerte erfüllt von christlicher Nächstenliebe Pater Theodulf. "So steht es geschrieben im Buche Exodus, Kapitel zwoundzwanzig, Vers achtzehn: Eine Hexe sollst du nicht am Leben lassen!" Gesche hob den Blick. Durch verklebte Lider sah sie den Abt des Klosters, zu dem das Dorf gehörte, am Richttisch sitzen, der inmitten des Dorfplatzes aufgebaut war. Neben ihm thronte starr der Inquisitor höchstselbst, flankiert zu seiner Linken vom Dorfpfarrer. [...] Ihr aufgeplatzter Rücken und die Brandwunden auf ihrer Brust brannten von der hochnotpeinlichen Befragung, ihre Scham vom Scharfrichter selbst. Sie hatten ihr drei Rippen gebrochen, doch nicht ihren Geist, mit keiner Silbe hatte sie sich der Hexerei bezichtigt, um den Dornen und Zangen und Beinschrauben Gottes zu entfliehen, dem Schmerz ein Ende zu bereiten. Sie war aufrecht geblieben. Noch.«) | »Zahn um Zahn« in »Elfentanz und Feenstaub«, Sperling-Verlag, 2016, ISBN: 978-3-942104-70-8, Fantasy / Science-Fiction, Erstveröffentlichung (Anmerkung: "Zahn um Zahn" ist meiner Einschätzung nach weniger Fantasy als Science-Fiction-Horror ... aber da der Ursprung der "Elfen" im Dunkeln bleibt, ist das wohl Interpretationssache. Auszug: "Die Nacht hatte gerade begonnen, als die Álfar, die Elben, zum ersten Mal kamen. Sie tauchten im Skálafell-Tunnel auf, der gerade gebaut wurde, rasten über die Stadtautobahn, überschwemmten Reykjavík und rissen ihre Beute, um dann so schnell zu verschwinden wie sie gekommen waren. Schwärzer als Pech, flächig wie Schatten schienen sie, huschten die Wände entlang, griffen sich ihr Opfer, rissen ihm die Zähne aus und brachen ihm das Genick. Offenbar gibt es keine elbischen Tierschützer, die ihnen vorschreiben wollten, das menschliche Schlachtvieh zu betäuben, ehe sie uns meucheln.") |
»Schwerer als Luft« in Mike Hillenbrand (Hrsg.), »Corona Magazine«, Nr. 9, September 2016, Verlag in Farbe und Bunt, ISBN: 978-3-95936-045-6, Science-Fiction, Erstveröffentlichung (Auszug: "Bei jedem zweiten Haus lugten Hühner durch Maschendrahtzäune, zumindest kam es Eric so vor. Tatsächlich waren es nicht so viele, aber immer noch zu viele. Natürlich war der Handel mit Tieren oder auch Tierprodukten längst illegal, doch da Anfang des Jahrhunderts immer mehr statt ethisch und antispeziesistisch für Abolitionismus und Tierbefreiung zu plädieren argumentative Nonos wie die Umweltschäden durch Tierausbeutung oder gar die gesundheitlichen Vorteile von Veganismus in den Vordergrund gerückt wurden, gab es nach wie vor legale Grauzonen, so dass zumindest in rückständigen Landstrichen wie diesem die Menschen immer noch Hennen gefangen hielten und ihre Eier aßen. Es war nicht nur in dieser Hinsicht wie eine Reise ins Mittelalter. Obwohl Kirchen natürlich auch hier primär als Nistplätze für Störche, Fledermäuse, Dohlen und Turmfalken dienten, waren sie vielerorts nicht bloße Baudenkmäler oder improvisierte Galerien, die eine oder andere wurde tatsächlich noch für primitive religiöse Rituale benutzt.") Kostenlos als E-Book beim Verlag, für Kindle usw.) |
»Mahlzeiten«, Science-Fiction, Erstveröffentlichung, und »Der Mann, der von Apostrophen verfolgt wurde«, Erstveröffentlichung (sowie der Cartoon "Essen wegessen") in Michael Bär (Hrsg.), »Elvea«, Nr. 2, 2016 (Auszug: "Als die Abiden begannen, Jagd auf die Menschen in Sachsen-Anhalt zu machen, reagierte die nationalalternative Regierung prompt: Ein Zaun wurde um das gesamte Gebiet errichtet – inzwischen haben sie eine Mauer gebaut, in rund fünfzig bis hundert Kilometern Entfernung vom Schiff. [...] Kaum hatte ich die Mauer überwunden, stand ich einer Rotte verwilderter Hausschweine gegenüber. Der christdemokratische Minister für Kultus, Ernährung und Landwirtschaft hatte damals beim großen Koalitionspartner offene Türen eingerannt mit dem Vorschlag, mehrere Millionen Schweine in dem Gebiet auszusetzen, um den Aliens die deutsche Kultur näherzubringen." Anmerkung: Thema war eine Geschichte, die die Wörter Taschenlampe, Kerze, Badewanne, Dunkelheit, Kühlschrank, Kratzen, Glasscherbe, Blut, Zaun, Aberglaube, Birne, Clowns, Eis, Feuer, Hund, Mittel, Nagellack, Ornamente, Panik, Rose, Staub und Tageszeitung enthält.) Kostenlos als E-Book: "Mahlzeiten" und "Der Mann, der von Apostrophen verfolgt wurde". |
»Regenwürmer« in Regina Holz (Hrsg.), »Edition Rucksack«, Nr. 1, Erstveröffentlichung, 2016 (Anmerkung: Thema war ein maximal zweihundert Wörter umfassender Text, der mit den Worten "Ich esse keine Regenwürmer" endet. E-Book.) |
»Freier Fall« in "Landstrich" Nr. 32 ("Auf und ab")«, 2016, ISBN 978-3-9504026-1-2, Science-Fiction, Erstveröffentlichung (Anmerkung: "Landstrich" ist ein österreichisches Kulturmagazin.) |
»Strahlender Frühling«, Science-Fiction, und »Onan oder Antiveganismus 1830«, Erstveröffentlichung in Michael Bär (Hrsg.), »Elvea« Nr. 1, 2016 (Auszug: »Dann sah ich das Traktat, das darunter gelegen hatte, ein dünnes Heftchen, ein Jahr früher erschienen als Hugos Glöckner von Notre Dame. Über ein Dutzend handkolorierte Tafeln. Die erste zeigte einen adretten jungen Mann, der nach Kleidung und Haartracht ein Enkel Goethes hätte sein können. [...] Doch auf den folgenden Seiten zerfiel er zusehends, litt an schrecklichen Magenschmerzen, seine Augen wurden trüb, inneres Feuer verzehrte ihn, er lief auf Krücken, lag im Bett, Zähne und Haare fielen ihm aus, er hustete Blut, hungerte, weil er kein Essen mehr bei sich behalten konnte, erbrach schließlich Blut und starb, ausgemergelt und übersät von Pusteln.«) Kostenlos als E-Book: "Strahlender Frühling" und "Onan oder Antiveganismus 1830". | |
»Nebenwirkung« in Ralf Boldt (Hrsg.), »Hauptsache gesund«, p.machinery, 2016, ISBN 978-3-95765-057-3, E-Book ISBN 978-3-7396-4061-7, Science-Fiction, Erstveröffentlichung (Klappentext: Kann der Tod besiegt werden? Hat das überhaupt Sinn? Wird Gesundheit zu einem Luxus, der die Menschheit spalten wird? Oder ist gesundes Leben in der Zukunft selbstverständlich und kostenfrei? Wie sehen neue Therapien aus? Wird sich der Mensch an lebensfeindliche Umgebungen anpassen? Haben Klone Rechte? Und wenn ja, welche? Gibt es im Jahr 2500 noch Mann und Frau? Wie werden unsere Kinder aussehen? Und wer entscheidet das? Wird der Mars eine planetenweite Kurklinik? Und wird Unsterblichkeit wirklich Spaß machen? Das Feld der Themen ist ein weites, und die in diesem Band vertretenen Autoren haben einige Furchen eindrucksvoll beackert. Und gleichgültig, was die Zukunft der Medizin uns bringen wird – es bleibt die »Hauptsache gesund«. Teaser: "Nebenwirkung" befasst sich mit Medizinethik – Scharlatanerie, Organraub, Inkompetenz, Zweiklassenmedizin -, die Handlung umfasst das 13. bis 25. Jahrhundert. Rezension: "Die Geschichte geht irgendwo in der Vergangenheit los. Ein kleiner Junge hat sich das Lesen beigebracht und vertreibt sich damit viel lieber die Zeit, als mit der Arbeit, zu der sein Vater ihn auffordert. Er wird krank und erinnert sich an eine Geschichte, in der ein Kranker, dadurch geheilt werden konnte, dass eine Jungfrau sich für ihn opferte. Ein kleines Mädchen sieht ein UFO und rennt davon. Ein Mann bekommt in der Klinik mehrere Stents. Diese drei Settings werden durch Ufos miteinander verbunden. Achim Stößer liefert für meinen Geschmack eine der besten Geschichten in diesem Band. Sie zeichnet sich durch verschiedene Ebenen aus, die er geschickt miteinander verwoben hat. Außerdem funkt sein Humor mit durch. Hat mich sehr gut unterhalten." Marianne Labisch) | |
»Hunderttausend Jahre Einsamkeit« in Tedine Sanss und Marie Haberland (Hrsg.), »Nebelmelodie«, p.machinery, 2016, ISBN 978-3-942533-81-2, E-Book ISBN 978-3-7396-3847-8 Science-Fiction, Erstveröffentlichung (Klappentext: Vier Oktaven, Rockmusik mit orchestraler Ausrichtung, mythische Texte: Das sind die Grundlagen für sechsundzwanzig sehr verschiedene Geschichten. PelleK, mit bürgerlichem Namen Per Fredrik Åsly, inspirierte die Autoren dieser Anthologie. Das Ergebnis ist bezaubernd, traurig, verstörend und märchenhaft schön. Freunde tiefgründiger Texte werden auf ihre Kosten kommen. Jeder einzelne Autor hat eine Nachricht zu vermitteln und wer genau hinhört, erkennt: In diesem Buch steckt Musik. Anmerkung: "Hunderttausend Jahre Einsamkeit" ist inspiriert von PelleKs "Don't Belong". Teaser: Die Protagonistin nimmt Abschied – und berichtet aus ihrem langen Leben. Dabei zeigt sich, dass in der Geschichte der Menschheit nicht alles war wie es scheint.) | |
»Das Queue« in »Bierglaslyrik«, Nr. 33, Februar 2016, Science-Fiction. Kostenloser Download als PDF. | |
Anthologien und Zeitschriften 2015 | »Strahlender Frühling« in André Boyens (Hrsg.), »Das Ende? Der Anfang!«, Beyond Affinity, 2015 |
»Nackte Delegation« in »Weltentor 2015«, Noel-Verlag, 2015 (Auszug: »Tatsächlich gibt es auch bei uns, wie bei vielen Spezies, im Prinzip zwei Geschlechter. Während bei euch Frauen und Männer kaum zu unterscheiden sind, gibt es bei uns jedoch ganz gewaltige Unterschiede, biologisch gesehen. Die weiblichen Vertreter unserer Spezies sind, wie soll ich sagen, eine Art Qualle, ohne Großhirn und ohne Vagina. Die Männer injizieren bei der Paarung das Sperma direkt über einen weichen, wegen der dabei entstehenden Wunde mit Immunzellen vollgepackten Teil des ansonsten verhärteten Abdomens in die Körperhöhle. Zum Ende der Schwangerschaft reißen die drei bis sechs Embryonen die Mutter von innen auf, wodurch sie stirbt.« [...] »Irgend ein Wanderprediger in einer abgelegen Provinz des Römischen Reichs in einer fast noch eisenzeitlichen Gesellschaft verfügte kaum über die Mittel, Lichtjahre weit zu reisen, zweitausend Sonnenumläufe bevor ihr auch nur die Nase aus der Atmosphäre gesteckt habt. Hätte er in einem von Eseln angetriebenen hölzernen Raumschiff zu uns fliegen sollen?«) | |
»Lämmer«« in »Spurwechsel« Nr. 1: Verwicklung, 12/2015, ISSN 2365-6204 (Teaser: Weltweit entführen Ufos Kinder. Frau Maier ist mit ihrer Enkelin in der Metzgerei, als im Rathaus der Ufoalarm ertönt ...) | |
»Das Jesus-Attentat« in Karin Schweitzer (Hrsg.), »Alles anders«, Schweitzerhausverlag, 2015 (Kritiken zu "Das Jesus-Attentat" (Auszug): "[...] ein weiteres Highlight. Sehr vergnüglich und kurzweilig wird mit einem eigentlich altbekannten Thema umgegangen. Hin und wieder übertreibt es der Autor Achim Stößer mit den humorvollen Einlagen, sodass die Geschichte einen satirischen Unterton erhält, etwa wenn der Protagonist in jeder noch so prekären Lage einen flotten Spruch auf den Lippen hat. Dennoch überzeugt die Story im Ganzen und bietet dem Leser gute Unterhaltung, auch für Nicht-Kenner der Science-Fiction." "Zu den Glanzlichtern zählen Achim Stößers 'Das Jesus-Attentat' [...]" "[...] versteht es zu unterhalten und ist für den Science-Fiction-Laien zu verstehen [...] humorvoll geschrieben und der schlagfertige Protagonist harmoniert mit einem interessanten Text.") | |
Anthologien 2014 | »Bug-Eyed Monster: First Kiss« in Michael Haitel (Hrsg.), »p.graffiti«, p.machinery, 2014 (Teaser: Vor etwa zwanzig Jahren schrieb ich "Sternsplitter", erschienen in "Virulente Wirklichkeiten" 1997. Eine Kurzfassung davon, "Das Bem", erschien 2009 in Boa Esperança. Im gleichen Jahr schrieb ich ein bisher unveröffentlichtes Sequel dazu, "Return of the Bug-Eyed Monster". "Bug-Eyed Monster: First Kiss" ist nun das Prequel – wie es sich für ein Prequel gehört, mit mehr Action und spektakuläreren Special effects.) |
»Haare« in Alisha Bionda (Hrsg.), »Animals' World«, p.machinery, 2014 (auch als eBook) (Klappentext: Was ist Fur Fiction? Die Antwort ist einfach: Es ist tierische Fantastik. Aber: Wo fängt Fur Fiction an, wo hört sie auf? Die Antwort darauf geben die Autoren dieser Kurzgeschichtensammlung – und das in überraschender Vielfalt. Spielt die eine Story auf dieser Erde im Hier und Jetzt, handelt die nächste Episode in fiktiven Welten und anderen Zeiten. Sind die einen Akteure reine Tiere, kommen die anderen als Mutanten daher. Alles ist möglich. In ANIMALS' WORLD. Hinweis: Das Buch mit vierfarbigen Abbildungen im Innenteil gibt es ausschließlich beim Verlag. Die bei Amazon gelistete Version, die Amazon direkt liefert, enthält aus technischen Gründen nur schwarz-weiße Abbildungen. Titelbild und Illustrationen stammen von Crossvalley Smith.) | |
Anthologien 2013 | »Wechselbalg« in Andrea Reichart, »Zauberhafte Welten«, Oldigor, Oktober 2013; auch als eBook (Teaser: "Wechselbalg" spielt wie "Souvenir vom Trödelmond" und "Jagdfieber" im Buttgereit-Universum. Der außerirdische Protagonist wird in den Wirren einer Besatzung unverhofft Leihmutter eines (un)menschlichen Kindes. Klappentext: "Entdecken Sie die Zauberhaften Welten: High Fantasy und Science Fiction, märchenhafte Erzählungen und Urban Fantasy, Zeitreisende, Drachen, Magier und Hexen. Mal kann ein Lächeln die Welt verzaubern, Ehrlichkeit Frieden herbeiführen, Treue aber auch ins Verderben führen. Schutzengel, eifersüchtige Dämonen, ein verzauberter Kunstliebhaber, zwei Menschen, deren Seelen sich erst nach Jahrhunderten finden – seine Träume nicht zu verlieren, dem Leben die Stirn zu bieten und immer und überall menschlich zu bleiben, auch wenn man keiner ist, das alles ist Teil des Zaubers, den Sie in diesem Moment in der Hand halten!") |
»Spurlos« in »Das Haus am Ende des Weges«, Schweitzerhausverlag, Juli 2013 (Klappentext: "Auf den Spuren von Edgar Allan Poe: Das Haus am Ende des Weges ... Wer kennt sie nicht? Die schaurigen Geschichten von Edgar Allan Poe? 59 Autoren haben sich an die Fersen des großen Meisters des Gruselns gehängt und sind ihm gefolgt, haben Geschichten geschrieben, die es in sich haben. Kaum weniger psychotisch, gruselig und mörderisch. Der amerikanische Schriftsteller Edgar Allan Poe (1809 – 1849) ist eine der schillerndsten Dichterfiguren der Weltliteratur. Mit seinen ebenso brillant wie psychologisch raffiniert erzählten Geschichten gilt er als Urvater der Detektivgeschichte und als unübertroffener Meister des Unheimlichen, der mit messerscharfer Feder die Schattenseiten der menschlichen Seele zeigt. Er gilt als der große Magier des Schreckens und hatte großen Einfluss auf den Symbolismus, auf die Entwicklung der phantastischen Literatur und auf die Kriminalliteratur. Viele Autoren, wie Jules Verne, H.G. Wells etc. haben sich von ihm inspirieren lassen.") | |
Anthologien 2012 | »Die Leere« in Corinna Griesbach (Hrsg.), »Verlassene Orte«, p.machinery, Dezember 2012 (Klappentext: "Sind bewohnte und benutzte Zimmer und Häuser bewusst geschmückt mit den Dingen, die unser Wesen, unseren Status ausdrücken, so zeigen verlassene Gebäude ihr ungeschminktes, ehrliches Wesen. Sie sind ein nicht katalogisierter, zufällig zusammengestellter Ausstellungsraum des Vergangenen. Menschenleere Orte, Zimmer, Friedhöfe, Produktionsstätten, Krankenhäuser, Hotels, an denen seit Jahren die Zeit nagt, die verfallen, und an denen von Menschenhand nichts verändert wurde. Der öffentliche Raum, in dem wir uns bewegen, ist überwacht und kontrolliert. Er hat eine Funktion, und der Mensch fügt sich dieser: Eingekauft wird in der Mall, gegrillt wird an festgelegten Plätzen im Park, getanzt wird in der Diskothek. An verlassenen Orten gibt es keine Überwachungskameras, ihre Funktion ist aufgehoben und ihre Geschichte bleibt verborgen. Diese Orte haben keine Aufgabe mehr, es ist nicht immer ersichtlich, für wen und wozu sie einmal geschaffen wurden. Ihre Gestaltung ist abgeschlossen, ihre Nutzung beendet, nun können sie ein ungesteuertes Eigenleben entwickeln. Sie nützen niemandem mehr. Sie haben keine Aufgabe.") |
»Roboterhunger« in Alisha Bionda (Hrsg.), »Heimweh eines Cyborgs«, p.machinery, Juni 2012 (Teaser: Längst verfügen zahlreiche Roboter über ein eigenständiges Bewußtsein, Interessen und Leidensfähigkeit. Nicht viele Menschen sind ihnen wohlgesonnen, Androidendiskriminierung ist, analog zu Rassismus, Speziesismus, Sexismus ein verbreitetes Phänomen in der von einer Säugetierspezies dominierten Welt. Der erste internationale Androidenrechtskongress soll dem entgegenwirken. Doch nicht nur Androidenrechtler nehmen daran teil, sondern auch dubiose Spendensammler und ein verdächtiger Cyborg.) | |
»Die Mühlen Roms« in Michael Haitel (Hrsg.), »Quantum«, Science fiction Story Center 2011, p.machinery, März 2012 (Klappentext: Europa, irgendein Jahrhundert, irgendein Jahr. Der Vatikan ist die letzte kulturelle Hochburg Europas, das letzte Bollwerk von Demokratie, Menschenrechten und funktionierendem Gemeinwesen, umgeben von Dekadenz, Verfall, Verbrechen und Sünde. Irgendwo auf der Welt mag es noch Enklaven geben, die dem entsprechen, was der Vatikan in Europa repräsentiert – aber von ihnen erfährt man nur auf Umwegen, nur in Form vager Informationen und Nachrichten, fast ausnahmslos in Form von Gerüchten. Und dann geschieht ein Verbrechen ...) | |
Anthologien 2011 | »Die kleine Seejungfrau« in Jaynice Cavanaugh (Hrsg.), »Rot ist die Lust«, WortKuss Verlag, 2011 (auch als eBook/Kindle) |
»Göthé« in Alisha Bionda (Hrsg.), »Der perfekte Friede«, p.machinery, 2011 | |
Anthologien und Zeitschriften 2009 | »Das Bem« in Michael Haitel (Hrsg.), »Boa Esperança«, Science fiction Story Center 2009, Band 2, 2009 |
»WWW« in »Exodus 25: Die neuen Menschen« 7/2009 (exodusmagazin.de) | |
»Strahlender Frühling« in Frank W. Haubold, (Hrsg.), »Das Experiment«, Jahresanthologie 2009, edfc, 2009 | |
Anthologien 2008 | »Alois hinter den Spiegeln« in Frank Haubold, (Hrsg.), »Die rote Kammer«, Jahresanthologie 2008, edfc, 2008 |
»Der Imperativ von Brokkoli« in quintessenz, Verein zur Wiederherstellung der Bürgerrechte im Informationszeitalter (Hrsg.), »Am Ende der Leitung«, Edition quintessenz, 2008 (bestellen) | |
»Göthé« in Alisha Bionda (Hrsg.), »Der Himmelspfeifer«, Lerato-Verlag, 2008 (Rezension: "In der Tradition von Zeitreisen zu historischen Persönlichkeiten steht Göthé von Achim Stößer. Auch wenn seine Auseinandersetzung mit Goethe und seinem Faust zu Beginn eher einer Rache für einige qualvolle Tage Überreizung mit diesem Thema erscheint, begibt sich Stößer schon bald auf alternative Pfade. Dabei reizt weniger die Erzählung, als vielmehr der Ideenreichtum der in den wenigen Seiten ausgebreitet wird." Ralf Steinberg) | |
Anthologien 2007 | »Haft« in Frank Haubold (Hrsg.), »Das Mirakel«, Jahresanthologie 2007, edfc, 2007 (bestellen) |
Anthologien 2006 | »Das Jesus-Attentat« in Frank Haubold (Hrsg.), »Die Jenseitsapotheke«, Jahresanthologie 2006 (Fantasia 200) edfc – Belletristische Reihe Band 28, 2006 (bestellen) |
»Hunger« in Bernd Witta, Bernhard Horwatitsch (Hrsg.), »Klivuskante: Armut«, Wittaverlag, München 2006, ISSN 1613 4176, ISBN 978-3-939334-06-4 | |
Anthologien 2002 | »Schöner Schlachten« in Jens Neuling (Hrsg.), »Sterbehilfe«, Verlag Jens Neuling, 2002, ISBN 3-936526-04-4 |
Anthologien 2000 | »Maulkörbe« in Axel Klingenberg (Hrsg.), »Maulkörbe -- Menschen in ihren Revolten«, Edition SUBH im Verlag Andreas Reiffer, 2000, ISBN 3-934896-20-0 |
Anthologien 1999 | »Der Test« in Wolfgang Jeschke (Hrsg.), »Winterfliegen«, Heyne Verlag, 1999 (bestellen) |
Anthologien 1998 | »Gedankenflüge« in Helga Reufels, Karl H. Schneider (Hrsg.), »Arbeitslos: Phantasie an die Macht«, Werkkreis Literatur der Arbeitswelt, Fouqué Literaturverlag, 1998, ISBN 3-8267-4229-X |
»Jagdfieber« in Wolfgang Jeschke (Hrsg.), »Die Vergangenheit der Zukunft«, Heyne Verlag, 1998 (bestellen) | |
Anthologien 1997 | »'s Raumschiff« (mit Sabine Stern) und »Kontaktproblem« in »Sprache ist Sehnsucht«, Reinhardt Becker Verlag, 1997, ISBN 3-89597-295-9 |
»Glogauer pflügt«, »Blutige Engel« und »Packeis« in Ralf Paprotta, »Nicht auf dem Teppich bleiben«, BVjA, 1997 | |
»Haare« in Wolfgang Jeschke (Hrsg.), »Die letzten Bastionen«, Heyne Verlag, 1997 (bestellen) | |
Anthologien 1996 | »Casimo« in Peter Segler, »Vater, mein Vater,« Peter Segler Verlag, Freiberg, 1996, ISBN 3-931445-65-4 |
»Mörder« in Bernhard Matt, Gerd Haffmans, »Haffmans Krimi Jahresband«, Heyne Verlag, 1996 | |
»Veni, Vidi« in Ekkehard Redlin et.al. (Hrsg.), »Das Herz des Sonnenaufgangs«, Edition Avalon, 1996, ISBN 3-9805340-0-6 | |
»Virulente Wirklichkeit« in Wolfgang Jeschke (Hrsg.), »Die Verwandlung«, Heyne Verlag, 1996 (bestellen) | |
Anthologien 1995 | »Zinnerne Tränen« in »C:\Literatur« Bundesverband junger Autoren und Autorinnen, 1995 |
Anthologien 1994 | »Die Erdbeerdiebin« in Wolfgang Jeschke (Hrsg.), »Gogols Frau«, Heyne Verlag, 1994 |
»Aesop« in Wolfgang Jeschke (Hrsg.), »Die Pilotin«, Heyne Verlag, 1994 (Auszug: "Vielleicht war es ein Fehler, dass ich mich, vor die Wahl gestellt zwischen Euthanasie und Experiment, dafür entschied, Versuchskaninchen zu spielen. Im Nachhinein erscheint es verrückt, einfältig, möglicherweise auch feige. Ich gebe zu, ich hatte Angst; nicht vor dem Sterben, oh nein, wir alle kennen aus dem Kabel die Bilder des unter dem Hammer zersplitternden Gummischlauchs, des Regenwurms, der wie ein Bleistift zerbricht, der den Anschein ihrer Schönheit bewahrenden roten Rose, die zerbröckelt wie mürbes Papier: nach einem nur Sekunden dauernden Bad in flüssigem Stickstoff. Es soll von einem Augenblick zum anderen geschehen, es heißt, man fühlt nichts. Nein, nicht davor hatte ich Angst, sondern ... ich weiß nicht, vielleicht vor der Leere, die danach kommen mochte, vor dem endgültigen Auslöschen meines Denkens. Und so wählte ich, als sich mir diese scheinbar einmalige Gelegenheit bot, das, was ich in meiner Blindheit für das geringere Übel hielt." Rezension: "Der erste Kontakt zu Außerirdischen ist auch ein wichtiges Thema dieser Anthologie. Die letzte Story "Letzte Nachrichten" von Lisaa Goldstein ist dabei die dunklere Variante. [...] In Achim Stößers "Aesop" ist der Kontakt schließlich eher die Folge eines kleinen Unfalls. Der Protagonist wird ausgelost, entweder frühzeitig in die Euthanasiekammer zu gehen oder sich als Versuchskaninchen zur Verfügung zu stellen. Dabei untersucht das Institut "Aesop" verschiedene Phänomene und aus der humanen Perspektive technologische Entwicklungen. Bei einem dieser Testläufe wird das Versuchskaninchen schließlich zum Botschafter der verbliebenen Menschen. Der Anfang ist dunkel, für die späten achtziger und frühen neunziger Jahre so typisch, bevor die Geschichte zu einer First Contact Farce im positiven Sinne mit vielen kleinen Ideen wird. Beide Geschichten expliziert zu diesem Thema – andere Texte implizieren nur die Möglichkeit, außerirdischen Lebens oder die intergalaktischen Kulturen sind schon etabliert – ragen aufgrund ihrer bizarren Ideen aus der Masse der Texte positiv heraus." Thomas Harbach) | |
»Rücksicht« in Hans Peter Schwarz (Hrsg.), »Mienenspiele«, Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe, 1994 | |
Anthologien 1993 | »Aufstieg eines Primaten« in Wolfgang Jeschke (Hrsg.), »Die Zeitbraut«, Heyne Verlag, 1993 |
Anthologien 1991 | »Erdpech« in Klaus E. R. Lindemann (Hrsg.), »Karlsruhe – Tagebuch der Fächerstadt 1991«, Info Verlagsgesellschaft, Karlsruhe, 1992, ISBN 3-8819-039-X |
Anthologien 1988 | »Peters Tag« in »Zukunft? – Zukunft!«, Verlag Lothar Ulsamer, Esslingen, 1988 |
Zeitschriften 1992-2004 (Auswahl) | »Sachschaden« in »Freiberger Lesehefte«, Zeitschrift für Gegenwartsliteratur, Nr. 7, 2004, ISSN 1433-7967 |
»Haft« in »Maskenball« Nr. 5, 2002 | |
»Die Leere« in »Federwelt« Nr. 19, 1999/2000 | |
»Lärm« in »Tasten« Nr. 10, 1997/98 | |
»Zinnerne Tränen« und »WWW« in »Wandler« Nr. 21, 1997/98 | |
»Kalter Sommer« in »Andromeda«, Nr. 140, 1997 | |
»Eingekugelt« in »SUBH« Sonderausgabe Nr. 6, 1997 | |
»Sieben tote Igel in Teer« in »Lillegal« Nr. 19, 1997 | |
»Brennglas« in »Freie Zeit Art« Nr. 21, 1997 | |
»Das Mal« und »Chronopsie« in »Andromeda«, Nr.139, 1997 | |
»Spieglein, Spieglein« in »Essener Literaturflugblätter«, Oktober 1996 | |
»Maulkörbe« in »Chalim« Nr. 7, 1996 | |
»Narrenfrei« und »Die Leere« in Jürgen Thomann (Hrsg.), »Kopfgeburten« Nr. 8, »Feuerland«, 1996 | |
»Blutige Engel«, »Glogauer pflügt« und »Der vierbeinige Grashüpfer« in »Zimmerit« Nr. 6, 1996 | |
»Maulkörbe« (und Titelbild »Monaleo«) in Jürgen Thomann (Hrsg.), »Kopfgeburten« Nr. 7, »Alternity«, 1996 | |
»Das Queue« in »SUBH« Nr. 19, 1996 | |
»Irrtum« in »Lillegal« Nr. 17, 1995 | |
»Brennglas« in Jürgen Thomann (Hrsg.), »Kopfgeburten« Nr. 6, »Nueva Terra«, 1995 | |
»Souvenir vom Trödelmond« in »Alien Contact«, Nr. 20/21, 1995 | |
»Glogauer pflügt« in »Lillegal« Nr. 16, 1995 | |
»Von Wölfen und Menschen« in Der Vegetarier, Nr. 4, 1992 | |
Gedichte (Auswahl) | |
»Zukunft« in »Zeitriß« Nr. 2, 1995 | |
»Ödi« unf »Der achte Zwerg« in »Lillegal« Nr. 16, 1995 | |
Fremdsprachliche Veröffentlichungen | »Magnifying Glass« (dt. »Brennglas«) in »Prairie Schooner: New German Literature«, Vol. 73, Num. 3, Fall 1999 |