Einzelveröffentlichungen | ![]() (Auszug aus "Chronopsie": "Der fensterlose Raum, in künstliches Licht getaucht, war nur spärlich geschmückt. Die Tür hinter Michaela wurde auf der einen Seite von einem Regal, auf der anderen von einem Schrank gesäumt. Eine Wand bedeckte eine große alte Schreibtafel, auf der sich Formeln und schematische Zeichnungen ineinander wanden; Feynman-Diagramme, mit rotem Filzstift geschrieben, an denen grüne Buchstaben und Symbole klebten, blaue Quantenfeldschemata und schwarze Gleichungen bildeten einen chaotischen Gobelin, der im Lauf der Zeit zu einem kaum mehr zu entziffernden Informationsbrei zusammengewachsen war. Die gegenüberliegende Wand war übersät mit Notizen, Ausdrucken, Zetteln, oft vergilbt und unleserlich. Dazwischen hing ein Titelblatt der Chronophysics News, in dem ein Artikel von ihr erschienen war, und dessen Titelbild, das sie selbst produziert hatte, einen Mann zeigte, um dessen Beine eine Katze strich: den Physiker Erwin Schrödinger. Das Blatt hatte sich durch die Luftfeuchtigkeit gewellt. Weitere großformatige, gerahmte Fotos hingen hier und an der vierten Wand, an der Michaelas Pult stand: Philipp Reis beim Telefonieren, Leonardo da Vinci, wie er mit Hilfe eines Spiegels ein Selbstporträt malt – die Mona Lisa –, und viele andere, alle sorgfältig beschriftet mit dem Namen der dargestellten Personen, Ort, Datum und Uhrzeit. Auf eine Bildserie war Michaela besonders stolz. Die Fotografien zeigten allesamt von Menschen ausgerottete Tierarten, wenn nicht das letzte, so doch ein Exemplar aus dem Jahr der Ausrottung: ein Beutelwolf, 1945, von dem seit 1938 in Tasmanien nur noch Spuren gefunden worden waren, ein Moa auf Neuseeland, 1912, ein freilebendes Quagga, 1878, und das 1883 im Zoo gestorbene, eine Stellersche Seekuh, 1769, ein Auerochse, 1627, ein Burchellzebra, 1910, ein Blaubock, 1800, und einige andere, sogar ein Madagaskarstraußenpaar, das sie im Jahr 998 fotografiert hatte. Es war angesichts der enormen Rechenzeiten, die die Chronopsie verschlang, nicht leicht gewesen, diese Aufnahmen zu machen." Auszug aus "Kampfpause": "Schröters Puppe robbte durch den rotbraunen Schlamm - der Sand war nicht feucht von Wasser, sondern von Blut. Puppenblut. Die Puppe erreichte den obersten Punkt der Anhöhe. Von hier aus konnte Schröter durch ihre Nachtsichtaugen den gesamten Kampfplatz überblicken. Trotz Neumond sahen die Restlichtverstärker genug, mehr als Schröter lieb war: Hunderte von Puppen rannten, unkoordiniert, wie es schien, umher. Der Kampfplatz war von Kratern übersät. Sie waren in einen Hinterhalt geraten. Der Feind belegte sie mit Sperrfeuer. Schattenlos im verstärkten Licht, mit Kantendetektion und Falschfarben, wirkte die Szene bizarr, wie eine Traumsequenz aus einem billigen Film. Doch sie war real genug: der Krieg war echt, die Puppen starben wirklich. Schröter hörte hinter sich ein Geräusch. In einer einzigen Bewegung wirbelte seine Puppe herum, machte das Ziel aus und schoß. Das Projektil fuhr in den Kopf der feindlichen Puppe, der Aufschlagzünder ließ es detonieren, Gewebe und Metall spritzten. Sie lief noch ein paar Schritte weiter wie ein kopfloses Huhn.") |
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![]() »Virulente Wirklichkeit«, »Spurlos«, »Der elektrische Tellerrand«, »Lärm«, »Die Erdbeerdiebin«, »Packeis«, »Der Test«, »Blutige Engel«, »Sternsplitter«, »Amadeus«, »Kampfpause«, »Chronopsie«, »Das Mal«, »Kunstlicht«, »Sachschaden«, »WWW«, »Maulkörbe«, »Die Welt auf dem Dachboden«, »Erdpech«, »Chips und Spiele«, »Die Wunschmaschine«, »Atlantis«, »Veni vidi«, »Glogauer pflügt | |
in Vorbereitung | ![]() (Auszug: "Wenn er sich zurückwandte, blendete ihn das gleißende Licht am Ende des Tunnels, dennoch sah er das Grün von Boden, Decke und Seiten überall; nicht grün geädert wie sein Panzer, sondern einfarbig, aber einen trügerischen Augenblick kam es ihm vor, als wäre er zu Hause, umgeben von bemoosten Wänden, doch wenn er das Metall mit der Zunge abtastete, fühlte es sich nicht warm und weich an, sondern geschmacklos, kalt, hart, glatt, tot. Die rosa Kiemsäcke an seinen Wangen pulsierten, während er keuchend die stickige, übelriechende Luft ein- und ausatmete. Die Fußspitzen seiner vier chitingepanzerten Krebsbeine klackten auf dem schmutzigen, blanken Metallboden des Tunnels. Zwei der drei Greifklauen an jedem Bein hatten sie abgesägt, sodass schwarzweiße Kreismuster wie groteske blinde Augenpaare von seinen Kniegelenken zu starren schienen. Tränen tropften unter seinem Gesichtspanzer hervor und hinterließen schwache grünliche Schlieren auf seinem blassgrünen oberen Abdomenschild. [...] Die Männer saßen in der Pfahlhütte des Stamms rings um die Kaminfeuer und sangen, während die Kinder in den Hängematten schliefen. Ein Musiker spielte auf dem Riffelbrett, indem er geschickt die Krallen über die Rillen gleiten ließ. Einige strickten, schnitten mit Scherenzangen Gesichter und Umrisse von Tieren aus großen Tuchpilzen oder schnitzten Muster in die Rinde frischer fingerdicker Zweige oder Figuren aus stärkeren, getrockneten und geschälten Ästen, die sie unten anspitzten, um sie am nächsten Tag rund um die Hütte in den Boden zu spießen. Andere mahlten Getreide zu Mehl, um es mit Wasser, etwas Ölnussöl und ein wenig Quellsalz zu verkneten und später Brotfladen daraus zu backen. Wieder andere hatten kleine Steinchen in regelmäßig in den Lehmboden gedrückte Mulden gelegt, die sie nun zu zweit abwechselnd nach vorgegebenen Regeln herausnahmen und einzeln auf die anderen Kuhlen verteilten, um zu sehen, wer am Ende die meisten Steinchen gewonnen hatte. Trotz der weit fortgeschrittenen Nacht war für die Erwachsenen an Schlaf nicht zu denken, denn nach Einbruch der Dunkelheit hatten einige von ihnen zu ihrem Erstaunen beobachtet, wie ein Stern vom Himmel stürzte. Sie hatten beratschlagt, was zu tun sei, und wie so oft entschieden, abzuwarten, auch wenn einige die Ansicht vertraten, dass es nicht schaden könne, sich auf den Weg zu machen, den Stern zu finden. Was für eine Errungenschaft hätte es sein können, ein Stück davon und damit ein nie verlöschendes Feuer zu haben! Andere dagegen, die den Stern nicht hatten stürzen sehen, glaubten nicht, dass es so etwas überhaupt geben könnte, und lachten die, die das beobachtet haben wollten, aus.") |
![]() (Auszug: "Du sollst töten": "Es wundert nicht, dass der Mandela-Effekt, die kollektive Falscherinnerung, auch zahlreiche Bibelpassagen betrifft: Die nicht näher bezeichnete Frucht im Garten Eden wird grundsätzlich als Apfel spezifiziert, verspeist auf Geheiß einer Schlange, die biblisch nichts mit dem Teufel zu tun hat. Die »Heiligen Drei Könige« sind im griechischen Ausgangstext keine Monarchen oder »Weise aus dem Morgenland« (Luther), sondern [mágoi], Sterndeuter, wörtlich Magier, unbekannter Zahl, die erst volksmythologisch in der Kirchentradition auf drei festgelegt wurde. Von Gott vor die Paradiestür gesetzt, wurden die beiden ersten Menschen von ihm zuvor eingekleidet: nicht, wie viele glauben, mit Feigenblättern (daraus hatten sie sich selbst Schurze geflochten, Gen. 3:7), nein, Gott war der erste Kürschner und »machte Adam und seiner Frau Leibröcke aus Fellen und bekleidete sie.« (Gen 3:21). Vor allem aber ist der Glaube weit verbreitet, es gäbe ein Gebot, das lautet: »Du sollst nicht töten.« "Wir waren Fische": "Die Zahl der Evolutionsleugner scheint wie die der Flacherdler zu wachsen. Wenn sie sich wundern, dass noch nie jemand beobachtet habe, wie sich ein Affe in einen Menschen verwandelt, zeigt das: sie haben, davon abgesehen, dass Menschen eine der acht rezenten Menschenaffenarten sind, von Evolutionsmechanismen weniger Ahnung als ein Steinzeitmensch vom Marsraketenbau. Währenddessen entnehmen Wissenschaftler Skeletten solcher Steinzeitmenschen DNS und dieser, dass die in Europa geborenen bis vor einigen Jahrtausenden zwar helle - blaue oder grüne - Augen hatten, ihre Hautfarbe aber der der dunkelhäutigeren Afrikaner entsprach. Blasser wurden die Menschen über Generationen als evolutionäre Anpassung an die geringere Sonneneinstrahlung im Norden, da hellere Haut besser geeignet ist, Vitamin D zu produzieren. Unsere Ahnen waren also dunkelhäutig, kamen zuvor aus Afrika, lebten lange früher als mausähnliche Plazentatiere zusammen mit Sauriern (wie, laut einiger Kreationisten, die ersten Menschen) und stammen von aquatisch lebenden Wirbeltieren, nämlich Fischen ab, von denen einige das Land eroberten. Auch heute gibt es noch amphibisch lebende Fische mit Beinen wie etwa den Schlammspringer.") | |
![]() (Auszug: "»Köstlich! Euer Humor ist wirklich zu köstlich!« Slupp na Teppewall wischte sich mit der Tentakelspitze eine Lachträne aus dem linken Mittelauge, während er den Gang zwischen den Hochbeeten entlangkam. [...] »Mag sein, andere Spargelartige oder auch andere Orchideen als die Wohlriechende Händelwurz können wir jedoch nicht gebrauchen, das weißt du!« Er wedelte mit einem Magazin, das er zwischen zweien seiner Vordertentakel hielt. »Soziolinguistik heute«, entzifferte Bruno, während er versuchte, der flatternden Fachzeitschrift mit den Augen zu folgen. Er wischte die erdverschmierten Hände an seiner grünen Latzhose ab und reckte Slupp die Rechte entgegen, zog sie aber schnell wieder zurück, als ihm einfiel, dass die Tattel Berührungen für unhöflich hielten. [...] »Eure Bücher sind sagenhaft! Kennst du die ›Bibel‹? Unglaublich! Die ›Bhagawadgita‹! Das ›Buch Mormon‹! Der ›Koran‹! Wirklich der Brüller, wenn auch teils zu handlungslastig für meinen Geschmack! Wie kommt man nur auf solch skurrile Ideen?«") | |
![]() (Auszug ("La alternativa era Deneb"): "Se parecen a los humanos, un ejemplo sorprendente de evolución paralela salvo por pequeñas variaciones: piel azul, cabezas calvas, cuatro dedos como los de los dibujos animados, unidos por membranas, ampollas blancas de chicle en el lugar de los lóbulos de las orejas, colmillos bermellones que atraviesan sus mejillas como perversos bigotes... Cuando llegamos, hace dos años planetarios, muchos nos recibieron con recelo, como si fuéramos latifaístas que huimos de la Tierra, esos seguidores del burdo conglomerado global de pensamiento abrahámico, creacionista, femi-marianista y nacionalsocialista. Sie sehen aus wie Menschen, ein frappierendes Beispiel paralleler Evolution, bis auf kleinere Abweichungen, blaue Haut, Glatzen, vierfingrig wie Zeichentrickfiguren, Schwimmhäute zwischen den Fingern, weiße Kaugummiblasen statt Ohrmuscheln, zinnoberrote Hauer, die sich durch ihre Wangen bohren wie pervertierte Schnauzbärte. Als wir vor zwei Planetenjahren ankamen, begegneten uns viele mit Misstrauen, als wären wir die Latifaisten, vor denen wir von der Erde geflohen sind, Anhänger des globalen kruden Konglomerats aus abrahmitischem, kreationistischem, feministischem und nationalsozialistischem Gedankengut." Auszug ("Siete erizos muertos en el alquitrán"): "Azul-verde-rosa-naranja-rojo-turquesa-rojo se deshizo del traje protector y salió de la cápsula. [...] Realmente lo había conseguido. (Más exactamente: dos tercios de Él, un cuarto de Ello, el resto de un doceavo de Ella, solo aproximadamente, por supuesto, porque Él-Ello-Ella estaba actualmente en la fase de transformación). Difícil de creer: era el único que consiguió escapar de la catástrofe aniquiladora de su mundo-anillo natal, y ahora, tras unas ciento noventa y seis marcas solares -catorce más o menos, tal vez- en hibernación, aterrizó en el único planeta accesible que tenía un entorno propicio para la vida. La nieve derretida cayó del cielo. Blau-grün-rosa-orange-rot-rot-türkis-rot entledigte sich des Schutzanzugs und verließ die Kapsel. [...] Er hatte es tatsächlich geschafft. (Genauer: zwei Drittel Er, ein Viertel Es, der Rest - ein Zwölftel - Sie, nur ungefähr natürlich, denn er-es-sie befand sich gerade in der Umwandlungsphase.) Kaum zu glauben: als einziger der vernichtenden Katastrophe seiner Heimatringwelt entkommen, und nun, nach zirka 196 Sonnenmarken - 14 mehr oder weniger vielleicht - in der Hibernation, auf dem einzigen erreichbaren Planeten gelandet, der eine lebenserhaltende Umwelt aufwies. Geschmolzener Schnee fiel vom Himmel.") | |
![]() (Teaser: "Schwarzbauern" spielt wie "Drachenernte", "Wechselbalg", "Souvenir vom Trödelmond" und "Jagdfieber" im Buttgereit-Universum. Kaa, weiß und alt geworden, erinnert sich, was sie in ihrer Jugend erlitt, an die Tage ihrer Gefangenschaft, als das Himmelsschiff der Ungeheuer auf ihrer Welt landete: Menschen, die auf diesen abgelegenen Mond gekommen waren, um hier ein Lager zu errichten, in dem sie vermeintlich ungestört Verbrechen begehen konnten, von denen sie lebten, Massenmorde, die Kaa als einzige Zeugin hilflos mit ansehen musste. Auch wenn sie überlebt hat, hat diese Zeit sie verändert - und nicht nur sie.) | |
![]() (Auszug: "Fest die Hand ihrer Mutter umklammernd zerrte Nütongneïku diese hinter sich her, als müsste sie ein störrisches Pigu vom Eis ziehen. »Nicht so eilig, Nütongneïku«, sagte Frau Yutschundenüren lachend und gespielt widerstrebend. Die Metallsohlen ihrer Hufschoner klapperten auf dem Asphaltboden des Einkaufszentrums. »Wir haben Zeit.« »Haben wir nicht!«, widersprach ihre Tochter. »Bestimmt macht der Laden bald zu.« Frau Yutschundenüren seufzte. Die Ventilatoren der Bäckerei, an der sie vorbeiliefen, bliesen ihnen den Duft frisch gebackenen Brots ins Gesicht und richteten einige ihrer Kopffedern auf. »Die Geschäfte hier schließen alle erst in gut drei Stunden«, sagte sie. »Wollen wir nicht zuerst noch ein paar krosse gebutterte Laugenfladen essen?« Schon waren sie an der Bäckerei vorüber und die nächsten Ventilatoren überfluteten sie mit zuckrig-süßer Luft. »Oder saure Seimgummis?« [...] Das Zoofachgeschäft blies, anders als viele andere Läden, keine Werbeduftluft in die Passage des Einkaufszentrums, vielmehr beförderten die Ventilatoren die Luft durch Schächte ins Freie außerhalb der Kuppel, wo der Gestank rasch verflog. Daher mussten die Neonbuchstaben über dem Eingang, die aus allerlei stilisierten Haustieren das Wort »Tiermarkt« bildeten, wohl zwei Schulterarmspannen hoch sein. Doch hundert Prozent wirksam waren die Gebläse nicht, noch immer roch es unangenehm nach den Ausdünstungen und Ausscheidungen der Tiere, die die Streu in den Käfigen und Terrarien nur unzureichend aufnehmen konnte. Von überall her raschelte, pfiff, krächzte, flötete, flatterte, scharrte, fauchte, knarzte, quäkte, brummte, plätscherte es gedämpft. Ihr Blick fiel auf ein großes Terrarium, das direkt beim Eingang stand. Darin wuselten auf einem feuchten Ast und ein paar Plastikpflanzen mehrere hufgroße Wangguans herum. Sie sahen aus wie Gummibälle, in die jemand rundum dutzende Stecknadeln gebohrt hatte. Drei hatten sich mit einigen Saugnäpfen - den >Stecknadelköpfen< ihrer Pseudopodien - an die Glasscheiben geheftet. »Was hältst du von einem Wangguan, Nütongneïku? Die sind pflegeleicht, fressen nicht viel, kosten nicht die Welt, bleiben schön in ihrem Glas, statt den Teppich zu verunreinigen. Meinetwegen auch zwei?« Bei sich dachte sie: >Wenn sie Junge werfen, fressen sie sie auf, anders als in der freien Natur können sie hier in so einem Terrarium dem Muttertier nicht entwischen. Ein weiteres Problem gelöst.< »Vielleicht ein rotes und ein gelbes?«") | |
Anthologien und Magazine 2023 | ![]() (Auszug: "Die salzige Morgenluft kühlte meine Haut, während ich barfuß über den festen, meerwassergeschwängerten Sand lief. Alle paar hundert Meter war ich gezwungen, einem der Angler auszuweichen, die hier vereinzelt ihre Mordinstrumente weit hinter die träge an den Strand plätschernden Wellen hielten. Ansonsten war der Küstenstreifen leer, zu früh und zu kalt zum Baden. Ich erreichte die Felsen mit der zerfallenen Bunkeranlage, die diesen Strand vom Privatstrand dahinter trennten. Auch dieser würde so kurz nach Sonnenaufgang noch verwaist sein, und so begann ich, die zerklüfteten Granitbrocken zu erklimmen, um meinen Lauf gesetzwidrig dahinter fortzusetzen. Hastig kletterte ich höher, um möglichst wenig der sprühenden Gischt ausgesetzt zu sein, die hier von den Wassermassen, die das Gestein malträtierten, versprüht wurde. Lang würde ich solche Strapazen wohl nicht mehr mitmachen, aber bisher war das einzige Symptom für meinen Zustand die Übelkeit gewesen, gegen die viel frische Luft und damit der seit Wochen zum Ritual gewordene morgendliche Strandlauf helfen sollten. Noch ehe ich die Kuppe erreichte, stieg mir widerwärtiger Gestank in die Nase. Nicht der übliche, der daher rührte, dass Strandbesucher die Bunkerruinen als Behelfstoiletten missbrauchten. Dieser üble Geruch war weit schlimmer. Der Geruch von Verwesung wie aus den Mülltonnen, in denen Schweine oder Hühner enden, die die Mast oder die Qual des täglichen Eierlegens nicht überlebt haben. Als ich den Gipfel erreichte und mich vorsichtig aufrichtete, sah ich es. Düster, dunkelbraun, fast schwarz lag da ein Koloss, ein feucht glänzender Leviathan. Groß wie das flügellose Wrack einer Boeing 747, doch alles andere als mechanisch: organisch, ein gewaltiger Leichnam.") |
![]() (Auszug: "»Du hast eine echte Zeitmaschine gebaut?«, fragte Eva und starrte Max mit großen Augen an. Max hob die Augenbrauen, dann sah er Isabella strafend an. Er hatte seiner kleinen Schwester unter dem Siegel der Verschwiegenheit von seinem Jugend-forscht-Projekt erzählt, und sie hatte es natürlich brühwarm Eva verraten. Nur mit Mühe konnte er ein Grinsen unterdrücken. »Ist mir rausgerutscht«, sagte Isabella kleinlaut. »Eva ist schließlich meine beste Freundin!« »Ihr dürft das auf keinen Fall ausplaudern«, drängte Max. »Stellt euch vor, das Ding gerät in die falschen Hände, jemand verhindert, dass sich unsere Eltern kennenlernen, dann werden wir nie existieren.« »Ja, ja«, sagte Eva ungeduldig, »wie in dem Film«. Er wies mit dem Zeigefinger auf sie. »Wenn es deine sind, ist das ja nicht so schlimm –« »He!«, protestierte Eva. »... aber wenn es unsere sind«, sein Finger wanderte zwischen ihm und Isabella hin und her, »dann werde ich nie die Maschine bauen, niemand kann verhindern, dass sich unsere Eltern kennenlernen, ich werde geboren, die Maschine erfinden, und ...« »Hör auf, mir wird schon ganz schwindlig!«, unterbrach Isabella. »Also ich verrate nichts«, sagte Eva. »Aber du musst mir dafür einen Gefallen tun.« Max kniff die Lippen zusammen, um sein Missfallen zum Ausdruck zu bringen. »Ich mache nicht deine Mathehausaufgaben«, sagte er. »Nachhilfe kann ich dir geben, meinetwegen.« »Nein, nein.« Eva schüttelte energisch den Kopf. »Es geht um die Einhörner.«") | |
![]() (Auszug: »Wir müssen den Planeten evakuieren«, verkündete Qannik mit brüchiger Stimme. Ihr überlebensgroßes zerknittertes Gesicht auf dem Bildschirm wirkte noch ernster als sonst. [...] Ijon schwang seine Faust. »Sollten wir uns darum prügeln oder uns duellieren wie die Primitiven im finsteren einundzwanzigsten Jahrhundert? Prügeln? Duellieren?« »Das ist nicht witzig.« Femke verlor die Geduld und sprach lauter, als sie es beabsichtigt hatte. Jabiru stand auf und lief rastlos ein paar Schritte auf und ab, soweit es der geringe Platz um den Tisch zuließ. »Ich habe die niedrigste Restlebenserwartung.« Er raufte sich mit beiden Händen die grauen Haare. »Der Logik nach ...« Er ließ den Satz unvollendet. »Und du bist der größte.« Femke stellte sich vor ihn und sah zu ihm hoch. »Ohne dich bliebe am meisten Platz in der Gondel.« Sie schnaubte. »Das heißt, wir sollen entscheiden, wessen Leben am wenigsten wert ist?« Rezension: "Vier Expeditionsteilnehmer sind auf einem Planeten gestrandet. Ein tödlicher Sturm wird erwartet, die Fähre kann jedoch nur zwei, im äußerten Fall drei Menschen befördern - was tun? SF und Horror &endash; ja, das funktioniert und dies sehr gut und überraschend, auch dies ein Highlight des Bandes." (Carsten Kuhr) | |
![]() (Auszug: "»Klar, ihr stellt euch das wahnsinnig aufregend vor, ihr als ... als ...« »Hypowesen?« »Außenstehende. Aber wir sind nicht wie diese Superhelden in Comics. Im wirklichen Leben ist es nicht so einfach, eines von über siebentausend Hyperwesen zu sein.« Sie klopfte mit dem grün lackierten Zeigefingernagel auf den Tresen. »Ich kann nichtmal mehr in eine Bar gehen, um einen Kerl abzuschleppen, weil ich - ach, verdammt.« Sie hob das Bier an die Lippen und nahm einen großen Schluck. »Ja, Laseraugen wie Laser Lad wären schon nett. >Laser Lady<, klingt gut. Oder wenigstens ...« Sie hob eine Hand mit gespreizten Fingern vor die Augen und betrachtete ihre Nägel. »Wenigstens Rasiermesser aus den Fingern ausfahren wie Razor Girl. Oder ein Röntgenblick wie dieser Kernspinner-Typ.« »Kernspintomografieblick«, warf Floyd ein." Rezension: "Daher habe ich zwei klare Highlights in dieser Zeitschrift: Der fliegende Frosch von Achim Stößer[...] Nachdem ich ungefähr ein dutzend Kurzgeschichten von Stößer gelesen habe (alleine neun aus 2022!), weiß ich hoffentlich ungefähr, was ich erwarten und was ich nicht erwarten kann. Selten bietet dieser Autor mir spektakuläre Figurentiefe, aber bisher immer solide Struktur, sehr angenehme Sprache. Außerdem [weiß er] eigentlich immer, was er tut, wenn er mir auch gelegentlich einen großen Zaunpfahl aus den gelesenen Seiten gegen den Kopf knallt. Hier ist Stößer at-his-best, alleine schon, was die lebhaften Dialoge betrifft. [...] Daneben spürt man eben auch mit leichtem Augenzwinkern, wie Superkräfte ein wenig aufs Korn genommen werden." (Yvonne Tunnat) | |
![]() (Auszug: "»Hin und wieder müssen nach einer Fraktur Knochen erneut gebrochen werden, damit sie wieder richtig zusammenwachsen«, stieß Mauritius ungeduldig zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, knackte knirschend eine Erdnuss, warf sich die Kerne mit Schwung in den Mund, nachdem er die braune Haut abgerieben hatte, und kaute darauf herum. [...] Elias' Blick folgte seinem Fingerzeig. Drei Stockwerke über ihm hing an einem dünnen Faden ein Klavier, ein schwarzglänzender Flügel, geschwungen wie der eines Engels. Die Tasten sahen aus wie dicht an dicht gedrängte Pinguine, die in einer Reihe hintereinander standen, samt Flügeln, Augen und gelblichen Füßen und Schnäbeln. Der Faden riss, das Instrument stürzte auf Elias zu und begrub ihn unter sich. Seine Sicht verfinsterte sich, Flecken wuselten durch sein Sichtfeld, und wäre er alt genug gewesen, hätte es ihn an den grieseligen Schnee auf Kathodenfernsehern, wenn nicht einmal mehr ein Testbild ausgestrahlt wurde, erinnert, die schwarz-grau-weißen Flecken, die über den Bildschirm huschten, wenn das Analoggerät kein Signal mehr empfing. Der Schnee ordnete sich, er schien durch ein langes Rohr zu gleiten, eine rauschende Röhre, einen scheinbar endlosen, dunkler werdenden Tunnel, schneller und immer schneller, wie Exkremente, die bei Starkregen durch die Kanalisation getrieben werden, bis er schließlich ein Leuchten entdeckte, ein Licht am Ende des Tunnels. [...] Halb sprang, halb rutschte sie den Hang hinab, kam am Fuß des Hügels zum Stehen. Hier und da züngelten flackernde Flammen aus der Erde, die spärlich die Dunkelheit zerrissen. Als sie sich umwandte, erkannte sie, woraus der Hügel bestand: Es waren unzählige nackte Säuglinge und Föten, die sich wie Maden wanden, sie wich zurück und sah, dass sie noch immer knöchel- bis knietief in zuckenden Embryonen watete. Mit jedem Schritt, den sie tat, brachen knirschend winzige Knöchelchen." Rezension: "Seine Story zieht Religion ziemlich durch den Kakao. Sicher nicht für streng gläubige Menschen witzig, die ihre Religion sehr ernst nehmen. Für mich als Nichtgläubige ist es hochwitzig - und trotzdem zwischendurch grausam (da viele Religionen nun mal grausame Komponenten haben oder da[mit] drohen), daher war der Schluss für mich eine Erlösung (ja, mir ist die Ironie bewusst!). Ich lerne etwas über Götter wie den japanischen Gott des Stuhlgangs oder über Pinguine. Die Story ist hervorragend strukturiert und ein Teil des Humors zieht sich aus gekonnten Wiederholungen oder Anspielungen auf vorher [E]rwähntes. Es gibt eine klare Prämisse, die hier ansprechend verpackt wird, die Klischees sind offenbar dem Autor wohl bekannt, so dass er sie hervorragend verdrehen kann. Die gewählten Metaphern passen zum Genre SF und zum Thema des Texts. Einige Witze sind ein bisschen böse, was aber die Prämisse gut unterstreicht." Yvonne Tunnat) | |
Anthologien und Magazine 2022 | ![]() (Auszug: "Einige Kleindealer hielten in Abstellkammern ein paar Hühner gefangen, Fleischbosse hatten illegale Farmen in abgelegenen Gebieten Südamerikas angelegt, Sammler pilgerten die Straßen entlang auf der Suche nach Roadkill, doch dank automatischer Bremssysteme fanden sie kaum noch etwas. Wer sich nicht gleich vegan ernähren wollte, griff auf Würstchen aus Mehlwürmern, Heuschreckenburger oder Kakerlakenfrikadellen zurück. [...] Filatow briet die Pferdeleber mit Schmalz, Zwiebeln und Jodsalz in einer Pfanne auf dem Lagerfeuer, das mit den Regentropfen um die Wette prasselte und knisterte. Auf seinem schmutzigen Sweatshirt stand in blau-gelber kyrillischer Schrift der Name des nationalistischen »Ukrajina sektor«: »Україна сектор«.") |
![]() (Auszug: "Als ich zurückkam, nur noch ein paar eisige Tropfen in den hohlen Händen, rührte er sich nicht mehr, lediglich die Maden an seinem Beinstumpf wanden sich zuckend im Mondlicht wie eine Karikatur des Lebens, das aus seinem Leib gewichen war. Hier herrschen Kriege. Seit dem Ende des Weltkriegs, seit einem dreiviertel Jahrhundert, Generationen vor meiner Geburt, hatte es in Europa keinen Krieg mehr gegeben. Aber wenn das Labyrinth in meinem Kopf mir keinen irrwitzigen Streich spielt, bin ich, wie und wodurch auch immer, in der Vergangenheit gelandet. In dem, was in der Zukunft der Zwanzigjährige Krieg genannt werden wird. Das Einzige, was wir in meiner Zeit von Kriegen direkt mitbekamen, waren die Ströme von Flüchtlingen aus Maghreb, Maschrek, Nubien, Abessinien, die die europäische Gesellschaft bereicherten, zumal sich Inklusion statt Integration der Flüchtlinge durchsetzte. Nun stecke ich selbst mitten in einem Krieg, geflohen vor blutigem Schlachtgetümmel, raubenden, plündernden Landsknechten, Hunger, Seuchen – ohne einen sicheren Hafen in Aussicht zu haben. Ich bin in einen Religionskrieg geraten, einen Krieg um die Hegemonie im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Zwischen Kaiser und Katholischer Liga auf der einen und Protestantischer Union auf der anderen Seite. Einen Krieg, in dem es darum geht, ob die Eier am spitzen oder am stumpfen Ende aufgeschlagen werden sollen, wie Swift in hundert Jahren schreiben wird. Ich kann nichts dagegen tun, ihnen nicht klarmachen, gar keine Eier zu zerschlagen. Ich kann die Geschichte nicht ändern. Oder doch? Was, wenn ich durch meine Anwesenheit hier, wie der Zeitreisende, der auf Saurierjagd ein Ei zertritt, etwas bewirken kann? Sollte ich? An den Galgenbäumen hängen Leichen wie Äpfel, darunter schwingen Priester Kruzifixe und Soldaten Musketen. Kann ich allein etwas dagegen tun?") | |
![]() (Auszug: "– Der geschätzte Dr. Mengele hat zwar Kälteexperimente durchgeführt, aber ein solches ist mir gänzlich unbekannt. – Wer weiß. – Ist das eine jüdische Verschwörung? – Oh, Verschwörungstheoretiker? – Ich warne Sie! Ein guter Christenmensch hat keinen bittereren, giftigeren, heftigeren Feind als einen rechten Juden ... – Wer ist hier wohl rechts? – ... ihre Synagogen und Schulen müssen im Feuer verbrannt und, was nicht verbrennen will, mit Erde überhäuft werden um unseres Herrn und der Christenheit willen! Moses selbst, wenn er jetzt lebte, wäre der erste, der die Judenschulen und -häuser ansteckte. – Pff. Auch ohne Plagiatssoftware erkenne ich, dass Sie das bei Ihrem Gesinnungsgenossen Luther abgekupfert haben. – Ein wahrhaft großer Deutscher! – Das sagen Sie als Katholik? – Sie müssen ein Jude sein! – Ich bin Atheist. – Es handelt sich also offenbar, ich schrieb solches schon in »Mein Kampf«, um eine Schiebung atheistischer Judenparteien gegen das eigene Volkstum. Die Größe des Christentums lag seit jeher in der unerbittlichen fanatischen Verkündung und Vertretung der eigenen Lehre. Das Ziel des Juden liegt auf der Hand: Katholiken und Protestanten liegen miteinander in fröhlichem Kriege, und der Todfeind der arischen Menschheit und des gesamten Christentums lacht sich ins Fäustchen.") | |
![]() (Auszug: "Im dichten Morgennebel konnte Arsenij Schewtschenko keine fünfzig Meter weit sehen. Die Beute sah ihn ebenso wenig. Prüfend witterte der Leithengst. Unruhig drängten die karamellbraunen Przewalskipferde sich um die Jungtiere. Der Lauf der Waffe zitterte. Ihr Griff, erst vor wenigen Tagen ausgedruckt, fühlte sich ölig an. Schewtschenko entzündete die E-Zigarette, sog daran. Die Dampfschwaden daraus verloren sich im Nebel. Das Nikotin durchströmte seine Adern, seine Hände wurden ruhiger, er zielte erneut. Die dunkle Hornbrille saß schief, der rechte Bügel war schon lang mit Isolierband notdürftig daran befestigt. Sie waren nah an der verbotenen Zone. Zu nah am Reaktor eigentlich. Selbst ohne Nebel wäre der Sarkophag von hier aus nicht zu sehen gewesen, auch nicht die Geisterstadt Pripyat, in der nur ein paar Greise lebten, so alt, dass sie ohnehin sterben würden, ehe der Krebs eine Chance hatte, zu wachsen. Doch sie beide waren in den Vierzigern und mussten aufpassen.") | |
![]() (Auszug: "»Mein Mensch lieb. Aber heute viele da. Gefahr? Du! Geh weg da! Mein Platz.« Tut fixierte den Eindringling, der sich frech auf seinem Sofa breitgemacht hatte, angriffslustig. »Weg!« ... bald fühlte Constanze sich durch einige bissige Bemerkungen, die Mäx sich nicht verkneifen konnte, und die zu treffend waren für jemanden, der sich nicht von Tatsachen verunsichern lassen wollte, in ihren religiösen Gefühlen verletzt, sodass sie unter einem fadenscheinigen Vorwand ging ... »Findest du es eigentlich nicht merkwürdig, dich immer nur von Salat zu ernähren und an deine Katze Fleisch zu verfüttern?«, fragte Mäx. Tom erstarrte, aber er bemühte sich, es sich nicht anmerken zu lassen. Er warf nur einen säuerlichen Blick auf die Überbleibsel des Buffets: Die Tischdecke war mit Gazpacho bekleckert, vom Tofukäsekuchen waren nur noch Krümel übrig. »Tut bekommt Pflanzenkost, keine Leichen. Es ist tatsächlich äußerst unlogisch, wenn Leute, die sich Tierfreunde schimpfen, Tiere abschlachten lassen, um sie an ihre Hunde und Katzen zu verfüttern. Du kannst mir ja einiges nachsagen, aber dass ich unlogisch handle, wirst du wohl nicht behaupten wollen, oder?«. Mäx nahm eine Stachelbeere, warf sie in die Luft, fing sie mit dem Mund auf und schnitt eine Grimasse, als er die saure Haut durchbiss. »Aber Katzen sind doch Fleischfresser.«") | |
![]() (Auszug aus »20000 Jahre unter dem Meer«: "Mein Körper wurde als erster gedruckt, sodass niemand da war, bei dem ich mich über die Kopfschmerzen und den Muskelkater, die damals noch typischen Nebenwirkungen, ausjammern konnte. Nach dem Hochladen meines Bewusstseins glitt der Deckel des Schneewittchensargs auf, doch ich blieb noch ein paar Minuten liegen, bis die Lichtblitze vor den Augen zu verschwinden begannen, während ich nichts als meinen Atem hörte. Es roch nach verschmortem Gummi und verbrannter Schokolade, allerdings machte ich mir bewusst, dass es sich dabei nur um olfaktorische Halluzinationen handelte. Als die Phosphene - durch die transkranielle Magnetstimulation beim Beschreiben meines frischgedruckten Gehirns verursachte vermeintliche Lichtwahrnehmungen -sich endlich beruhigten, öffnete ich die Lider, blinzelte, trotz der schummrigen Kapselbeleuchtung geblendet, und setzte mich auf. Zu schnell, doch die leichten Gleichgewichtsstörungen legten sich rasch. Für die bisher statische Kopie meines Bewusstseins im Speicher schien während des Flugs nicht ein Augenblick verstrichen, dennoch wusste ich, dass dank der Zeitdilatation mein anderes Ich, mein Original zuhause, über zwei Lichtjahrhunderte von der Erde entfernt, längst tot sein musste. Ich schüttelte den Gedanken ab und kletterte aus dem Sarg, der sich augenblicklich schloss und anfing, Eve zu drucken: Hinterkopf, Schulterblätter, Steiß, Waden, Fersen begannen sich auf dem Boden des Schneewittchensargs abzuzeichnen wie eine makabre Parodie auf Quantenresonanztomographiebilder. [...] Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte von einer zwanzigtausendjährigen Entwicklung auf der Erde: Warpfeldgeneratoren, Telomerregeneration, Androidenregimes, Mensch-KI-Hybride, Energiewesen, DNA-Kachel-Turinghochleistungsrechner, vollvirtuelles Leben, Alien-Invasoren, Herrschaft intelligenter mutierter Pflanzen, eine globale Petalopolis, eine Dysonblase (wobei wir die letzten beiden schon von zuhause aus gesehen hätten)? Oder technische Gimmicks des 21. Jahrhunderts, wie die ersten Erdauswanderer sie gekannt hatten, in kaum veränderter futuristischer Version: Quantentelegrafie, Holokaffeemaschinen, Viereinhalb-D-Television, Immersionsantriebsautomobile?" »Der Friseur am Ende des Universums« ist die erste Geschichte in der Reihe und Prequel von »Schlaraffenland - Die Suppenküche Ende des Universums« und »Die Musikanten Ende des Universums«. Auszug: "Die vernachlässigte Hyperraumstraße im Einstein-Rosen-Tunnel erwies sich als voller Schlaglöcher, wie ich es von solchen hinterwäldlerischen Gegenden der Galaxis gewohnt war, und so freute ich mich, endlich wieder einmal festen Boden unter den Füßen zu haben, statt rund um die Uhr durchgeschüttelt zu werden, noch dazu auf einer Welt mit nahezu irdischen Schwerkraftverhältnissen, auch wenn sich auf diesem einsamen Bauerntölpelplaneten Fuchs und Hase gute Nacht sagten, ehe die Rollsteige hochgeklappt wurden, und ich wahrlich nicht ganz freiwillig gelandet war, sondern gezwungenermaßen, da eines der Schlaglöcher so heftig am Schiff gerüttelt hatte, dass eine der Biohüllen der Quantenneuronenstränge des Schiffs aufriss und mittlerweile bereits erste Anzeichen einer Nekrose zeigte.[...] Sie schlug den Blick nieder, verwischte einen Tropfen auf dem Glastisch mit dem Daumenballen und verzog missmutig das Gesicht. »>Hair'gottswinkel<. [...] Anfangs kein Problem, aber dann landeten hier irgendwelche Evangelikale, um die ...« - sie zischte und fauchte - »... zu missionieren.« Anscheinend hatte sie die Bezeichnung der Einheimischen in deren Idiom genannt und der Übersetzer, da sie ansonsten Deutsch sprach, es so belassen. »Erst gab es nur Boykottaufrufe, Mahnwachen und Schmierereien an den Schaufenstern gegen die >Blasphemie<, kurz darauf folgte aber nachts einen Brandanschlag. Sie warfen Molotowcocktails ins Geschäft. Wir können von Glück reden, dass dabei wenigstens keine Personen zu Schaden kamen, aber der Laden war, ich sag' mal, ruiniert.« Langsam konnte ich ihr »ich sag' mal« nicht mehr ertragen. Hörte sie denn nicht selbst, wie penetrant sie diese nervtötende Floskel einflocht? »Die Versicherung sträubte sich, ich würde wegen der Namenswahl eine Mitschuld tragen. Aber schließlich mussten sie doch die Kosten übernehmen, Renovierung und Verdienstausfall, und ich habe jetzt einen nigelnagelneuen Salon. Hat alles, ich sag' mal, seine Vor- und Nachteile.« »Verstehe.« »Allerdings machten sie es zur Auflage, den Salon umzubenennen.« »Wie heißt er jetzt?« Ich grinste. »Haare Krishna?«") | |
![]() (Auszug: "Die halbe Welt schien verpixelt zu sein. Offenbar waren hier fast ausschließlich Frauen unterwegs, kaum Männer. Ibrahim Bergmann erinnerte sich nur dunkel an die direkte Realität, so wie er sie präpubertär, also vor der Implantation der Cyberadapter in seine Augäpfel, gesehen hatte. Sein Vater hatte die Jugend und die frühe Erwachsenenzeit noch mit bloßen Augen verbracht, aber Ibrahims Geburt lag wenige Jahre vor Inkrafttreten des Gesetzes, das Männer verpflichtete, spätestens mit dem Eintritt der Geschlechtsreife entsprechende Implantate zu tragen, die die Körper von Frauen unkenntlich machten, solange diese ihre Ansicht nicht freischalteten. [...] Ibrahim öffnete überrascht die Augen wieder. In der Fensterscheibe spiegelte sich sein kahlrasierter Schädel, sein Gesicht, die schwarzen Pupillen in den dunkelblauen Iriden und den blauen Augäpfeln. Dann sah er das, was hinter der regennassen Scheibe lag: Ein Fuß schob sich um die Ecke des gegenüberliegenden Hochhauses, ein schwarzer, haariger, mehrere Meter langer Fuß. Ihm folgte der Rest eines gigantischen Gorillas, viele Stockwerke hoch, der langsam aufwärts kletterte, die Fenstersimse als Trittstufen und Griffe gebrauchend, was angesichts der Größe allein seiner Zehen und Finger lächerlich wirkte. Das Klettern mit nur einer Hand fiel ihm schwer, in der anderen hielt er eine weiße, verpixelte Gestalt. Jedesmal, wenn er das Mauerwerk losließ, kippte er leicht nach hinten, klammerte sich mit einem schnellen Griff ans Gebäude und zog seinen massigen Leib wieder dichter heran." Rezension: "Achim Stößers "Augmentierte Irrealität" erinnert teilweise an die absurden Ausgangsprämissen, mit denen Philip K. Dick seine bodenständigen Charaktere in den Wahnsinn getrieben hat. Ein Besuch beim Zahnarzt lässt die Welt des Protagonisten zusammenstürzen. Der Autor lässt nicht nur auf seinen Protagonisten, sondern auch die Leser eine Vielzahl von Ideen förmlich einstürzen, fügt selbst in den letzten Absätzen noch eine Idee hinzu. Dadurch wirkt vieles ein wenig hektisch, aber dieses Feuerwerk von kleinen Ideen gibt der Geschichte auch einen besonderen Reiz." Thomas Harbach) | |
![]() (Auszug: "Soldatin Qq1apYxm respawnte im Basisshuttle. Die letzten Minuten ihres Lebens fehlten in ihrer Erinnerung und würden für immer verloren sein. Allenfalls hätte sie beantragen können, den groben Ablauf aus den Protokollen abzurufen, doch die psychische Belastung durch ihren Tod schien es ihr nicht wert. Alles in ihr strebte danach, erneut in den Kampf zu ziehen, und so erhob sie sich aus dem Gebärelterpod, streifte das Gel von ihrer nackten Haut, von oben nach unten, beginnend mit dem kahlen Schädel. Ein seltsames Gefühl, ihren eigenen neuen Leib zu sehen und zu berühren, denn sie verbrachte bis auf die wenigen Minuten nach dem Respawnen ununterbrochen im Harnisch, und so war ihr Körper ihr fremd. Unbeholfen wankte sie zu Dusche, die die Gelreste von ihrem Körper wusch und ihn trocknete. Sie warf einen Blick auf die vier Pods, in denen ihre Kopien in unterschiedlichen Stadien heranreiften. Auch der Pod, dem sie entstiegen war, hatte sich wieder geschlossen und begonnen, einen weiteren Körper wachsen zu lassen. Die Soldatin tapste zu ihrer Montur und legte sie an. Nanonadeln stachen in ihre Kopfhaut und durchbohrten ihren Schädel, um den Harnisch mit ihrem Gehirn zu verbinden. Kraftvoll schritt sie zur Landekapsel. Einen Augenblick kämpfte sie wie jedes Mal mit der aufwallenden Klaustrophobie, die der Gedanke, sich in die winzige Kapsel zu zwängen, auch wenn es nur für kurze Zeit sein würde, auslöste, dann stieg sie entschlossen hinein, um erneut auf ihren Planeten hinabzusinken." Anmerkung: Anders als meine anderen in letzter Zeit entstandenen Kurzgeschichten ist diese ausnahmsweise geschlechtsdiskriminierend moviert (wie schon das erste Wort zeigt) und mit Gendergrammatik versehen, denn es handelt sich um eine Dystopie, in der diese Form des Sexismus sich durchgesetzt hat. Entsprechend gibt es auch typische Ausnahmen, "Monster" wird nicht gegendert, "Nur ein toter Indigener ist ein guter Indigener" ebenso. Rezensionen: "Wunderbar überraschender Schluss, eine durchdachte Handlung, klasse geschrieben." Carsten Kuhr "Eine dichte, professionell erzählte Geschichte [...] Der rote Faden ist klar, hier gerät der Autor in keine Seitengassen und steuert konsequent auf das unvermeidliche, extrem gut vorbereitete Ende zu. Die Pointe sitzt perfekt, der Abschluss der Geschichte befriedigend, der eigentliche Horror setzt in meinem eigenen Kopf ein, sobald ich mit dem Lesen fertig bin. [...] Die titelgebende Soldatin Qq1apYxm soll auf einem anderen Planten die Indigenen ausrotten. Sie sind viele, dafür ist sie gut bewaffnet. Das ist nachvollziehbar und gut beschrieben, der Weltenbau ist gelungen, man merkt, da ist ein SF-Autor mit Leib und Seele am Werk. [...] Hier wittere ich eine B-Story, die die Kurzgeschichte noch mal ein paar Stufen anhebt: Er könnte uns meinen. [...] Das Ende rechtfertigt so einiges, was und wie vorher erzählt wird. Trotzdem ist es nicht ganz einfach zu lesen. Entfernt erinnert mich das an Herz der Finsternis von Conrad. Da war auch klar, dass der Autor etwas anprangern möchte, aber es zu lesen war kaum auszuhalten. Absolut gelungen. Unbequem. Ich vermute, so war es beabsichtigt." Yvonne Tunnat) | |
![]() ![]() (Auszug: "»Erinnerst du dich, wie die sowjetischen Astronauten von der internationalen Raumstation zurückkamen - und die Sowjetunion verschwunden war?« Alessandros Blick blieb in die Ferne gerichtet, weit über den Sichtschirm hinaus, der das Fastnichts um sie herum zeigte. Die Sterne schienen sich nicht zu rühren, winzige Nadellöcher im schwarzen, undurchdringlichen Samtvorhang, der die sommerliche Mittagssonne draußen hielt. Marie-Claire schnaubte. »Damals war ich noch lange nicht geboren.« Sie ließ ihren Blick von Kopf bis Fuß über Alessandro wandern und wieder zurück. »Du ebenso wenig, auch wenn du doppelt so alt bist wie ich, Alessandro. Oder unsere Eltern, Großeltern, Urgroßeltern ...« Obwohl sie ihn eindringlich musterte, rührte er sich nicht, sondern starrte weiter hinaus. [...] Die Gravitationsbugwellen der Accipiter verebbten wie das Wabern einer Türhaut, die Sonne des Zielsystems spiegelte sich als hellster Fleck, der alle anderen Lichter überstrahlte, auf der hochglanzpolierten Oberfläche der zehn Paraboloide, die sich nun rasant dem Planeten näherten, der ihre neue Heimat werden sollte. Die absurde Bremsbeschleunigung, die eine punktgenaue Ankunft ermöglichte, hätte alle Insassen binnen Nanosekunden an den Wänden zu Brei zerquetscht, wären sie der konventionellen Newtonschen Physik unterworfen gewesen, doch dank der Raumverzerrung spürten sie keinen Hauch davon." Rezension: "Apropos Highlights: Von "Als die Sonne erlosch" hätte ich gern noch mehr gelesen, da sich der Autor sehr viel Mühe gemacht hat, eine detaillierte ferne Welt zu erschaffen, von welcher ich sofort fasziniert war." Stephan Junghans) | |
![]() (Auszug: "Zwei Bergsteiger, die kletterten / die Zugspitzspitz hinan, / doch es glitt aus der untere, / er hing im Seil sodann. // Sie flehten drauf in ihrer Not / den Osterhasen an, / auf dass er sie erretten möcht'. / Nicht fiel der zweite Mann, // als bis das Seil auf einmal riss: / Es schrien beide dann.") | |
![]() (Sequel: "Die Musikanten am Ende des Universums, Prequel: »Der Friseur am Ende des Universums«". Auszug: "»Ihr esst Zombies?«, rief der Giraffenkopf entsetzt aus und funkelte mich aus schwarzen, nur von einem dünnen, senfgelben Saum umrandeten Pupillen an. Seine Bassstimme dröhnte so laut, dass alle anderen herumfuhren und mich, sofern sie Augen hatten, ebenfalls anstarrten. »Untote Schweine und Vögel?«, präzisierte er seinen Vorwurf. Die beiden einheimischen Sauroiden züngelten nervös, wobei ihre dünne Röhrenzunge sich krümmte wie ein Wurm, der auf regennasser Straße ertrinkt, und hoben halb die Hände, wodurch sich die Sporne an ihren Unterarmen leicht aufrichteten, so wie die blanken Federkiele auf ihrem Schädel, ihren Backen, ihrem Nacken. Nur die Kinnkiele rührten sich nicht. Ungedenk der brenzligen Sachlage registrierte ich, dass der Übersetzer zwar Wörter wie Schwein und Zombie verlustlos hin- beziehungsweise zurückübertragen hatte, an den Tauben jedoch scheiterte. Die Echsen spiegelnd leckte ich mir über die Lippen. »Nein«, widersprach ich rasch, »nein, nein!« Ich musste aufpassen, was ich nun sagte, wenn ich mich glimpflich aus der Situation und - je eher desto lieber - von dem ganzen miesen Hinterwäldlerplaneten weg manövrieren wollte." Rezensionen: »[S]ofort positiv aufgefallen ist mir hier Achim Stößer, das war mal eine Story, die sprachlich angenehm bis originell war. Witzigerweise hatte ich beim Lesen eine längere Pause gemacht und wieder aufgenommen, wusste dann nicht mehr, wen ich gerade lese und dachte nur: "Na, DAS ist doch mal solide und schön!"« Yvonne Tunnat »Auch in "Schlaraffenland - die Suppenküche am Ende des Universums" steht der Humor im Vordergrund, dazu entsteht auf wenigen Seiten ein buntes Universum, das gerne Schauplatz eines Romans sein dürfte.« Judith Madera »Bei Achim Stoessers "Schlaraffenland - die Suppenküche am Ende des Universums" erhält ein selbstständiger, aber durch Reparatur seines Raumschiffs monetär auch stark eingeschränkter Raumfahrer das Angebot, für den Rest der Pachtzeit ein Restaurant zu übernehmen. Alleine durch den Namen und die Geschichte des Schlaraffenlandes stößt er einige Gäste vor den Kopf. Achim Stoesser beginnt seine Story mit hohem Tempo und einigen schönen Dialogen, bevor die Idee leider in der Umständlichkeit versandet.« Thomas Harbach »Herausragend fand ich die Beiträge von [...] und Achim Stößer.« (Carsten Kuhr) | |
Anthologien und Magazine 2021 | ![]() (Auszug: "Um das Jahr 4 v.u.Z. - Die dreizehnjährige Maryam (Kamala Mackenzie Freeman) ist hin- und hergerissen. Was zwei Jahrtausende später eine typische Teenagerschwangerschaft mit Talkshowpotential wäre, ist hier, da sie mit dem drei Jahre älteren Yosef (Drogo Momoa) zwar verlobt, jedoch noch nicht verheiratet ist, ein Ding der Unmöglichkeit - einerseits. Andererseits ist nicht Yosef der biologische Vater des Kinds. Eines Abends beobachtete Maryam eine mehr als ungewöhnliche Sternschnuppe, die sich als landendes Interstellarschiff entpuppte. Neugierig begab sie sich zum Landeplatz, wo sie an Bord gebracht wurde. Die tintenfischelefantenartigen Außerirdischen verwendeten zur Kommunikation mit ihr ein Hologramm mit menschlichem Äußeren, um sie nicht durch ihren fremdartigen Anblick zu verschrecken, was misslang, da durch einen Defekt das Hologramm nicht nur über dem Boden schwebte, sondern von massiven Interferenzen umgeben war. Wie sich zeigt, landeten die Außerirdischen nicht zufällig nahe einer Großstadt - Nazareth zählt immerhin beinahe fünfhundert Einwohner. Als Maryams Panik durch die beruhigenden Worte des Hologramms schließlich allmählich nachließ - das beinahe hypnotisch gesprochene »Fürchte dich nicht!« zeigte Wirkung -, wurde sie nach einer medizinischen Untersuchung unter Anästhesie künstlich befruchtet, indem ihr eine Eizelle entnommen und nach Ersetzen des Kerns reimplantiert wurde. Maryam hat als Spross einer kaum der Eisenzeit entwachsenen frühgeschichtlichen Kultur jedoch Schwierigkeiten, all das zu begreifen. Yosef wiederum tut sich nicht leicht damit, Maryams Erzählung von einem »Engel« - so interpretiert sie das schwebende Hologramm mit den flügelartigen Interferenzstörmustern - zu glauben. Sie werde, dies habe der »Engel«, Mittler zwischen Himmel und Erde, prophezeit, einen Sohn gebären. Rezensionen: "Aus über 90 Einreichungen wurden für das schön gestaltete Buch 18 Erzählungen ausgesucht. Auf ein paar davon wollen wir gerne etwas genauer eingehen. [D]as allumfassende literarische Niveau [...] ist beachtlich hoch. [...] Achim Stößers Bethlehem ist in Form eines Episodenguides geschrieben. Die 13 Folgen der ersten Staffel einer fiktiven Serie werden hier beschrieben. Inklusive User-Wertung und Trivia. Die originelle Erzählung mit ihrer kruden Jesus-Story hat das[,] was manche Geschichte vermissen lässt - eine gute Portion (schrägen) Humor." Benedict Thill "Mit "Am Anfang war das Bild" liegt eine ungewöhnliche und sehr gelungene Sammlung SF-Kurzprosa und dazu passenden Illustrationen/Bildcollagen als literarisch-grafisches Gesamtkunstwerk vor. [...] Es ist nur logisch, dass bei dieser Vielfalt nicht jede Geschichte den persönlichen Geschmack treffen kann, doch allen Beiträgen merkt man an, dass die Verfasser:innen im Schreiben versiert sind. Die handwerkliche Güte der Texte ist auf einem durchgängig hohen Niveau.[...] "Bethlehem" (Achim Stößer): In einem Episodenführer, zzgl. Hintergrundinformationen, wird die 13 Episoden umfassende Serie über die Geburt und das Leben eines Messias - In ihrer Darbietung ist "Bethlehem" sicher der ungewöhnlichste Beitrag der Sammlung. Die Idee, die christliche Mythologie mithilfe außerirdischen Besuchs zu erklären, ist zwar nicht gerade neu, doch Stößers "Bethlehem" hat einige fantasievolle Einfälle zu bieten. Der Humor der fiktiven Making-of-Anteile ist mal mehr ("Kirks Rock" als Drehort), mal weniger (Schauspieler: "Khal Momoa") gelungen. Ein Lob verdienen hingegen die historisch korrigierenden Anmerkungen, die in anderen ... Adaptionen dieses Mythos verbrochen sind." Christoph Grimm "Bibelgeschichten werden ja gern in SF-Geschichten verwurstelt und meist finde ich das ziemlich öde. Hier aber ist das großartig umgesetzt. Es gibt unzählige Anspielungen und Zitate auf SF- und Fantasy-Serien bzw. Filme und auch die Adaption der Handlung, ich hab von christlicher Mythologie nur rudimentäre Kenntnisse, macht sehr viel Spaß. Da hat sich Achim von seiner Fantasie sehr weit davontragen lassen. Ich fands megalustig und mit den Filmfehlern und Trivia-Blöcken toll ausgearbeitet. Große Klasse!" Ralf Steinberg "'Bethlehem' von Achim Stößer[:] Eine Kurzgeschichte als Episodeguide ihrer selbst mit integriertem Trivia-Quiz und eigener Plothole-Liste zu schreiben, offenbart Genialität - und Stößers tiefe Abneigung gegen Theismus. Ähnlichkeiten von Bethlehem mit einer tatsächlich existierenden Weltreligion sind hier keinesfalls zufällig, sondern im höchsten Maße beabsichtigt und Fettnäpfchen werden gezielt mit Arschbomben im Kilotonnen-Bereich angesteuert. In 'Bethlehem' erleben wir die Auferstehung vom 'Leben des Brian' im Serienformat - mit eingebauter Hommage an Monty Pythons Komödie - nur mit exponentiell ansteigender Respektlosigkeit." Thorsten Küper-- https://www.instagram.com/p/CcSaSsgIkVc/ / https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=3246253919031184&id=100009398232350 --> »Zu den besten Geschichten gehört Achim Stößers "Bethlehem". Die Lebensgeschichte Yeshua als Miniserie erzählt als Zusammenfassung der einzelnen Episoden inklusiv Trivia und Filmfehler. Die Wunderkräfte des angeblichen Gottessohnes sind Geschenke zweier Außerirdischer, inklusiv der entsprechenden Manna Maschine. Erik von Däniken wäre begeistert. Mit einem Augenzwinkern erzählt nimmt der Autor auch die entsprechende Produktion von Soap Dramen auf den Arm.« Thomas Harbach) |
![]() (Sequel von "Der Friseur am Ende des Universums und "Schlaraffenland - die Suppenküche am Ende des Universums". ![]() Auf der nächstgelegenen Bühne erkannte ich drei blassbläuliche, demnach aus dem Süden ihres Planeten stammende, Eldfjallaeyjarheimuraner. Die Nase, ein Doppelrüssel, hing über das Kinn hinaus, die dunklen, orangengroßen Augen ragten seitlich aus dem Gesicht, so dass sie an Saigas erinnerten. Der Mann, zu erkennen an den viel ausgeprägteren verhornten Stirnwülsten, spielte auf einer Orgel, die beiden Frauen sangen. Zu hören war jedoch kein Ton: Eldfjallaeyjarheimuraner kommunizierten - wie auf der Erde Alligatoren, Elefanten, Giraffen und Okapis, Rhinozerosse usw. - im Infraschallbereich, ursprünglich, um sich in den weiten Steppen über große Entfernungen zu verständigen; den Übersetzer hatte ich für Gesangstexte deaktiviert. Wie schon Wilhelm Busch meinte: »Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden.« [...] Im Publikum standen mehrere Grüppchen weiblicher - bart- und hornloser - Vertreter dieser froschähnlichen Spezies, sonst hörte kaum jemand zu. Die weiblichen Frösche fiepten bei den meisten Tonfolgen mit heraushängenden Zungen frenetisch und sonderten immer wieder schwallartig große Mengen eines schleimigen Sekrets aus den pümpelartigen Zungenspitzen ab. Die Dudelkehlsackmusik, wenn auch nicht derart ausgefeilt, gehörte seit Jahrhunderttausenden zu ihren Balzritualen. Das Schleimsekret verströmte einen für Menschen ekelerregenden süßlichen Verwesungsgeruch."[...] »Oh weiblicher Gott, oh weiblicher Gott, oh weiblicher Gott!«, rief der Ulimwengumkubwawabaharianer. Der Übersetzer hatte wohl nicht seinen besten Tag. Zum Glück gab es zwischen Lilianas Polnisch und meinem Deutsch keine solchen Probleme, aber außerirdische Sprachen waren doch ein ganz anderes Kaliber. In dieser gab es offenbar geschlechtsdiskriminierende Nomen, wie es früher auch in vielen irdischen Sprachen, u.a. dem Deutschen, der Fall gewesen war. »Göttin« hatte es geheißen, »godess« oder »bogini«. Die Leute damals waren von weiblichen Genitalien so besessen, dass sie das in fast jedem Substantiv durch eine Movierung ausdrücken mussten [...] Ich hoffte, dass das Anrufen einer Gottheit wenigstens nur eine Floskel war und ich es nicht wirklich mit einem Symptom religiösen Wahns zu tun hatte." Rezension: "Achim Stößer macht aus einem Raumschiffkapitän einen »Kindersitter«, der die Schutzbefohlene auf dem Planeten Acheronianwoods absetzen soll, auf dem ein interstellares Musikfestival stattfindet. Begegnungen und Missverständnisse sind unter den »Musikanten am Ende des Universums« vorprogrammiert. Allerdings auch ein Bekenntnis für Interspezies-Toleranz. Achim Stößer macht es anscheinend Spaß, unaussprechliche Namen zu erfinden. Eine Band heißt »Eldfjallaeyjarheimuraner« und auch ein »Ulimwengumkubwawabaharianer« fühlt sich auf seine »Spermatophoren« getreten. Vielleicht sind es auch geschickt getarnte Kompositionen oder Anagramme, deren Entschlüsselung mit der bescheidenen Rechenleistung meines Heimcomputers nicht gelingt." Holger Marks in »Andromeda Nachrichten 275«) | |
![]() (Auch diese Kürzestgeschichte handelt vom Fermi-Paradoxon. Auszug: "Ich ließ den Wirtskörper durch die Straßen schlendern, nicht zu schnell, nicht zu langsam, um nicht aufzufallen. Ein mulmiges Gefühl; kein Wunder, wenn man der Erste ist auf einem fremden Planeten. Viele der einheimischen Gebäude trugen auf großen Glasflächen Aufschriften, die mir das Gehirn des Wirtskörpers mehr oder weniger verständlich machte. Eines davon, auf dem »Antiquarische Buchhandlung« zu lesen war, zog mich an, und ich lenkte die Schritte des Wirtskörpers hinein. Die Tür schlug beim Öffnen Glöckchen an, nach einer Schrecksekunde ging ich weiter. Der Geruch war muffig. Unangenehm.") | |
![]() (Auszug: "Der Sternkonstellation nach zu urteilen muss ich beim Sprung mehrere Milliarden Jahre in die Zukunft katapultiert worden sein. Ein Blick zurück zeigt, Urwelt ist tot. Mehr als zurückzublicken, bleibt mir verwehrt, der Sprung kann selbstverständlich nur vorwärts erfolgen, nie in die Vergangenheit. Ob ich je herausfinden werde, was zu der Zeitanomalie geführt hat, weiß ich nicht - sämtliche Tests mit unbemannten Sprüngen waren erfolgreich gewesen, selbst der zum Ringriesen. Vor wenigen subjektiven Stunden bedeckte noch das Meer beinahe die gesamte Nordhalbkugel, und nun ist die Atmosphäre so dünn, dass sie das Oberflächenwasser allenfalls an tiefstgelegenen Gebieten halten kann. Ob dort noch jemand lebt? Meine Nachrichten blieben ohne Antwort. Urwelt ist tot. Alle, die ich kannte, sind tot. Damit werde ich mich abfinden müssen. Immerhin hat mich die Gravitationssenke beim Sprung an den gewünschten Zielort geführt. Nun umkreise ich Wasserwelt wie eine Aasschnecke ihre Nahrung. Nur ein vergleichsweise kleiner Kontinent kämpft sich aus dem globalen Ozean. Es wimmelt dort von Leben, Algen und Zyanobakterien produzieren Sauerstoff und entlassen ihn ins Wasser und die Lufthülle. Eine große Sauerstoffkatastrophe ist wohl unvermeidlich, der Sauerstoff wird mit Eisen im Gestein reagieren und den Kontinent rostrot verfärben, ehe sauerstoffresistente Pflanzen und Pilze den Planeten besiedeln. Aber niemand, mit dem ich reden kann, auf lange Zeit.[...] »Ich halte nichts von Präastronautik, aber es wäre eine plausible Erklärung.« Er deutete auf zwei der Hieroglyphen in der Goldfassung, ein Rechteck mit je einer nach unten weisenden dreieckigen Spitze links und rechts und eine Person, die mit dem Gesicht nach unten waagrecht auf den Armen zu balancieren schien. »Hier steht es auch, ›vom Himmel gefallen‹.«") | |
![]() (Auszug: "Mit den Ratten habe ich mich in die Ruinen verkrochen. Aber es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie mich finden. Es ist nicht leicht, mit Bleistift auf Papier zu schreiben. Jedes einzelne Wort muss zu Ende geschrieben werden, Buchstabe um Buchstabe. Aber es geht nicht anders, normale Schreibwerkzeuge sind im Netz in Sekundenbruchteilen zu orten. Mir ist klar, dass es das Unvermeidliche nur hinauszögert, nicht jedoch verhindert. Schließlich habe ich Lithos gemacht für die letzte linke Untergrundzeitung. Lithografien und Bleisatz - ein legaler Drucker schickt automatisch Kopien mit Positionskoordinaten ans Sicherheitsministerium. Jede einzelne meiner Lithos genügt als Grund, mich hinzurichten." Klappentext: Psychische Störungen eröffnen uns einen meist unbekannten, fremden und manchmal bizarren Kosmos. »Diagnose F« entführt mithilfe von 35 Erzählungen und ebenso vielen Illustrationen in die Welt der seelischen Erkrankungen, deren Symptomen und möglicher Therapien. Die Grafiken stammen von zwei Künstlern, die die Geschichten auf ihre Art grafisch interpretieren. Ein Psychotherapeut diagnostiziert, analysiert und kommentiert jede Erzählung fachlich, sodass eine Verbindung zwischen Science und Fiction hergestellt wird. Die Kurzgeschichten spielen in naher wie in ferner Zukunft und handeln von einem depressiven Alien, einer paranoiden KI, einem spielsüchtigen Menschen mit Gehirnchip, einem narzisstischen Psychiatrieprofessor, überaus konsequenten Robotern, einem schizophrenen Retter der Welt und vielem mehr.) Rezenion: "Eine relativ kurze Story über einen der letzten Aufrechten, der gefangen genommen wird und nach einem Eingriff nicht mehr er selbst ist. Obwohl sie so kurz ist, hinterließ die Geschichte einen bleibenden Eindruck bei mir, weil sie mich an Einer flog über das Kuckucksnest erinnerte." Marianne Labisch "Eine orwelles[k]e Story mit einer verstörenden[,] aber cleveren Pointe." Thorsten Küper Lesung bei den Brennenden Buchstaben, "Die Partei hat immer Recht" (Youtube). | |
![]() (Auszug: "Weißinrotkreisgrünstrich warf mit weit aufgerissenen Stielaugen verblüfft den Rüssel hoch und stieß ein überraschtes Trompeten aus. Rote, orange und gelbe Streifen liefen vor Aufregung in Wellen über seine Stirn. Er ließ die Finger an seinem Rüssel über die Tastatur tanzen, um das Ergebnis zu überprüfen. [...] Kreischen von Affen und Vögeln stach durch den antarktischen Dschungel. Wassertropfen rannen vom Blattwerk der Bäume und tropften in die Pfützen, die sich auf großen Blättern gesammelt hatten, und zahllose Insekten schwirrten und summten umher. Hinter einem dicken, von Schlingpflanzen umwucherten Stamm kauerte Ulff und beobachtete den Trampelpfad, der zum See führte. Die Fläche um den See war brandgerodet, weil sie dort Kanna anbauten. Am See lebten nicht nur viele Pinguine, immer wieder suchten andere Tiere das Gewässer auf, um zu trinken. Irgendwann würde vielleicht ein Fuchs oder ein Schwein dort entlangkommen. Ulff trug, wie in allen Gilden, die hier lebten, üblich, nur ein Penisfutteral aus einer Kalebasse, das mit Opossumschwänzen an der Hüfte befestigt war und bis an seine Brust reichte, und so schwirrten Fliegen nicht nur um sein Gesicht, sondern auch um sein Gesäß. Es kitzelte unangenehm, wenn sie landeten, doch sie waren zwar lästig, aber harmlos, wenn sie nicht gerade ihre Eier in eine offene Wunde ablegten, deshalb machte er sich nur hin und wieder die Mühe, sie zu verscheuchen. Erst als er einen stechenden Schmerz an der Wade verspürte, schlug er mit lautem Klatschen zu. Das Geräusch erschreckte die Pinguine am See, sodass einer nach dem anderen sich elegant ins Wasser stürzte, um einzutauchen und davonzuschwimmen. Es war zwecklos, sie zu jagen, auch wenn sie so zahlreich waren, dass selbst ein schlecht gezielter Schuss irgendeinen getroffen hätte, doch Ma hatte den Verzehr von Fischen verboten, aller Fische, einschließlich derjenigen, die zeitweise an Land lebten, also auch den von Pinguinen." Lesung beim BuCon am 23.10.2021 um 14 Uhr. Discord: Buchmesse Convent bzw. direkt Verlag Moderne Phantastik etc.) | |
![]() (Auszug: "Sie hockten über ihr, einer presste seinen Mund auf die blutenden Wunde an ihrem Rücken. Als sie mich bemerkten, sprangen sie auf und rannten davon. Ich folgte ihnen ein paar Schritte, dann lief ich zurück zu der Frau. [...] [...] menschliches Blut enthält keinerlei Nährstoffe, die nicht auch in einer guten Pizza zu finden wären. Alles andere ist so schwachsinnig, als ob jemand behauptet, Menschen müssten Fleisch essen. Der einzige wahre Grund für Hämophagie ist Blutgier. [...] Ich wette, wenn ich an der Schussverletzung gestorben wäre, hätte es einen ominösen Ernährungspseudowissenschaftler zu einem Artikel in einer Fachzeitschrift veranlasst über Lungenschüsse bei Veganern, und die dem Pöbel nach dem leichenfressenden und kuhdrüsensekretsaufenden Mund redende Boulevardpresse hätte sich daraus eine gehäufte Schussgefahr bei veganer Ernährung zurecht gestrickt, wie sie das immer tut.") | |
Anthologien und Magazine 2020 | ![]() (Aesop erschien zuerst 1994 in in Wolfgang Jeschke (Hrsg.), »Die Pilotin«, Heyne Verlag. Auszug: "Vielleicht war es ein Fehler, dass ich mich, vor die Wahl gestellt zwischen Euthanasie und Experiment, dafür entschied, Versuchskaninchen zu spielen. Im Nachhinein erscheint es verrückt, einfältig, möglicherweise auch feige. Ich gebe zu, ich hatte Angst; nicht vor dem Sterben, oh nein, wir alle kennen aus dem Kabel die Bilder des unter dem Hammer zersplitternden Gummischlauchs, des Regenwurms, der wie ein Bleistift zerbricht, der den Anschein ihrer Schönheit bewahrenden roten Rose, die zerbröckelt wie mürbes Papier: nach einem nur Sekunden dauernden Bad in flüssigem Stickstoff. Es soll von einem Augenblick zum anderen geschehen, es heißt, man fühlt nichts. Nein, nicht davor hatte ich Angst, sondern ... ich weiß nicht, vielleicht vor der Leere, die danach kommen mochte, vor dem endgültigen Auslöschen meines Denkens. Und so wählte ich, als sich mir diese scheinbar einmalige Gelegenheit bot, das, was ich in meiner Blindheit für das geringere Übel hielt.") |
![]() (Auszug: "Während die wärmende Aprilsonne auf die ewige Stadt schien, ließ die Kühle der Kellergänge Pater Anselm frösteln. Nichteinmal elektrisches Licht gab es hier, zwei Schweizergardisten trugen Lampen vor ihnen her. Was konnte es sein, das der Heilige Vater ihm zeigen musste, damit er es glauben konnte, wie der Papst geheimnisvoll erklärt hatte? Glaubten sie nicht unbesehen das größte Geheimnis von allen, spürten sie nicht die Allgegenwart Gottes, ohne diesen je zu Gesicht bekommen zu haben? Was also bedurfte des Augenscheins? [...] ![]() Der Mars ist ein unwirtlicher Ort. Er erinnert mich ein wenig an meine Tage in Afrika, die nun schon Ewigkeiten her zu sein scheinen. Unfruchtbare Wüstenei, palmähnliche Bäume hier und da, doch die Palmwedel sehen riesenhaften gespreizten Bananenschalen gleich. Die Eingeborenen sind grün, grasgrün. Auf dem Haupte tragen sie zwei Antennen, die Ohren stehen wie Trichter von der Seite des Schädels ab, die enorme Hakennase sieht aus wie die des Heiligen Vaters, wenngleich um vieles größer. Ein Streifen Lamellen über dem breiten Mund, deren Funktion sich mir nicht erschließt, mutet ein wenig wie ein kecker Oberlippenbart an. Die drei Finger einer jeden Hand enden in Saugnäpfen an der Fingerspitze. Am auffälligsten ist jedoch das gewaltige, tiefblaue Zyklopenauge. Wohlgemerkt, blau ist nicht etwa die Regenbogenhaut, diese ist vielmehr pechschwarz, so dass sie die winzige Pupille übermäßig groß wirken lässt, sondern der Augapfel selbst, der bei uns Menschen weiß ist. Die einzigen anderen Wesen, die es hier zu geben scheint, sind taubengroße dreiarmige Kraken, grün wie die Marsianer und bis auf das eine kleine blaue Auge scheinbar ohne weitere Sinnesorgane, die hier allenthalben durch die Luft schweben wie lästige Fliegen.." Rezension: "Achim Stößers "Pater [Anselms] Marsmission" spielt in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Der unorthodoxe Pater mit Afrikaerfahrung soll an Bord eines von Leonardo da Vinci gebauten Raumschiffs ins All vorstoßen [- n]icht umsonst gibt es einen Hinweis auf STAR TREK [-] und neue Schäfchen für Gott sammeln. Auf dem Mars stößt er bei den Marsianern auf intellektuelle Schwierigkeiten, wobei die Bewohner des roten Planeten relativ friedlich sind. Immerhin kommt von der Erde nicht der Ramsch wie von anderen Außerirdischen. Die Dialoge sind pointiert und das Universum, das Achim Stößer entwickelt, vielschichtig. Immer wieder finden sich kleine Hinweise wie auch Seitenhiebe auf bekannte Ereignisse. Die Idee der Massai Bekehrung zu Beginn der Geschichte ist die Lektüre wert. Vor allem weil Achim Stößer keine perfekte Lösung präsentieren will und damit sowohl die Marsianer als auch der Pater ihr Gesicht wahren können. Am Ende wünscht sich der Leser, diesen stoischen Pater auf seiner nächsten Mission nach Phobos begleiten zu können." Thomas Harbach [Hinweis: Die Phobos-Mission erscheint voraussichtlich 2024.]) | |
![]() (Auszug aus "Der alte Mann und das Mädchen": "Die Sonnenglut verwandelte den Asphalt in einen grauen, stinkenden Brei, sodass es unmöglich wurde, darauf zu gehen. Die Trümmer neben der Straße, geborstene Gehwegteile und verfallene Häuser, aufgetürmte Stolperfallen, wären allenfalls für eine Bergziege begehbar gewesen, doch Ziegen gab es längst keine mehr. Daher entschloss er sich, der Hitze zu entfliehen und zu rasten. Mühsam kletterte er über die staubigen Brocken in der Hoffnung, ein Loch zu entdecken, das ihn in einen nicht einsturzgefährdeten oder eingestürzten Keller führen würde. Da hörte er ein Greinen. Er hielt inne und lauschte, unsicher, ob er sich vielleicht getäuscht haben könnte. Doch dann ertönte es wieder. Es klang wie ein Mensch, vielleicht ein Kind.[...] »[...] Einst lebten in einem Land Menschen, die nichts lieber taten als zu essen. Am allerliebsten aßen sie Drachenschwänze, Dracheneier und Käse aus Drachenmilch. Und weil sie das so gern aßen, brüteten sie immer mehr Dracheneier aus, denn Drachen legten nur ein einziges Ei im Jahr, und Drachen gaben nur einmal im Jahr Milch, nämlich dann, wenn sie ein Ei gelegt hatten, denn die Drachenmilch war natürlich für die Drachenkinder bestimmt, und bis die abgeschlagenen Drachenschwänze nachwuchsen, dauerte es gleichfalls ein Jahr. Schlüpften aus den Dracheneiern männliche Drachen, so töteten die Menschen sie meist, denn sie hielten sie für unnütze Esser mit dünnen Schwänzen, die ihnen weder Dracheneier noch Drachenmilch liefern konnten, ja sogar die Milch der Drachenmütter tranken, die doch die Menschen viel lieber für sich selbst haben wollten. Weil aber die Menschen so gern Drachenschwänze, Dracheneier und Drachenkäse aßen, gab es bald für jeden Einwohner des Landes Dutzende Drachen. Nun sollte man meinen, dass alle zufrieden waren - bis auf die Drachen, denen die Schwänze abgehauen und die Kinder geraubt wurden - doch die vielen, vielen Drachen mussten natürlich auch etwas essen, und weil sie so viele waren, aßen sie ein Vielfaches von dem, was die Menschen essen konnten. So gab es bald in den ärmeren Provinzen des Landes große Hungersnöte. [...]«" Auszug aus "23X": "Wer genau hinsah, konnte in einem der beiden Insektarien zahllose winzige Schildzecken entdecken, die an die Pflanzenhalme und -blätter geklammert lauerten; die Stechmücken im anderen waren jedoch gleich zu sehen, da die meisten auf der Innenseite der Glasscheiben saßen. Die Ratten dagegen in ihren Käfigen machten vor allem durch den Gestank ihres Urins und gelegentliches Rascheln auf sich aufmerksam. Hin und wieder hob eine der Stechmücken ab und landete eine Handbreit weiter. Das bohrende Summen wurde durch das Glas so weit gedämpft, dass es kaum zu hören war. »Der Mann ist das sekundäre Geschlecht, jeder Mensch nach der Zeugung zuerst weiblich«, keifte sie. »Frauen sind das Zukunftsmodell der Evolution, Männer das frühere Modell unserer Stammesgeschichte. Ein Auslaufmodell. Der Mann ist Geschichte.« Wie ein Klischeefilmbösewicht musste sie ihrem Opfer ihre Pläne und ihre psychotischen Gedanken ins Gesicht schleudern.") | |
![]() (Auszug aus "Quecksilberding": "Was dagegen gebraucht würde, waren elektrische Zeitungen, die sich im Bus lesen ließen. Eichstädt dachte nach. Wie wäre es, vor jedem Sitz einen Bildschirm anzubringen, der Zeitungsartikel anzeigte? Über einen Drehregler müssten sich die Schlagzeilen ganz nach Belieben nach oben oder unten verschieben lassen. Selbstverständlich gäbe es keine Bilder und die Schrift durfte nicht so klein sein wie in einer gedruckten Zeitung, weil sie auf dem Bildschirm sonst unleserlich wäre, aber an Platz mangelte es ja nicht. Doch wie sollten die Nachrichten eingespeist werden? Während der Fahrt eine Yagi-Antenne auszurichten, über die die Nachrichten zu empfangen waren, musste ein Ding der Unmöglichkeit sein. Man könnte aber doch die hinteren Sitze herausreißen und stattdessen für die Neger Stehplätze einrichten, ein paar Stangen mit Halteschlaufen, dadurch würde im Heck Raum geschaffen für ein kleines Elektronengehirn, das mit modernen Transistoren arbeitete statt mit Vakuumröhren und so kompakter und billiger gebaut werden konnte. [...] An den Haltestellen müssten Zeitungsjungen bereitstehen, die dem Fahrer Lochkarten aushändigten, der so das Elektronengehirn mit den neuesten Schlagzeilen zu füttern in die Lage versetzt würde, welches diese wiederum über Kabel in die Anzeigegeräte einspeisen konnte. Programmieren war eigentlich Frauenarbeit, ein Busfahrer sollte das also allemal hinbekommen." Auszug aus "Das Ding aus dem Sand": "Strobel widersprach: »[...] Hitler wird Reichskanzler werden, das ist unvermeidlich. Ohne ihn wird Deutschland untergehen.« »Da wäre ich mir nicht so sicher. Und ob Hitler die Rettung ist, selbst wenn er die grassierende Arbeitslosigkeit bekämpft, weiß ich auch nicht. Die Putschgerüchte kommen nicht von ungefähr. Wenn von Papen und Hugenberg glauben, einen Reichskanzler Hitler im Zaum halten zu können, haben sie sich geschnitten.« »Und das ist gut so!«, fuhr Strobel dazwischen. »Ist es das? ›Der Mensch hat böse Augen‹, sagte meine Tante schon vergangenen Winter.« »Was für ein abergläubischer Unfug!«, echauffierte sich Strobel. »Sie werden sich noch wundern, was dieser Mann vollbringen wird.« »Wir sollten uns langsam zur Nachtruhe begeben, morgen wird ein anstrengender Tag.« Mit diesen Worten beendete Mollenkott die Unterhaltung, ohne jedoch Anstalten zu machen, zu seinem Nachtlager zu streben. Er ließ seinen Blick über den nun abgesehen von der Sternenfülle gänzlich lichtlosen Himmel gleiten. Deutsch-Südwestafrika mochte nicht mehr sein, was es gewesen war, ja gänzlich von der Landkarte gestrichen, doch die Wüste, die hier kohlrabenschwarz vor ihnen lag, schien seit Jahrmillionen unverändert, vielleicht seit der Zeit, als hier Dinosaurier, jene wie das Gros des deutschen Volkes trägen, dummen und unbeholfene Kreaturen, umhergestapft waren. Nicht weit entfernt lachte eine Hyäne." Auszug aus "Krieg mit der Venus oder Nahbegegnung der fünften Art": "Im Licht der Autoscheinwerfer, das die Dunkelheit des Feuchtgebiets wie eine Teergrube wirken ließ, starrten sie dutzende blutroter Augenpaare aus dem schwarzen Wasser an. Auch wenn hier und da ein unterarmlanger Karpfen aus dem Fluss sprang, blieben die archaischen Urzeitwesen reglos liegen - wie tot. Der morastige Grund machte es unmöglich, mit dem Pick-up noch weiterzufahren, doch im Schilf der Sümpfe lauerten mehr als genug Alligatoren, um binnen weniger Augenblicke lohnende Beute für die beiden Jäger abzugeben. Iosif Kirillowitsch Kusnets ohrfeigte sich, betrachtete dann seine Handfläche, konnte jedoch nicht erkennen, ob ein zerquetschter Moskito daran klebte.") | |
![]() ("Blauzahn" spielt wie "Meerjungfrauenblut", "Reitdrachenmetzger" und "Drachenmast" im - weitgehend autobiographisch angelegten - Draqi-Universum. Ähnlichkeiten mit einer realen Tierrechtsinitiative sind nicht ganz zufällig. Diese Geschichte handelt von der ersten Begegnung mit Blauzahn. Auszug: "Als Quarzerz die Tür zuschlug, zischte Ankertau ihr ein »Schsch!« zu, von einem Riesenbaum flogen Schwarzdrachen auf, die dort geschlafen hatten, um bei Tag Saat von den Feldern zu stibitzen, als der Lärm sie aufschreckte, und im Gehölz raschelte und knackte es, während wohl ein Ork oder ein Tatzelwurm sich davonstahl. Der herbstliche Wald roch modrig. Ankertau schloss vorsichtig und fast geräuschlos seine Tür. Er versuchte, die Dunkelheit zu durchdringen. Fast einen Tausendschritt entfernt schwebten ein paar schwach erleuchtete Fenster in der Schwärze. Nur der dunkelblaue Himmel, an dem keiner der Monde leuchtete, ließ die Silhouetten der hügeligen Landschaft und des Hauses erahnen. Immerhin waren sie selbst so auch kaum zu entdecken. Wortlos überquerten sie die Straße und gingen querfeldein über die Äcker auf das Haus zu. Der Ackerboden war trocken, weil es schon länger nicht mehr geregnet hatte, dennoch sanken ihre Füße tief in die Erde ein, was das Gehen beschwerlich machte. Nicht weit entfernt flohen ein paar gespenstisch weiße Engel, die sich ängstlich in eine Kuhle gedrückt hatten, als die beiden ihnen zu nahe kamen. Auch ein Schleichdrache stakste über das Feld, zog aber unbeirrt weiter, nachdem er sie aus leuchtenden Augen kurz gemustert hatte.") | |
![]() (Auszug: "Einige Wabenzellen hatten sich vom Verbund gelöst und umschwirrten verwirrt die Wabe wie Motten eine Straßenlaterne oder Weltraumschrott die tote Erde. Captain Ilse Becker steuerte ihren Abfangjäger näher an eine der losen Zellen heran und feuerte einen Torpedo ab. Ohne die Stille des Weltraums zu stören, flog das Geschoss minutenlang auf die Wabe zu, um dann ebenso laut- wie, abgesehen von einem leichten Trudeln der Zelle, wirkungslos an den Zelllamellen der Außenhaut zu explodieren. Alles, was die Kampfpilotin hörte, war das keuchende Geräusch ihres eigenen Atems in der nach Gummi stinkenden Luft des Helms, das leise Summen der Maschinen und gelegentlich Anweisungen des Rottenführers oder der Kettenkommandeurin aus den Cochleaimplantaten. Dass die Torpedos nutzlos waren gegen die Wabe, wussten sie inzwischen aus Erfahrung. Sie waren dafür gemacht, in unregelmäßigen Translunarorbitalscharmützeln die Angriffe auf die selenitische Euramunion, die von den großchinesischen Mondsiedlungen ausgingen, abzuwehren, nicht, um gegen interstellare Eindringlinge vorzugehen. [...] Er beugte sich über sie, so dass seine Haarpasta fast ihr Kinn berührte. Ihr Gestank war so streng, dass sich unwillkürlich die Ventilklappe seines Nasenlochs - seines einzigen Nasenlochs - schloss. Es war eine Mischung aus Buttersäure, Lösungsmittel und ätherischen Ölen. »Wobei ich natürlich nicht allzu vertraut mit eurer Anatomie bin, die Funktion einiger deiner Organe ist mir bislang unklar«, fuhr er fort und richtete sich wieder auf. »Wir konnten nur auf eure Datenströme zugreifen, nicht auf die Wolke.« Ilse Becker schluckte. »Du sprichst meine Sprache?«, würgte sie hervor. »Nein, wie sollte ich? Ich bin Arzt, kein Linguist.« Eine purpurne Zunge mit etwas wie vier kleinen Greiftenakeln fuhr aus seinem breitlippigen Mund und schnellte wieder zurück, ehe Ilse erkennen konnte, ob die Tentakelchen punktgemustert waren oder doch mit kleinen Saugnäpfen versehen.") | |
![]() (Anmerkung: »Das Ende der Regenbogen« schildert die Ereignisse vor und nach der Episode in der später entstandenen, jedoch bereits erschienenen Kurzgeschichte »Methanatmer«. Auszug: "Inmitten der Sandwüste lagen zwischen den Überresten der Kais verrottende Boote, ausgebleicht von der Sonne wie einst die hohläugigen Rinderschädel im Western. Noch vor wenigen Jahren waren hier Zitrusfrüchte gewachsen, Orangen und Zitronen an dürren, staubigen, aber lebendigen Bäumen. Doch der Starnberger See war längst ausgetrocknet, die Brunnen versiegt, die Haine verschwunden. Die Masten der Boote ragten nutzlos in die Luft wie die verzweifelt emporgereckten Arme Ertrinkender. Es war noch früher Morgen, aber heiß und fast windstill. Ertrinken, dachte Hermine, während sie die steile Uferböschung erklomm, musste ein wundervoller Tod sein, umgeben von einer schier unglaublichen Menge Wasser, die in einen eindrang, einen erfüllte ... Wasser, überall Wasser, und dann Stille, Dunkelheit." Rezension: "Auch Achim Stößer präsentiert in "Das Ende der Regenbogen" eine interessante Alternative zum Verdursten auf der Erde. Ein junges Mädchen macht sich auf die Suche nach ihrem Vater, von dem sie schon lange getrennt lebt. Sie fährt mit einem Fahrrad durch die Einöde zu ihm und beschreibt, wie sehr sich das Land verändert hat. Am Ende resigniert der Vater nicht, sondern weiht sie in seinen ultimativen Fluchtplan ein. Achim Stößer lässt vor der ökologischen Katastrophe Erinnerungen sowohl an Robert A. Heinlein wie auch John Varley aufkommen, welche die Frontiermentalität in ihren für ältere Jugendliche geschriebenen Büchern zelebrierten. Im Gegensatz zu vielen nihilistischen Geschichten dieser Anthologie zeigt Achim Stößer auf, dass das Individuum schwer unterzukriegen ist." Thomas Harbach) | |
![]() (Teaser: Niklas ist nachts im Wald unterwegs, um mit einigen anderen Tierrechtsaktivisten Hochsitze zu verbessern, als in der Nähe ein Ufo landet. In dessen Inneren macht er eine unerfreuliche Entdeckung. "Kälber" ist ein Prequel von "Lämmer", beide Kurzgeschichten sind hier vereint. Auszug: Sie hatten ihren Rhythmus gefunden, das Kanzeldach schwankte bereits um Meterbreite. Erneut ein Krachen, laut. »Achtung! Er fällt!«, rief Dimitri, sie ließen das Seil los und stoben auseinander. Die Kanzel krachte auf den weichen Waldboden und das splitternde Glas klirrte, genau dort, wo sie eben noch gestanden hatten. Während die anderen ein wenig an den Trümmern sägten, damit diese nicht wiederverwendet werden konnten, löste Niklas den Karabinerhaken und rollte das Seil ein. [...] Niklas trat um den Sessel herum und erstarrte. Über dem knisternden Feuer drehte sich mit kaum hörbar summendem Motor ein Spieß, auf dem ein braunglänzender Körper steckte, vollständig, Kopf, Rumpf, vier Gliedmaßen. Es sah auf den ersten Blick aus wie ein Spanferkel. Fett tropfte zischend in die züngelnden Flammen. Der Rauch, der von ihnen aufstieg, verschwand in einer Abzugshaube an der Decke. Ein Alien-Raumschiff, in dem jemand an einem Lagerfeuer eine Leiche grillte - ein bizarrer Anblick, mindestens so atavistisch wie die Tasche aus Tierhaut, in die manche ihr iPad hüllten.) | |
![]() (Auszug aus "Quecksilberding": "Was dagegen gebraucht würde, waren elektrische Zeitungen, die sich im Bus lesen ließen. Eichstädt dachte nach. Wie wäre es, vor jedem Sitz einen Bildschirm anzubringen, der Zeitungsartikel anzeigte? Über einen Drehregler müssten sich die Schlagzeilen ganz nach Belieben nach oben oder unten verschieben lassen. Selbstverständlich gäbe es keine Bilder und die Schrift durfte nicht so klein sein wie in einer gedruckten Zeitung, weil sie auf dem Bildschirm sonst unleserlich wäre, aber an Platz mangelte es ja nicht. Doch wie sollten die Nachrichten eingespeist werden? Während der Fahrt eine Yagi-Antenne auszurichten, über die die Nachrichten zu empfangen waren, musste ein Ding der Unmöglichkeit sein. Man könnte aber doch die hinteren Sitze herausreißen und stattdessen für die Neger Stehplätze einrichten, ein paar Stangen mit Halteschlaufen, dadurch würde im Heck Raum geschaffen für ein kleines Elektronengehirn, das mit modernen Transistoren arbeitete statt mit Vakuumröhren und so kompakter und billiger gebaut werden konnte. [...] An den Haltestellen müssten Zeitungsjungen bereitstehen, die dem Fahrer Lochkarten aushändigten, der so das Elektronengehirn mit den neuesten Schlagzeilen zu füttern in die Lage versetzt würde, welches diese wiederum über Kabel in die Anzeigegeräte einspeisen konnte. Programmieren war eigentlich Frauenarbeit, ein Busfahrer sollte das also allemal hinbekommen." Auszug aus "Das Ding aus dem Sand": "Strobel widersprach: »[...] Hitler wird Reichskanzler werden, das ist unvermeidlich. Ohne ihn wird Deutschland untergehen.« »Da wäre ich mir nicht so sicher. Und ob Hitler die Rettung ist, selbst wenn er die grassierende Arbeitslosigkeit bekämpft, weiß ich auch nicht. Die Putschgerüchte kommen nicht von ungefähr. Wenn von Papen und Hugenberg glauben, einen Reichskanzler Hitler im Zaum halten zu können, haben sie sich geschnitten.« »Und das ist gut so!«, fuhr Strobel dazwischen. »Ist es das? ›Der Mensch hat böse Augen‹, sagte meine Tante schon vergangenen Winter.« »Was für ein abergläubischer Unfug!«, echauffierte sich Strobel. »Sie werden sich noch wundern, was dieser Mann vollbringen wird.« »Wir sollten uns langsam zur Nachtruhe begeben, morgen wird ein anstrengender Tag.« Mit diesen Worten beendete Mollenkott die Unterhaltung, ohne jedoch Anstalten zu machen, zu seinem Nachtlager zu streben. Er ließ seinen Blick über den nun abgesehen von der Sternenfülle gänzlich lichtlosen Himmel gleiten. Deutsch-Südwestafrika mochte nicht mehr sein, was es gewesen war, ja gänzlich von der Landkarte gestrichen, doch die Wüste, die hier kohlrabenschwarz vor ihnen lag, schien seit Jahrmillionen unverändert, vielleicht seit der Zeit, als hier Dinosaurier, jene wie das Gros des deutschen Volkes trägen, dummen und unbeholfene Kreaturen, umhergestapft waren. Nicht weit entfernt lachte eine Hyäne." Auszug aus "Krieg mit der Venus oder Nahbegegnung der fünften Art": "Im Licht der Autoscheinwerfer, das die Dunkelheit des Feuchtgebiets wie eine Teergrube wirken ließ, starrten sie dutzende blutroter Augenpaare aus dem schwarzen Wasser an. Auch wenn hier und da ein unterarmlanger Karpfen aus dem Fluss sprang, blieben die archaischen Urzeitwesen reglos liegen - wie tot. Der morastige Grund machte es unmöglich, mit dem Pick-up noch weiterzufahren, doch im Schilf der Sümpfe lauerten mehr als genug Alligatoren, um binnen weniger Augenblicke lohnende Beute für die beiden Jäger abzugeben. Iosif Kirillowitsch Kusnets ohrfeigte sich, betrachtete dann seine Handfläche, konnte jedoch nicht erkennen, ob ein zerquetschter Moskito daran klebte.") | |
Anthologien und Magazine 2019 | ![]() ("Meerjungfrauenblut" spielt wie "Reitdrachenmetzger" und "Drachenmast" im - weitgehend autobiographisch angelegten - Draqi-Universum. Ähnlichkeiten mit einer realen Tierrechtsinitiative sind nicht ganz zufällig. Diese Geschichte handelt vom Versuch, eine Meerjungfrau zu befreien. Auszug: "Der Beuteldrache hing betäubt an einem Haken von der Decke des Schlachtraums. Mit einem raschen Schnitt öffnete der Schlachter seine Kehle, ein armdicker Blutstrahl schoss heraus. »Wenn die Milchproduktion nachlässt, ist der Beuteldrache eigentlich wertlos«, dozierte der Tierschützer, der zugleich Leiter des Schlachthofs war, ohne den von der Decke baumelnden Drachen eines Blicks zu würdigen. »Daher wurden bislang Beuteldrachen im Alter von vier oder fünf Jahren entsorgt. Wir aber wollen sie nun weiternutzen, das Fleisch mag zäh sein, doch als Suppenfleisch oder Hausdrachenfutter taugt es allemal.« Goldwiese presste die Zähne zusammen, um sich nichts anmerken zu lassen. Die Absurdität der Gedanken von Tierschützern war ihr zutiefst zuwider, und sie gipfelte in der Person dieses Schlachthofleiters und seinen Plänen. [...] In diesem Augenblick öffnete der Drache die Augen, und sein Blick fiel direkt in ihre. Am Bein von der Decke hängend, mit schlaffen, gestutzten Flügeln, versuchte er vergeblich, sich aufzubäumen, so dass er jedoch nur ein wenig hin und her schaukelte, während der Blutstrahl Achten auf den Boden sprühte, die auf den bereits völlig blutbesudelten Kacheln nicht zu sehen waren. Er versuchte zu schreien, doch seiner aufgeschlitzten Kehle entrang sich nur ein gluckerndes Fauchen. Hilflos stand Goldwiese daneben, unfähig, sich auch nur zu rühren, und starrte ihm weiter in das ihr zugewandte Auge. Die Bewegungen des Drachen wurden schwächer. Endlich riss Goldwiese sich los und stürmte hinaus, wobei sie dutzende Schritte weit eine blutige Fußspur hinterließ. Zitternd stieg sie in ihren Schreitwagen, schlug knallend die Tür zu und saß da - glasstrichlang, Glasstriche, die ihr wie ganze Glasen vorkamen - und starrte vor sich hin. Den flehenden Blick des sterbenden Beuteldrachen würde sie ihr Leben lang nicht loswerden.[...] »Sollen sich doch die Tier- oder Artenschützer darum kümmern«, warf Wolkenwald ein. »Meerjungfrauenschutz ist schließlich eines ihrer Lieblingsthemen«, stimmte Goldwiese zu. »Ein typischer Randaspekt, gegen den sie wunderbar vorgehen können, ohne dass sich jemand auf die Zehen getreten fühlt oder gar sein Verhalten ändern muss. Spendenträchtig ist es ohnehin, wo Meerjungfrauen doch so menschenähnlich sind.« »Nur halb«, widersprach Wolkenwald, »und nur äußerlich. Sie sind schließlich keine Säugetiere, sondern überwiegend aquatisch lebende Amphibien.« »Währenddessen werden Milliarden Drachen eingesperrt und ermordet«, fuhr Goldwiese verärgert fort, »um ihre Leichen, ihre Eier, ihre Milch, ihre Haut und ihre Federn zu vermarkten.« Hinweis: In der aktuellen Auflage ist diese Kurzgeschichte nicht mehr enthalten.) |
![]() (Auszug: "Und nun ist die interplanetarische Mission interstellar statt nur international: Einige von einem der beiden Gesteinsplaneten des Roten Zwergs Lalande 21185 im Großen Bären sind dabei (von jedem ihrer drei Geschlechter mindestens zwei), allesamt hermaphroditische Gammacygniden, Leute von Epsilon Eridani mit fast erdmonatlich wechselndem Geschlecht und sogar ein geschlechtsloses Energiewesen von CoRoT-4b, so dass es auf dem Flug mehr als nur männliche und weibliche Astronauten geben wird." Kostenlos als PDF unter blog.heft-online.de/hEFt/blog/th_gallery/57-ein-mann-wie-steffi-graf-oktober-2019/ und gedruckt - ebenfalls kostenlos - in Erfurt: Bibliothek am Domplatz, Buchhandlung Peterknecht, Buchhandlung Tintenherz, Café Füchsen, Café Nerly, Café Tikolor, Café Wildfang, Campus Hilgenfeld (Uni-Campus), Comic Attack, Copy-Team, double b, Franz Mehlhose, Haus Dacheröden, Henner Sandwiches, Café Hilgenfeld, Klanggerüst, Kinoklub am Hirschlachufer, Krämerbrücke 25, Kunsthaus Erfurt, Opera Hostel, Peckham's, Radio F.R.E.I., RedRoXX, re4-hostel, Stadtgarten, Steinhaus/Engelsburg, Weinstein Le Bar, Waschsalon Schongang | Gera: Clubzentrum COMMA | Gotha: art der stadt | Greiz: Alte Papierfabrik | Ilmenau: TU-Campus | Jena: Café Wagner, Kunsthof Jena | Meiningen: Kunsthaus | Nordhausen: studio 44 | Saalfeld: SRB Offener Kanal | Weimar: ACC, mon ami | |
![]() (Teaser: Niklas ist nachts im Wald unterwegs, um mit einigen anderen Tierrechtsaktivisten Hochsitze zu verbessern, als in der Nähe ein Ufo landet. In dessen Inneren macht er eine unerfreuliche Entdeckung. "Kälber" ist ein Prequel von "Lämmer", beide Kurzgeschichten sind hier vereint. Auszug: Sie hatten ihren Rhythmus gefunden, das Kanzeldach schwankte bereits um Meterbreite. Erneut ein Krachen, laut. »Achtung! Er fällt!«, rief Dimitri, sie ließen das Seil los und stoben auseinander. Die Kanzel krachte auf den weichen Waldboden und das splitternde Glas klirrte, genau dort, wo sie eben noch gestanden hatten. Während die anderen ein wenig an den Trümmern sägten, damit diese nicht wiederverwendet werden konnten, löste Niklas den Karabinerhaken und rollte das Seil ein. [...] Niklas trat um den Sessel herum und erstarrte. Über dem knisternden Feuer drehte sich mit kaum hörbar summendem Motor ein Spieß, auf dem ein braunglänzender Körper steckte, vollständig, Kopf, Rumpf, vier Gliedmaßen. Es sah auf den ersten Blick aus wie ein Spanferkel. Fett tropfte zischend in die züngelnden Flammen. Der Rauch, der von ihnen aufstieg, verschwand in einer Abzugshaube an der Decke. Ein Alien-Raumschiff, in dem jemand an einem Lagerfeuer eine Leiche grillte - ein bizarrer Anblick, mindestens so atavistisch wie die Tasche aus Tierhaut, in die manche ihr iPad hüllten.) | ![]() ![]() (Klappentext: "Einmal Punk, immer Punk! Diese Lebenseinstellung bedeutet frei, laut und anders zu sein. Punk zelebriert Sex, Drogen, Anarchie, und Rebellion. Steht ein für Freiheit und Gemeinschaftlichkeit ohne Diskriminierung, Ausgrenzung oder Rassismus. Doch wie würde dieses Bedürfnis nach Individualität und absoluter Selbstbestimmung auf anderen Welten aussehen? Wie (über)lebt ein Alien-Punk in einer totalitären Welt, in welcher das Staatssystem sogar speichert, welches Klopapier gekauft und wann es benutzt wird? Wie funktioniert eine Welt, die sich Aliens und Menschen teilen? Sind Außerirdische größeren Anfeindungen ausgesetzt als Immigranten, Andersdenkende oder Andersliebende? Würden diese Wesen eher bei den Punks Akzeptanz finden? Antworten liefert diese Anthologie, in der sowohl bekannte als auch unbekannte Namen des SF-Genres vertreten sind. Auszug: "Seit zweitausend Jahren bin ich nun schon hier, und hundertvier Mal gestorben. Gelegentlich durch einen Unfall, doch meist habt ihr mich ermordet. Sicher, das ist nicht so schlimm, als wenn ich ein Mensch wäre, aber schlimm genug, zumal ihr nicht wusstet, wer ich bin, und dass mein Tod nur vorübergehend ist. Abgesehen davon, dass es Monate dauert, einen neuen Avatar anzulegen, ist jede Geburt darin eine Qual. Ich erinnere mich noch an das erste Mal, das schrecklichste: Mein Bewusstsein erwacht in völliger sensorischer Deprivation, finsterste Dunkelheit, tonloseste Stille, keine Wärme oder Kälte, kein Gefühl, ein Nichts wie im Tod. [...]. Katzen sind eine ausgezeichnete Möglichkeit, Menschen zu beobachten und sich dennoch unbeobachtet wähnen zu lassen. Das Problem dabei ist, dass der Katzenavatar nicht allzu lang an einem Ort verweilen darf, weil ihm sonst eingedoste Leichen anderer Tiere vorgesetzt werden. Ein Hund war ich nur ein einziges Mal, für kurze Zeit; deren Bewegungsfreiheit ist zu stark eingeschränkt. Als ich mich zwischen eine Mutter und ihr Kind, das sie misshandelte, stellte, wurde ich - ich, nicht sie! - aufgrund meiner angeblichen Aggressivität umgebracht, »eingeschläfert«, wie sie es euphemistisch nannte. Darauf, ein Huhn, ein Rind oder ein Schwein zu werden, verzichtete ich, da ich wenig Lust verspürte, eingepfercht und an den Beinen aufgehängt zu werden, um mit aufgeschnittener Kehle auszubluten. [...] Krieg gegen andere Spezies, Krieg gegen eure eigene. Ein blutiges Schlachten wohin man blickt. Entsetzlich, schauderhaft, grauenvoll. Sicher, es gibt Ausnahmen, Menschen, die sich der gesellschaftlichen Norm widersetzen, doch zwei Tropfen Wasser lassen keine Wüste erblühen.") |
![]() (Auszug: "Zenzi war einiges an skurrilen und fremdartigen Gästen im Biergarten gewohnt. [...] Doch als sich nun ein gut drei Meter großes außerirdisches Wesen in schwarzer Metallrüstung (oder vielleicht auch ein nacktes Alien mit glänzendschwarzem Exoskelett oder im Latexanzug über knochenharter Chitinhaut) näherte, das einem Alptraum entstiegen zu sein schien, hob sie doch kurz die Augenbrauen. Keinem gewöhnlichem Alptraum, sondern dem Alptraum eines illegitimen Nachkommen von H.P. Lovecrafts Cthulhu und HR Gigers Alien. Sie seufzte. Zumindest würde es nicht mehr lang dauern bis zu ihrem Feierabend, wenigstens was den Biergarten betraf, nach der Mittagszeit würde sie erst recht arbeiten müssen, vielmehr sich auf die kommende Sinologieprüfung vorbereiten, da Semesterferien waren. Das Alienwesen stakste herbei, leicht gebeugt, um nicht mit dem Kopf die unteren Äste der schattenspendenden Kastanienbäume zu streifen, quetschte sich stöhnend umständlich und ungelenk auf einen freien Platz, während die Gäste darumherum je nach Laune und Temperament ein wenig abrückten (einer verhedderte sich dabei in der blau-weiß rautierten Tischdecke, so dass ihm das Holzbrettchen mit Obatzda, Radi, Butter und Schwarzbrot in den Schoß fiel), mitten im Weißwurstzuzeln erstarrten oder das Ereignis filmten, um es in den sozialen Medien zu verbreiten. Seine Augen sahen aus wie zwei glänzende, rote Christbaumkugeln.") |
![]() (Teaser: "Der Mann vom Mars" wird als Beobachter auf einem interstellaren Schiff, dessen Besatzung ansonsten ausschließich irdisch ist, mit deren Sexismus konfrontiert. Aliens empfangen "Die Arecibo-Botschaft", nehmen die Einladung an - und Donald Trump twittert. Während das "Silvesterfeuerwerk" das neue Jahr ankündigt, beginnen außerirdische Mönche und Nonnen in ihrem Kampagnenschiff die göttliche Unterwerfung der Erde. Auszüge: Auch wenn das Ende des terranisch-marsianische Kriegs nun über zwei Jahre zurück lag, beschlich mich doch ein mulmiges Gefühl: der einzige Marsianer auf einem ansonsten von Erdlingen besetzten Schiff. [...] Angeblich mischten sie sogar Vogeleier in Nudeln, aber das hielt ich für ein Gerücht, die Schalen hätten die Lasagneplatten wohl völlig unbrauchbar gemacht. [...] Ohnehin ließ die Art, wie die Besatzung zusammengewürfelt war, eher auf ein politisches als ein vernünftiges Auswahlverfahren schließen, nicht nur was das Geschlecht betraf. Eine Mathematikerin, zumal wenn sie sich, wie in Veritys Fall, auf algorithmische Linguistik spezialisiert hatte, würde sich sicherlich zumindest für den Glücksfall als nützlich erweisen, dass wir auf eine intelligente Spezies (oder ein Individuum wie Lems Ozean) trafen. [...] Aber statt der Sinologin, der Yogatherapeutin, dem Heilpraktiker, der Mediengestalterin, der Pastorin, der Schauspielerin hätte ich mir auf einer solchen Expedition eher Astrophysiker, Geologen oder auch Biologen gewünscht. [...] Die Kommandantin - auch die hierarchische Strukturierung, die ein solcher Posten impliziert, ist so typisch für die irdische Sozialstruktur - [...] war auf der Erde Schnellrichterin für Sexualstrafrecht gewesen. Inwiefern sie das für ihre Aufgabe an Bord qualifizierte, erschloss sich mir nicht. Schließlich musste sie in ihrem eigentlichen Beruf nichts anderes tun, als Formulare zu unterzeichnen, da nach irdischem Recht die Deutungshoheit bezüglich solcher Delikte bei der Frau lag und somit der Großteil der Fälle eindeutig war, Beweise, Zeugen, Gutachten überflüssig [...] es war nicht verwunderlich, dass sie aus ihrer Sicht die marsianische anarchistische Gesellschaft, in der wir alle gleichberechtigt sind - insbesondere natürlich unabhängig von irgendwelchen irrelevanten Merkmalen wie Blutgruppe, Augenfarbe oder Geschlecht - als »Patriarchat« wahrnahmen. Wer sein Leben lang bis zum Hals in einer Klärgrube steht, dem scheint wohl reine Luft zu stinken. »Das nächste verstehe ich nicht, aber darunter scheint eine vereinfachte Darstellung der Körper der Absender zu sein, demnach sehen sie uns ähnlich, aufrechter Gang, zwei Beine, zwei Flügel ... das links daneben könnte ein Maßstab sein, beschriftet mit der Binärzahl 14. Folglich wären sie, wenn die Basiseinheit die Wellenlänge der Nachricht ist, ein Viertel kleiner als wir.« »So viel Information in einem Flügelvoll Bits?« Fichao pfiff anerkennend. »Keine Idee, was das rechts daneben darstellt. Darunter dürfte sich ein schematisches Abbild des nur wenige Lichtjahre entfernten Sonnensystems befinden, aus dem die Botschaft kam - links die Sonne, dann Planeten, wobei der dritte ein Pixel höher und direkt unter der Körperdarstellung steht - sie käme also vom dritten Planeten. Was die beiden Zacken unter der Halbellipse danach sein sollen, weiß ich nicht.« [...] Donald J. Trump? @realDonaldTrump They caused an eclipse while approaching. Now you know who's responsible for a "climate change". Übersetzt aus dem Englisch von Bing Sie verursachten eine Sonnenfinsternis während der Annäherung. Jetzt wissen Sie, wer für einen "Klimawandel" verantwortlich ist. Donald J. Trump? @realDonaldTrump We will build a wall, a great cislunar wall to keep those alien bastards away from America. Übersetzt aus dem Englisch von Bing Wir bauen eine Mauer, eine großartige cislunar Mauer, um diese fremden Bastarde von Amerika fernzuhalten. Der kalte, bläuliche Lichtimpuls des sich öffnenden Tachyonentunnels weit innerhalb der Marsbahn blieb ebenso unbemerkt wie derjenige, welcher der Ankunft der Sonde jenseits des Kuipergürtels vorausgegangen war. Nanosekunden später fiel diesmal jedoch keine Sonde aus dem Loch, sondern ein ganzes Raumschiff mit einer Besatzung von fast einhundertfünfzig Mönchen und Nonnen. [...] Nun eilte Klkklk zur Kommandobrücke, um die Annäherung an die neue Welt zu überwachen. Der Ministrant wuselte ihm, so schnell seine kurzen Beinchen ihn trugen, hinterher, während er versuchte, den klebrigen Speichel, der aus dem klaffenden Mund des Priors auf seinen Hinterkopf getropft war, so gut es ging mit seiner weißen Schärpe abzuwischen.) | |
![]() (Auszug: ![]() »Wer wagt sich in Wynschdyrwys' Gelass? Gar ohne anzuklopfen?« Sie zuckten erschreckt zusammen. Die krächzende Stimme kam von einem Mann in nachtschwarzem Umhang. Einem Männlein eher, kaum größer als Lisa. Sein Gesicht war zerknittert, seine Brauen strebten wie Fledermausflügel nach oben, gelblichweiß wie der dünne, bis auf die Brust fallende Schnurrbart. Auf dem Kopf trug er wie eine umgekehrte Eistüte eine kegelförmige Kopfbedeckung, schwarz wie sein Mantel, die an der Spitze seltsam blassgrün glühte. »Wer ist Wynschdyrwys?«, fragte Albert. »Seid ihr blind? Er steht vor euch. Was stört ihr ihn?« »Wir haben nur –« »Jaja, schon gut. Wynschdyrwys kann hier keinen gebrauchen. Kreuzhimmeldonnerwetter! Er schlägt euch einen Handel vor. Euch seien drei Wünsche gewährt –« Abwehrend hob er die Hand: »Jedem von euch einer und keine Tricks von wegen tausend Wünsche oder Allmächtigkeit wünschen oder dergleichen Firlefanz. Danach verschwindet ihr und gelobt, niemandem ein Sterbenswörtchen zu verraten, sonst –« Er machte eine wegwerfende Handbewegung, glitzernder Staub flog in die Luft, verpuffte mit lautem Knall zu tausend Fünkchen. »Und ab sofort keine weiteren Fragen!« »Drei Wünsche?«, fragte Lisa. »Erfüllen die sonst nicht Feen?« »Humbug! Feen gibt es nur in Märchen, was bildest du dir ein. Keine weiteren Fragen, sagt Wynschdyrwys.« Kostenlos als PDF unter wir-machen-druck.de/media/kindergeschichtenanthologieweb.pdf) | ![]() (Auszug: "Der Zeitrutsch erschien wie ein Filmschnitt: Eben noch war ich, von der Morgensonne geblendet, über staubtrockenen Asphalt gegangen, in einer mondrianfarbigen Welt voller lärmender Autos, Werbetafeln, Verkehrsampeln, Hinweisschilder, da stolperte ich plötzlich, denn ohne einen spürbaren Veränderungsprozess bedeckten Wolken die Sonne, die zum westlichen Horizont gesprungen war, befand sich unter meinen Füßen glitschig-nasses Kopfsteinpflaster, als ob es vor wenigen Augenblicken geregnet hätte, ersetzte Gestank faulenden Abfalls und menschlicher Exkremente die Auspuffgase und Benzindämpfe, schrumpften die Häuser, wurden schief und unregelmäßig, waren die Farben einem allgegenwärtigen, schmutzigen Braun gewichen, selbst meine Kleidung war, wie ich bemerkte, von einer graubraunen Rußschicht bedeckt. Niemandem schien etwas aufgefallen zu sein, die Passanten gingen achtlos weiter. Die Stille war befremdlich; irgendwo klapperten Pferdehufe über das Pflaster, rasselten die Räder einer Droschke, greinte ein Säugling, zankten sich keifend zwei Frauen, hämmerte jemand monoton Metall - weiter war nichts zu hören. Ziellos irrte ich durch dunkle, enge Gassen und versuchte, zu begreifen was geschehen war. Insgesamt erdachte ich neunundzwanzig Möglichkeiten - Traum, Wahnsinn, Drogen, Ratte-im-Labyrinth-Experiment Außerirdischer, Seelenwanderung (warum nicht rückwärts?), göttlicher Scherz, und, und, und ... - von denen mir eine weniger behagte und unwahrscheinlicher schien als die andere. So entschied ich mich schließlich dafür, den Zeitrutsch als Arbeitshypothese zu akzeptieren, auch wenn die Physiker nachgewiesen zu haben glaubten, dass eine Zeitreise - zumindest in die Vergangenheit - unmöglich ist. Aber das hatten sie irgendwann auch vom Schwerer-als-Luft-Flug behauptet. Somit befand ich mich [...] im Wien des Jahres 1790, mehr als zweihundert Jahre vor meiner Zeit. Obwohl sich Erde, Sonnensystem und Galaxis weiterbewegt haben mussten, war ich scheinbar am gleichen Ort geblieben. Die Gesetzmäßigkeit, auf der das beruht, ist mir unklar, es mag mit der Massenanziehung zusammenhängen.") |
![]() (Teaser: Jürgen ist Kandidat einer Quiz-Show. Doch er spielt nicht um Geld. Für ihn geht es um mehr. Auszug: Also, zu unserer ersten Frage, der Vierteljahresfrage. »Welches Getränk fällt seit letztem Jahr unter das Betäubungsmittelgesetz? Ist das a) Braun-Kuh oder b) Grün-Er oder c) Gelb-Es oder ist es d) oh ... Schwarz-Tee?« [...] So, da sind wir wieder beim »Quiz des Lebens«. Jürgen meint, Dakota Fannings Nominierung für den Academy Award verdankt sie ihrer Hauptrolle als Marilyn Monroe in dem Film »Blind Diamonds«, einer fiktiven Biographie, die das Leben der Schauspielerin zeigt, wie es hätte verlaufen können, wäre sie nicht 1962 ermordet worden - bis hin zu ihrem Aufstieg zur US-Senatorin. Und das ist ... richtig. Kostenlos als E-Book und PDF beim Verlag und in E-Book-Stores. Anmerkung: "Quiz" belegte den zweiten Platz beim Corona-Kurzgeschichtenwettbewerb zum Thema "Spiel".) | |
Anthologien und Magazine 2018 | ![]() (Anmerkung: »Das Ende der Regenbogen« schildert die Ereignisse vor und nach der Episode in dieser später entstandenen Kurzgeschichte. Auszug: Nicht nur München lag zu nah am Äquator. In den letzten Monaten hatte Hermine die Hälfte ihres Wegs nach Norden zurückgelegt, fast vierhundert Kilometer, meist nachts, doch immer auf der Suche nach Nahrung und vor allem Wasser. Die Hoffnung, die sie aus dem Bunker nahe dem ausgetrockneten Starnberger See getrieben hatte, schwand zusehends wie Tautropfen in der Tageshitze. Hier kämpfte sie sich wie dort durch eine Wüste, die früher Wald gewesen war. [...] Die Erosion der Ackerflächen zur Ernährung von Rindern, Schweinen, Hühnern, die die für die Menschen benötigten um ein Vielfaches übertrafen, hatte auch diesem Kontinent den Boden entzogen, die meisten Menschen, Flüchtlinge wie Indigene, waren tot, und spätestens das machte die absurde Unterscheidung nach der Herkunft obsolet. In der Nacht zuvor hatte sie auf der Kinzigtalsperre gestanden und im Mondlicht das leere Becken unter sich betrachtet. Viele Millionen Kubikmeter Wasser hatte der Stausee einst gefasst, und kein Tropfen war davon geblieben. Auch wenn sie nichts anderes kannte als die Hitze, die Trockenheit, den Durst, ihr ganzes dreizehnjähriges Leben lang, war sie sich doch bewusst, dass es früher anders gewesen war. Das Grün der Wiesen und Wälder, die mit ihrem Chlorophyll Sonnenlicht und Kohlendioxid in Sauerstoff verwandelten, und das Blau der Seen, die den Himmel widerspiegelten, war dem schmutzigem Braun toter, rissiger Erde und dem Grau staubigen Gesteins gewichen. [...] »Kohlendioxid aus der Luft wurde hier in Karbonatgestein umgewandelt. Das CO2 wurde aus der Umgebungsluft gefiltert und in den Untergrund gepresst. Durch chemische Reaktionen im porösen Basaltgestein wurde das CO2 zu Karbonat mineralisiert«, dozierte Py, während er begann, eine fest montierte Metallleiter hinaufzusteigen.) | ![]() (Klappentext: Wie wird der Mensch der Zukunft aussehen? Werden wir uns selbst überflügeln? Oder stehen wir vor einer evolutionären Sackgasse? 21 AutorInnen stellen in dieser Anthologie ihre spannenden, actionreichen, schockierenden und nachdenklich machenden Zukunftsentwürfe vor. Ob die Menschheit dabei in strahlendem Glanz erscheint oder kurz vor dem Untergang steht: Das Abenteuer Mensch 2.0 könnte faszinierender nicht sein. Teaser: Der Protagonist teleportiert zur Arbeit, als ihm ein merkwürdiges Objekt an den Kopf prallt, eine Teleporterstörung, mutmaßt er. Es erweist sich als eine Art Buch. Seine Tochter untersucht es und kommt zu dem Schluss, dass der Autor psychisch gestört war und/oder unter Drogen stand: »Fürchterlich dröge, langatmig und wirr geschrieben. Es ist ein widerliches Sammelsurium aus Sex- und Gewaltorgien, jede Menge Massaker und Kriege, die eine Gottheit - oder mehrere, ich bin nicht ganz sicher, das ist alles nicht sehr konsistent - da veranstalten lässt. Das meiste ohne irgendeinen realen historischen Bezug, und wo es den gibt, ist er überwiegend falsch, soweit ich das auf die Schnelle beurteilen kann.[...] Zuerst schuf die Gottheit die Erde und das Licht, ohne jede Lichtquelle, dann die Ozeane und Pflanzen, anschließend dann doch Lichtquellen, nämlich die Sonne, den Mond - der anscheinend selbst leuchtet - und die anderen Sterne. Alle möglichen Tiere, zuletzt ein Menschenpaar, von dem offenbar alle Menschen inzestuös abstammen.« |
![]() (Teaser: "Reitdrachenmetzger" spielt wie "Drachenmast" im - weitgehend autobiographisch angelegten - Draqi-Universum. Ähnlichkeiten mit einer realen Tierrechtsinitiative sind nicht ganz zufällig. Diese Geschichte handelt vom Versuch, einen "Reitdrachen" zu befreien. Auszug: Der unverkennbare Gestank von Drachenmist und Drachenschweiß lag zwischen den Stallungen des Reiterhofs. Hier und da war das Klirren von Ketten und das Scharren von Schwanzkeulen über strohbedeckten Steinböden zu hören. Ein leichter Wind wehte Gerüche und Geräusche hinüber zum Waldrand, wo auf einem Weg, verborgen hinter hohen Feldern voller Neunkornähren, ein Schreitwagen mit gespreizten Beinen stand. Die Nachtluft lag warm über dem Boden. Spuren des Geruchs und der verräterischen Laute drangen durch die gekippten Fenster ins Innere des Fahrzeugs. [...] »Die wenigsten Reiter leisten sich den Luxus, die Drachen durchzufüttern, bis sie an Altersschwäche sterben. Stattdessen kassieren sie lieber das Geld vom Metzger und die Drachen enden so in der Wurst. Die Gelatine aus ihren Gebeinen und Schuppen wird mit Zucker und Farbstoffen zu Lutschgummis verarbeitet.« |
![]() (Klappentext: Eine unstillbare Neugier treibt zahlreiche Schriftsteller seit Jules Verne dazu, technische Innovationen aufzugreifen, die fesselnde Frage nach Leben auf fremden Planeten zu stellen und über interstellare Transportmöglichkeiten zu spekulieren. Dabei unterliegen diese Ideen einem stetigen Wandel, denn wenn sich die Gegenwart ändert, ändert sich die Vorstellung von der Zukunft mit ihr. Den neuesten Versuch, sich dem lockenden Unbekannten zu nähern, unternimmt diese Anthologie. Teaser: "Drachenernte" spielt wie "Wechselbalg" und zuvor "Souvenir vom Trödelmond" und "Jagdfieber" im Buttgereit-Universum. Menschen jagen auf einem von drachenähnlicher Fauna bewohnten Planeten. Doch mit einem haben sie nicht gerechnet ... Auszug: Der Drache fauchte wie ein wütender Schwan. Er war vier, fünf Meter lang, den spitz zulaufenden Schwanz und den fast ebenso langen Hals, der den gewaltigen Schädel trug, nicht mitgerechnet. Seine Haut glänzte tiefgrün, lediglich zum Bauch hin blasser, und war übersät mit Knubbeln wie eine Essiggurke. Uriel Krassnitzer lachte nervös in seine Atemmaske und hielt ihm die Waffe entgegen. »Groß wie ein Ochse«, sagte er. [...] »Was ist eigentlich ein Ochse?«, fragte Krassnitzer. »Eine kastrierte Kuh«, sagte Grüntzig, und Leclerque fast gleichzeitig: »Ein Eunuchenstier.« Krassnitzer verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. »Warum sollte jemand ein Rind unfruchtbar machen wollen?« Hinweis: Offenbar wurden Texte im Buch ohne Rücksprache mit den Autoren geändert. Abgesehen von unsinnig ergänzten und entfernten Kommata etc. wurde in meiner Geschichte speziesistische Terminologie ("Maul" statt "Mund" des Drachen, Rinder "fressen" statt zu "essen"), die ich nicht verwenden würde, eingefügt (als ob einem Antirassisten das Wort "Nigger" untergeschoben würde). Als E-Book jetzt kostenlos. |
![]() (Teaser: Hier wird erzählt, was nach der Ankunft des Protagonisten aus "Bibbeleskäs" im Raumschiff des fränkisch-alemannischen Dialekt sprechenden Aliens Fridolin geschieht. U.a. wird aufgeklärt, was an den Alientoiletten so merkwürdig ist und der Nahostkonflikt gelöst. Auszug: Die Wesen, die in dem Raumschiff herumstreunten wie Komparsen in den Gängen der alten Enterprise, wirkten, als wären sie Mitarbeiter der Monster-AG bei einem Maskenball. Wenn ich den Blick von einem grotesken Außerirdischen abwandte, fiel er auf den nächsten: Hier ein kniehoher, zappelnder, oranger Kaktus, da ein langhaariger Klumpen, dort eine dreieinhalb Meter große Qualle. [...] Der gigantische Bauchnabelfussel - ein Außerirdischer von einem künstlichen Planeten im Orbit um Deneb, also Alpha Cygni, das hellsten Gestirn im Sternbild Schwan - der uns mit einer Fähre von der Erde abgeholt und hier ins interstellare Mutterschiff der Außerirdischen gebracht hatte, hatte sich mit einer Art Blätterrauschen verabschiedet und war in den Weiten des Schiffs verschwunden. [...] Nur Fridolin stand noch neben mir und schien mich mit seinen Glubschaugen zu beobachten, vielleicht, um meine Reaktion zu sehen, vielleicht aber auch misstrauisch, immerhin waren seine Erfahrungen mit den Menschen nicht die besten gewesen. Zitat: Religiöse Streitfragen reduzierten sich darauf, in welche Richtung umgerührt werden muss, um zu verhindern, dass Wasser beim Kochen anbrennt.) |
![]() ![]() Auszug: Die beiden waren hier bekannt wie bunte Hundæ. Im Norden herrschten die Bitches, angeführt von Jana Josepha, deren bordeauxroter Iro wie ein Hahnenkamm drohend aufgerichtet war. Der ein wenig martialische Eindruck wurde von einem stahlstachelbewehrten schwarzen Lederhalsband unterstrichen. Äußerlich war an ihr nichts wirklich Bemerkenswertes, ganz anders als bei Liz, der Anführerin der Exen, denen der Süden gehörte. Die meisten Exen begnügten sich mit überwiegend grünlichen Tätowierungen, unter die Haut implantierten Titankugeln, spitzgefeilten Zähnen und gespaltenen Zungen, die ihnen ein reptilienartiges Aussehen verliehen. Bei Liz aber hatten die Änderungsfleischereien außergewöhnliche Arbeit geleistet; sie hatte noch immer zwei Augen, zwei Arme und Beine, doch sonst war kaum zu erkennen, dass sie im Körper eines Homo sapiens geboren war. Die münzgroßen, apfelgrünen Schuppen, die ihr Gesicht, die Arme und Beine wie Tannenzapfen wirken ließen, während der Rest des Körpers von Perlen übersät schien, und ein Dutzend unterschiedliche, am Hinterkopf implantierte Hörner, der borstige Haarstreifen, der sich von der Stirn über den Schädel und den nackten Rücken bis zur Lende zog, waren noch vergleichsweise harmlose Körpermods. Doch künstlich induzierte Knochenwucherungen vor allem im Kieferbereich hatten ihren Kopf auf das mindestens achtfache Volumen anschwellen lassen. Nicht ganz ungefährlich, es hatte schon Fälle gegeben, bei denen die Wucherungen nicht mehr gestoppt werden konnten, und auch so würde es mich nicht wundern, wenn das Gewicht trotz der eindrucksvollen Halsmuskulatur zu Nackenschmerzen führte. Mit den männerhandgroßen Ohren, beinahe so spitz wie meine, wirkte sie wie eine Kreuzung eines Trolls aus einem billigen Fantasyfilm mit einem längst ausgestorbenen Saurier. Die aufgerissenen Kiefer mit mehrreihigen Megalodonzähnen entblößten eine dunkelrot glänzende Zunge, lang wie mein Unterarm; die Zähne ließen sie aber offenbar den Kiefer nicht richtig schließen, so dass permanent Speichel aus ihrem Mund rann. Zitat: Aber wir leben in postfaktischen Zeiten, in einer Gesellschaft, in der Tatsachen nichts und Einbildungen alles sind.) Rezension: "Achim Stößers »Vitalfunktionsangleichung oder der Duft der Durian« [ist eine] frontale Anklage gegen Vorurteile, Diskriminierung, die Suche nach neuen sozialen Strukturen und schließlich auch die Vorverurteilung durch eine auf beiden Augen blinde Justiz [...] provozier[t], manipulier[t] und unterh[ält] auf eine unangenehm brutale wie direkte Art und Weise. [...] zum Nachdenken anregende[s Ende, das die] beißende soziale Kritik an einer abgestumpften oder abstumpfenden Gesellschaft extrapoliert aus der klar erkennbaren Gegenwart noch direkter klingen [läßt]." Thomas Harbach, Andromeda Nachrichten 263 |
![]() (Auszug: "Die Sichel der Erde hing über dem Horizont wie ein in schwarzen Samt gebetteter Aquamarinsplitter, das Nichts, das sie umgab, gesprenkelt mit klar leuchtenden Sternen, die ununterbrochen schienen, kein Funkeln oder Flackern durch eine Lufthülle. Im fahlen nächtlichen Licht der Stadt und der Erdsichel lag im Staub ein lebloser nackter Körper. Etwas wie eine Ente mit vier Tarantelbeinen stakste auf die Leiche zu. Es war ein simpler Roboter, der nicht begriff, was das war, und so stieg er ungerührt darüber hinweg. Erst mehrere Stunden später erkannte ein humanoider Android, der in einiger Entfernung auf der Uliza Gagarina, die nach Leonowgorod führte, vorbeikam, dass etwas nicht stimmte: ein Mensch ohne Skaphander, reglos, mit bläulich verfärbter Haut, lag außerhalb der Stadt, im Freien, wo es keine Atmosphäre gab.") |
![]() (Teaser: In einer postapokalyptischen Zukunft. Gott (oder die synkretisch-katholische Theokratie?) hat Homosexualität als einzig gottgefällig festgelegt, während Heterosexualität ein Gräuel ist. Der Protagonist begibt sich, wie zuvor der Prophet, mit einer kleine Gruppe anderer Pilger und angeführt von Pater Frensis, auf den Jakobsweg. Doch auf seiner Reise geschieht Unerwartetes. Auszug: Das Känguru war dem Pater vorbehalten. Die gewöhnlichen Pilger mussten sich mit Brot und Schwein oder Hammel begnügen - die, die es sich leisten konnten, ich selbst, gerade sechzehn geworden und zum allerersten Mal auf dem Jakobsweg, schlug mich mehr schlecht als recht durch und tunkte mein Brot in eine Schüssel Brühe aus Gemüseresten. Der Pater dagegen war alt, sicher über vierzig, saß natürlich am Kopfende der Tafel, legte den Knochen beiseite, rülpste vernehmlich, wischte sich Fett und Soße mit dem Ärmel vom Mund und fuhr in seiner Alltagspredigt fort. »Mann und Weib sind wie Öl und Essig«, sagte er. Sein schwarzer Lippenstift war ein wenig verwischt, was ihm ein schiefes Grinsen ins Gesicht zeichnete. »Du kannst sie verrühren, doch der Herr wird sie wieder trennen; das Öl schwimmt immer obenauf. Es gibt uns Kraft und Licht und Wärme. Doch wozu taugt schon saurer Wein?« Meine Väter hatten jeden Herbst in feine Streifen geschnittenen Weißkohl, stark gesalzen, in großen Fässern gestampft, mit Salzlake oder eben verdünntem Essig, der verhinderte, dass das Kraut verdarb, bedeckt und mit Steinen beschwert, um ihn so vergoren über den Winter zu bringen (und damit uns), und auch der Pater hatte grade zwei Portionen Sauerkraut nebenbei vertilgt. Ganz klar war mir daher nicht, welche Antwort er erwartete, und so schwieg ich, zumal ich der Jüngste in der Runde war und auch sonst niemand einen Einwand erhob. Niemand außer ... E-Book und Print) |
![]() (Teaser: Uberman, Überheld vom Planeten Argon, erzählt in einem Interview, was er von Nietzsches Übermenschen hält, wie er mit Überschurken wie Hatman, der seine Frau mit einem Hut verwechselte, oder Oatman, der die Eier- und Speckindustrie gefährdet, umgeht, wie er zu seinen vermeintlichen Flugfähigkeiten kam, wieso Plüschpantoffeln zu seinem Kostüm gehören, weshalb Trumps Maßnahmen gegen Einwanderer ihn kaltlassen und warum er Kleinkriminelle bekämpft und Kätzchen von Bäumen rettet, aber keine Massenvernichtungswaffen zerstört. Kostenlos als E-Book beim Verlag, für Kindle usw. Anmerkung: "Uberman" belegte den ersten Platz beim Corona-Kurzgeschichtenwettbewerb zum Thema "Super".) |
Anthologien und Magazine 2017 | ![]() (Auszug: Mit dem breiten Froschgrinsen, den Glubschaugen, dem goldgelben Fell und der blauen Latzhose erinnerte Fridolin an eine Kreuzung zwischen einem polentafarbenen Kermit und einem haarigen Minion. [...] »Ihr hänn doch nimm all Ladde åm Zaun!« Ich hatte den Eindruck, hätten seine Chamäleonaugen es zugelassen, hätte er sie weit aufgerissen. »Ä Kälwl odder a Budsl und Åaia? Ich äss doch kei Vihcher!« »Er möchte keine Tiere essen«, fasste ich zusammen. Der Leutnant warf eifrig ein: »Es gibt auch Pellkartoffeln mit Quark. Kräuterquark mit Schnittlauch, Petersilie und Frühlingszwiebeln.« Schmitt machte eine einladenden Geste. »Na also.« »Bibbeleskäs?«, zischte Fridolin. »Ich will doch kei Bibbele ässe!«) | ![]() (Auszug: Wahrscheinlich habt ihr alle schon Aliens gesehen. Nur habt ihr es nicht bemerkt, weil sie ihre Anwesenheit verschleiern. [...] Dass sich Gottes Ansicht, wie das Weib sich zu kleiden habe, von Landstrich zu Landstrich unterscheidet, kann natürlich nicht daran liegen, dass es keine Götter gibt und dass sich diese Bekleidungsvorschriften wie alle religiösen Gebote irgendwelche Psychopathen aus den Fingern gesaugt haben.) |
![]() (Auszug: »Od wyrm hatzú, od wyrm pysh, om shishí góun«, sagte Diorá leise. »Der eine Drache spuckt Feuer, der andere Gift, doch die meisten schlafen.« Ihr Begleiter fuhr, und Diorá wandte sich auf dem Beifahrersitz nach hinten. »Wie seid ihr auf euren Namen gekommen, >Draqi<, hat das etwas mit dem Draquís-Widerstand während der Besatzung zu tun?« [...] Dann sahen sie sie. Es war eine große Herde, über hundert Tiere. Unruhig schnatterten sie, drängten sich aneinander, flatterten vergeblich mit den gestutzten Flügeln. Sie waren sicher hundert Schritte vom Zaun entfernt. Trotz des Nebels leuchteten ihre Schuppen weiß im gedämpften Mondlicht.) |
![]() (Diese Anthologie begleitet den dritten Bubenreuther Literaturwettbewerb. Auszug: Schmutzige Pappkartons voller staubiger gedruckter Bücher von denen, die zu faul waren, sie zu lesen oder zur Altpapiersammelstelle zu bringen; angeschlagene, kitschig gemusterte Teller und ausgediente verbogene Pfannen, um den jämmerlichen unveganen Passanten kontextualisiert verwesende Leichen einiger derer, die sie ermordet hatten, zu präsentieren, auch wenn sie sie lieber nicht gesehen hätten; [...] Zuerst hielt ich ihn für echt, für lebendig; dann, als ich näherkam, für eine ausgediente hyperrealistische Schaufenster- oder Sexpuppe. Bis er blinzelte, mich direkt und unverhohlen anstarrte.) |
![]() (Teaser: Vor dreitausend Jahren führte ein Pharao den Monotheismus ein. "Schmarotzer" schildert die wahren Hintergründe samt ihren fatalen Folgen und wie die geheime Untergrundorganisation Corpus meum dagegen vorzugehen versucht. Auszug: Angélica saugte Luft ein, als hätte Eiscreme einen freiliegenden Zahnhals berührt. »Ich fürchte, nein. Tatsächlich war er [Hitler] ein Mutant wie wir und kontrollierte mit ganz normalen menschlichen Mitteln eine Masse von herrinnenlos gewordenen Menschen, in deren Temporallappen Soldatinnen saßen, die durch den Verlust ihrer Matrone verwirrt waren. Deshalb konnte er auch mit mehreren Matronenwirten, dem katholischen Papst Eugenio Pacelli alias Pius XII. ebenso wie dem muslimischen Großmufti von Jerusalem Mohammed Amin al-Husseini paktieren; oder im Dreimächtepakt mit Kaiser Hirohito und dem Duce del Fascismo Benito Mussolini.« »Nicht gerade ein Glanzlicht der Geschichte von Corpus meum ergänzte Geronimo. »Auch ohne Parasitenbefall kann jemand, wie Hitler, erst recht, wenn er als Kind indoktriniert wird, dem Gotteswahn verfallen, und umgekehrt ist Religion nicht die Strategie jeder Matrone.« [...] »Euch ist aber schon klar, dass das völlig verrückt klingt? Ich soll also nichts weiter tun als den Papst durch einen Doppelgänger ersetzen, der dann explodiert, während ich das Original samt Matrone hierher bringe, richtig?«) |
![]() (Auszug: "»Du warst damals ein kleines Mädchen«, sagte sie, während sie mich von unten ansah. Sie war knapp eineinhalb Meter groß. »Glaubst du, ich befürworte Sippenhaft?« Sie griff nach einem Schälchen mit Nüssen und Rosinen und wandte sich ab. Dann drehte sie sich noch einmal um und steckte eine Haselnuss in den Mund. Befremdlich, die irdische Nuss in ihrem außerirdischen Mund verschwinden zu sehen. »Erbsünde ist eine menschliche Erfindung. Die Frage ist nicht, was du getan hast, sondern was du tun würdest, jetzt und in Zukunft. Das macht dein Wesen aus.«" Kostenlos als E-Book beim Verlag, für Kindle usw. Anmerkung: Der eigentliche Titel ist "Torpor", nicht wie im Magazin zu lesen "Topor", ein Tippfehler, der mir durchgehend - im Titel, im Dateinamen usw. - unterlaufen ist und den ich eben erst, als ich diesen Eintrag hier verfasst habe, bemerkt habe.) | |
![]() (Teaser: Rruuptuur, ein glubschäugiges außerirdisches Ungeheuer, landet Ende der 1950er Jahre erneut auf der Erde und entführt in der DDR eine Eingeborene, um mit ihr ein religiöses Ritual zur Huldigung des einzig wahren Gottes zu zelebrieren. Vor etwa zwanzig Jahren schrieb ich "Sternsplitter", erschienen in "Virulente Wirklichkeiten" 1997. Eine Kurzfassung davon, "Das Bem", erschien 2009 in Boa Esperança. Im gleichen Jahr entstand diese Fortsetzung, "Return of the Bug-Eyed Monster". "Bug-Eyed Monster: First Kiss", das Prequel, erschien 2014 in p.graffity.) | |
Anthologien und Zeitschriften 2016 | |
![]() (Auszug: »"Maleficos non patieris vivere!", donnerte erfüllt von christlicher Nächstenliebe Pater Theodulf. "So steht es geschrieben im Buche Exodus, Kapitel zwoundzwanzig, Vers achtzehn: Eine Hexe sollst du nicht am Leben lassen!" Gesche hob den Blick. Durch verklebte Lider sah sie den Abt des Klosters, zu dem das Dorf gehörte, am Richttisch sitzen, der inmitten des Dorfplatzes aufgebaut war. Neben ihm thronte starr der Inquisitor höchstselbst, flankiert zu seiner Linken vom Dorfpfarrer. [...] Ihr aufgeplatzter Rücken und die Brandwunden auf ihrer Brust brannten von der hochnotpeinlichen Befragung, ihre Scham vom Scharfrichter selbst. Sie hatten ihr drei Rippen gebrochen, doch nicht ihren Geist, mit keiner Silbe hatte sie sich der Hexerei bezichtigt, um den Dornen und Zangen und Beinschrauben Gottes zu entfliehen, dem Schmerz ein Ende zu bereiten. Sie war aufrecht geblieben. Noch.«) | ![]() (Anmerkung: "Zahn um Zahn" ist meiner Einschätzung nach weniger Fantasy als Science-Fiction-Horror ... aber da der Ursprung der "Elfen" im Dunkeln bleibt, ist das wohl Interpretationssache. Auszug: "Die Nacht hatte gerade begonnen, als die Álfar, die Elben, zum ersten Mal kamen. Sie tauchten im Skálafell-Tunnel auf, der gerade gebaut wurde, rasten über die Stadtautobahn, überschwemmten Reykjavík und rissen ihre Beute, um dann so schnell zu verschwinden wie sie gekommen waren. Schwärzer als Pech, flächig wie Schatten schienen sie, huschten die Wände entlang, griffen sich ihr Opfer, rissen ihm die Zähne aus und brachen ihm das Genick. Offenbar gibt es keine elbischen Tierschützer, die ihnen vorschreiben wollten, das menschliche Schlachtvieh zu betäuben, ehe sie uns meucheln.") |
![]() (Auszug: "Bei jedem zweiten Haus lugten Hühner durch Maschendrahtzäune, zumindest kam es Eric so vor. Tatsächlich waren es nicht so viele, aber immer noch zu viele. Natürlich war der Handel mit Tieren oder auch Tierprodukten längst illegal, doch da Anfang des Jahrhunderts immer mehr statt ethisch und antispeziesistisch für Abolitionismus und Tierbefreiung zu plädieren argumentative Nonos wie die Umweltschäden durch Tierausbeutung oder gar die gesundheitlichen Vorteile von Veganismus in den Vordergrund gerückt wurden, gab es nach wie vor legale Grauzonen, so dass zumindest in rückständigen Landstrichen wie diesem die Menschen immer noch Hennen gefangen hielten und ihre Eier aßen. Es war nicht nur in dieser Hinsicht wie eine Reise ins Mittelalter. Obwohl Kirchen natürlich auch hier primär als Nistplätze für Störche, Fledermäuse, Dohlen und Turmfalken dienten, waren sie vielerorts nicht bloße Baudenkmäler oder improvisierte Galerien, die eine oder andere wurde tatsächlich noch für primitive religiöse Rituale benutzt.") Kostenlos als E-Book beim Verlag, für Kindle usw.) |
![]() (Auszug: "Als die Abiden begannen, Jagd auf die Menschen in Sachsen-Anhalt zu machen, reagierte die nationalalternative Regierung prompt: Ein Zaun wurde um das gesamte Gebiet errichtet - inzwischen haben sie eine Mauer gebaut, in rund fünfzig bis hundert Kilometern Entfernung vom Schiff. [...] Kaum hatte ich die Mauer überwunden, stand ich einer Rotte verwilderter Hausschweine gegenüber. Der christdemokratische Minister für Kultus, Ernährung und Landwirtschaft hatte damals beim großen Koalitionspartner offene Türen eingerannt mit dem Vorschlag, mehrere Millionen Schweine in dem Gebiet auszusetzen, um den Aliens die deutsche Kultur näherzubringen." Anmerkung: Thema war eine Geschichte, die die Wörter Taschenlampe, Kerze, Badewanne, Dunkelheit, Kühlschrank, Kratzen, Glasscherbe, Blut, Zaun, Aberglaube, Birne, Clowns, Eis, Feuer, Hund, Mittel, Nagellack, Ornamente, Panik, Rose, Staub und Tageszeitung enthält.) Kostenlos als E-Book: "Mahlzeiten" und "Der Mann, der von Apostrophen verfolgt wurde". |
![]() (Anmerkung: Thema war ein maximal zweihundert Wörter umfassender Text, der mit den Worten "Ich esse keine Regenwürmer" endet. E-Book.) |
![]() (Anmerkung: "Landstrich" ist ein österreichisches Kulturmagazin.) |
![]() (Auszug: »Dann sah ich das Traktat, das darunter gelegen hatte, ein dünnes Heftchen, ein Jahr früher erschienen als Hugos Glöckner von Notre Dame. Über ein Dutzend handkolorierte Tafeln. Die erste zeigte einen adretten jungen Mann, der nach Kleidung und Haartracht ein Enkel Goethes hätte sein können. [...] Doch auf den folgenden Seiten zerfiel er zusehends, litt an schrecklichen Magenschmerzen, seine Augen wurden trüb, inneres Feuer verzehrte ihn, er lief auf Krücken, lag im Bett, Zähne und Haare fielen ihm aus, er hustete Blut, hungerte, weil er kein Essen mehr bei sich behalten konnte, erbrach schließlich Blut und starb, ausgemergelt und übersät von Pusteln.«) Kostenlos als E-Book: "Strahlender Frühling" und "Onan oder Antiveganismus 1830". | |
![]() (Klappentext: Kann der Tod besiegt werden? Hat das überhaupt Sinn? Wird Gesundheit zu einem Luxus, der die Menschheit spalten wird? Oder ist gesundes Leben in der Zukunft selbstverständlich und kostenfrei? Wie sehen neue Therapien aus? Wird sich der Mensch an lebensfeindliche Umgebungen anpassen? Haben Klone Rechte? Und wenn ja, welche? Gibt es im Jahr 2500 noch Mann und Frau? Wie werden unsere Kinder aussehen? Und wer entscheidet das? Wird der Mars eine planetenweite Kurklinik? Und wird Unsterblichkeit wirklich Spaß machen? Das Feld der Themen ist ein weites, und die in diesem Band vertretenen Autoren haben einige Furchen eindrucksvoll beackert. Und gleichgültig, was die Zukunft der Medizin uns bringen wird - es bleibt die »Hauptsache gesund«. Teaser: "Nebenwirkung" befasst sich mit Medizinethik - Scharlatanerie, Organraub, Inkompetenz, Zweiklassenmedizin -, die Handlung umfasst das 13. bis 25. Jahrhundert. Rezension: "Die Geschichte geht irgendwo in der Vergangenheit los. Ein kleiner Junge hat sich das Lesen beigebracht und vertreibt sich damit viel lieber die Zeit, als mit der Arbeit, zu der sein Vater ihn auffordert. Er wird krank und erinnert sich an eine Geschichte, in der ein Kranker, dadurch geheilt werden konnte, dass eine Jungfrau sich für ihn opferte. Ein kleines Mädchen sieht ein UFO und rennt davon. Ein Mann bekommt in der Klinik mehrere Stents. Diese drei Settings werden durch Ufos miteinander verbunden. Achim Stößer liefert für meinen Geschmack eine der besten Geschichten in diesem Band. Sie zeichnet sich durch verschiedene Ebenen aus, die er geschickt miteinander verwoben hat. Außerdem funkt sein Humor mit durch. Hat mich sehr gut unterhalten." Marianne Labisch) | |
![]() (Klappentext: Vier Oktaven, Rockmusik mit orchestraler Ausrichtung, mythische Texte: Das sind die Grundlagen für sechsundzwanzig sehr verschiedene Geschichten. PelleK, mit bürgerlichem Namen Per Fredrik Åsly, inspirierte die Autoren dieser Anthologie. Das Ergebnis ist bezaubernd, traurig, verstörend und märchenhaft schön. Freunde tiefgründiger Texte werden auf ihre Kosten kommen. Jeder einzelne Autor hat eine Nachricht zu vermitteln und wer genau hinhört, erkennt: In diesem Buch steckt Musik. Anmerkung: "Hunderttausend Jahre Einsamkeit" ist inspiriert von PelleKs "Don't Belong". Teaser: Die Protagonistin nimmt Abschied - und berichtet aus ihrem langen Leben. Dabei zeigt sich, dass in der Geschichte der Menschheit nicht alles war wie es scheint.) | |
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Anthologien und Zeitschriften 2015 | ![]() |
![]() (Auszug: »Tatsächlich gibt es auch bei uns, wie bei vielen Spezies, im Prinzip zwei Geschlechter. Während bei euch Frauen und Männer kaum zu unterscheiden sind, gibt es bei uns jedoch ganz gewaltige Unterschiede, biologisch gesehen. Die weiblichen Vertreter unserer Spezies sind, wie soll ich sagen, eine Art Qualle, ohne Großhirn und ohne Vagina. Die Männer injizieren bei der Paarung das Sperma direkt über einen weichen, wegen der dabei entstehenden Wunde mit Immunzellen vollgepackten Teil des ansonsten verhärteten Abdomens in die Körperhöhle. Zum Ende der Schwangerschaft reißen die drei bis sechs Embryonen die Mutter von innen auf, wodurch sie stirbt.« [...] »Irgend ein Wanderprediger in einer abgelegen Provinz des Römischen Reichs in einer fast noch eisenzeitlichen Gesellschaft verfügte kaum über die Mittel, Lichtjahre weit zu reisen, zweitausend Sonnenumläufe bevor ihr auch nur die Nase aus der Atmosphäre gesteckt habt. Hätte er in einem von Eseln angetriebenen hölzernen Raumschiff zu uns fliegen sollen?«) | |
![]() (Teaser: Weltweit entführen Ufos Kinder. Frau Maier ist mit ihrer Enkelin in der Metzgerei, als im Rathaus der Ufoalarm ertönt ...) | |
![]() (Kritiken zu "Das Jesus-Attentat" (Auszug): "[...] ein weiteres Highlight. Sehr vergnüglich und kurzweilig wird mit einem eigentlich altbekannten Thema umgegangen. Hin und wieder übertreibt es der Autor Achim Stößer mit den humorvollen Einlagen, sodass die Geschichte einen satirischen Unterton erhält, etwa wenn der Protagonist in jeder noch so prekären Lage einen flotten Spruch auf den Lippen hat. Dennoch überzeugt die Story im Ganzen und bietet dem Leser gute Unterhaltung, auch für Nicht-Kenner der Science-Fiction." "Zu den Glanzlichtern zählen Achim Stößers 'Das Jesus-Attentat' [...]" "[...] versteht es zu unterhalten und ist für den Science-Fiction-Laien zu verstehen [...] humorvoll geschrieben und der schlagfertige Protagonist harmoniert mit einem interessanten Text.") | |
Anthologien 2014 | ![]() (Teaser: Vor etwa zwanzig Jahren schrieb ich "Sternsplitter", erschienen in "Virulente Wirklichkeiten" 1997. Eine Kurzfassung davon, "Das Bem", erschien 2009 in Boa Esperança. Im gleichen Jahr schrieb ich ein bisher unveröffentlichtes Sequel dazu, "Return of the Bug-Eyed Monster". "Bug-Eyed Monster: First Kiss" ist nun das Prequel - wie es sich für ein Prequel gehört, mit mehr Action und spektakuläreren Special effects.) |
![]() (Klappentext: Was ist Fur Fiction? Die Antwort ist einfach: Es ist tierische Fantastik. Aber: Wo fängt Fur Fiction an, wo hört sie auf? Die Antwort darauf geben die Autoren dieser Kurzgeschichtensammlung - und das in überraschender Vielfalt. Spielt die eine Story auf dieser Erde im Hier und Jetzt, handelt die nächste Episode in fiktiven Welten und anderen Zeiten. Sind die einen Akteure reine Tiere, kommen die anderen als Mutanten daher. Alles ist möglich. In ANIMALS' WORLD. Hinweis: Das Buch mit vierfarbigen Abbildungen im Innenteil gibt es ausschließlich beim Verlag. Die bei Amazon gelistete Version, die Amazon direkt liefert, enthält aus technischen Gründen nur schwarz-weiße Abbildungen. Titelbild und Illustrationen stammen von Crossvalley Smith.) | |
Anthologien 2013 | ![]() (Teaser: "Wechselbalg" spielt wie "Souvenir vom Trödelmond" und "Jagdfieber" im Buttgereit-Universum. Der außerirdische Protagonist wird in den Wirren einer Besatzung unverhofft Leihmutter eines (un)menschlichen Kindes. Klappentext: "Entdecken Sie die Zauberhaften Welten: High Fantasy und Science Fiction, märchenhafte Erzählungen und Urban Fantasy, Zeitreisende, Drachen, Magier und Hexen. Mal kann ein Lächeln die Welt verzaubern, Ehrlichkeit Frieden herbeiführen, Treue aber auch ins Verderben führen. Schutzengel, eifersüchtige Dämonen, ein verzauberter Kunstliebhaber, zwei Menschen, deren Seelen sich erst nach Jahrhunderten finden - seine Träume nicht zu verlieren, dem Leben die Stirn zu bieten und immer und überall menschlich zu bleiben, auch wenn man keiner ist, das alles ist Teil des Zaubers, den Sie in diesem Moment in der Hand halten!") |
![]() (Klappentext: "Auf den Spuren von Edgar Allan Poe: Das Haus am Ende des Weges ... Wer kennt sie nicht? Die schaurigen Geschichten von Edgar Allan Poe? 59 Autoren haben sich an die Fersen des großen Meisters des Gruselns gehängt und sind ihm gefolgt, haben Geschichten geschrieben, die es in sich haben. Kaum weniger psychotisch, gruselig und mörderisch. Der amerikanische Schriftsteller Edgar Allan Poe (1809 - 1849) ist eine der schillerndsten Dichterfiguren der Weltliteratur. Mit seinen ebenso brillant wie psychologisch raffiniert erzählten Geschichten gilt er als Urvater der Detektivgeschichte und als unübertroffener Meister des Unheimlichen, der mit messerscharfer Feder die Schattenseiten der menschlichen Seele zeigt. Er gilt als der große Magier des Schreckens und hatte großen Einfluss auf den Symbolismus, auf die Entwicklung der phantastischen Literatur und auf die Kriminalliteratur. Viele Autoren, wie Jules Verne, H.G. Wells etc. haben sich von ihm inspirieren lassen.") | |
Anthologien 2012 | ![]() (Klappentext: "Sind bewohnte und benutzte Zimmer und Häuser bewusst geschmückt mit den Dingen, die unser Wesen, unseren Status ausdrücken, so zeigen verlassene Gebäude ihr ungeschminktes, ehrliches Wesen. Sie sind ein nicht katalogisierter, zufällig zusammengestellter Ausstellungsraum des Vergangenen. Menschenleere Orte, Zimmer, Friedhöfe, Produktionsstätten, Krankenhäuser, Hotels, an denen seit Jahren die Zeit nagt, die verfallen, und an denen von Menschenhand nichts verändert wurde. Der öffentliche Raum, in dem wir uns bewegen, ist überwacht und kontrolliert. Er hat eine Funktion, und der Mensch fügt sich dieser: Eingekauft wird in der Mall, gegrillt wird an festgelegten Plätzen im Park, getanzt wird in der Diskothek. An verlassenen Orten gibt es keine Überwachungskameras, ihre Funktion ist aufgehoben und ihre Geschichte bleibt verborgen. Diese Orte haben keine Aufgabe mehr, es ist nicht immer ersichtlich, für wen und wozu sie einmal geschaffen wurden. Ihre Gestaltung ist abgeschlossen, ihre Nutzung beendet, nun können sie ein ungesteuertes Eigenleben entwickeln. Sie nützen niemandem mehr. Sie haben keine Aufgabe.") |
![]() (Teaser: Längst verfügen zahlreiche Roboter über ein eigenständiges Bewußtsein, Interessen und Leidensfähigkeit. Nicht viele Menschen sind ihnen wohlgesonnen, Androidendiskriminierung ist, analog zu Rassismus, Speziesismus, Sexismus ein verbreitetes Phänomen in der von einer Säugetierspezies dominierten Welt. Der erste internationale Androidenrechtskongress soll dem entgegenwirken. Doch nicht nur Androidenrechtler nehmen daran teil, sondern auch dubiose Spendensammler und ein verdächtiger Cyborg.) | |
![]() (Klappentext: Europa, irgendein Jahrhundert, irgendein Jahr. Der Vatikan ist die letzte kulturelle Hochburg Europas, das letzte Bollwerk von Demokratie, Menschenrechten und funktionierendem Gemeinwesen, umgeben von Dekadenz, Verfall, Verbrechen und Sünde. Irgendwo auf der Welt mag es noch Enklaven geben, die dem entsprechen, was der Vatikan in Europa repräsentiert – aber von ihnen erfährt man nur auf Umwegen, nur in Form vager Informationen und Nachrichten, fast ausnahmslos in Form von Gerüchten. Und dann geschieht ein Verbrechen ...) | |
Anthologien 2011 | ![]() |
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Anthologien und Zeitschriften 2009 | ![]() |
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Anthologien 2008 | ![]() |
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![]() (Rezension: "In der Tradition von Zeitreisen zu historischen Persönlichkeiten steht Göthé von Achim Stößer. Auch wenn seine Auseinandersetzung mit Goethe und seinem Faust zu Beginn eher einer Rache für einige qualvolle Tage Überreizung mit diesem Thema erscheint, begibt sich Stößer schon bald auf alternative Pfade. Dabei reizt weniger die Erzählung, als vielmehr der Ideenreichtum der in den wenigen Seiten ausgebreitet wird." Ralf Steinberg) | |
Anthologien 2007 | ![]() |
Anthologien 2006 | ![]() |
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Anthologien 2002 | ![]() |
Anthologien 2000 | ![]() |
Anthologien 1999 | ![]() |
Anthologien 1998 | ![]() |
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Anthologien 1997 | ![]() |
»Glogauer pflügt«, »Blutige Engel« und »Packeis« in Ralf Paprotta, »Nicht auf dem Teppich bleiben«, BVjA, 1997 | |
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Anthologien 1996 | ![]() |
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Anthologien 1995 | ![]() |
Anthologien 1994 | ![]() |
![]() (Auszug: "Vielleicht war es ein Fehler, dass ich mich, vor die Wahl gestellt zwischen Euthanasie und Experiment, dafür entschied, Versuchskaninchen zu spielen. Im Nachhinein erscheint es verrückt, einfältig, möglicherweise auch feige. Ich gebe zu, ich hatte Angst; nicht vor dem Sterben, oh nein, wir alle kennen aus dem Kabel die Bilder des unter dem Hammer zersplitternden Gummischlauchs, des Regenwurms, der wie ein Bleistift zerbricht, der den Anschein ihrer Schönheit bewahrenden roten Rose, die zerbröckelt wie mürbes Papier: nach einem nur Sekunden dauernden Bad in flüssigem Stickstoff. Es soll von einem Augenblick zum anderen geschehen, es heißt, man fühlt nichts. Nein, nicht davor hatte ich Angst, sondern ... ich weiß nicht, vielleicht vor der Leere, die danach kommen mochte, vor dem endgültigen Auslöschen meines Denkens. Und so wählte ich, als sich mir diese scheinbar einmalige Gelegenheit bot, das, was ich in meiner Blindheit für das geringere Übel hielt." Rezension: "Der erste Kontakt zu Außerirdischen ist auch ein wichtiges Thema dieser Anthologie. Die letzte Story "Letzte Nachrichten" von Lisaa Goldstein ist dabei die dunklere Variante. [...] In Achim Stößers "Aesop" ist der Kontakt schließlich eher die Folge eines kleinen Unfalls. Der Protagonist wird ausgelost, entweder frühzeitig in die Euthanasiekammer zu gehen oder sich als Versuchskaninchen zur Verfügung zu stellen. Dabei untersucht das Institut "Aesop" verschiedene Phänomene und aus der humanen Perspektive technologische Entwicklungen. Bei einem dieser Testläufe wird das Versuchskaninchen schließlich zum Botschafter der verbliebenen Menschen. Der Anfang ist dunkel, für die späten achtziger und frühen neunziger Jahre so typisch, bevor die Geschichte zu einer First Contact Farce im positiven Sinne mit vielen kleinen Ideen wird. Beide Geschichten expliziert zu diesem Thema - andere Texte implizieren nur die Möglichkeit, außerirdischen Lebens oder die intergalaktischen Kulturen sind schon etabliert - ragen aufgrund ihrer bizarren Ideen aus der Masse der Texte positiv heraus." Thomas Harbach) | |
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Anthologien 1993 | ![]() |
Anthologien 1991 | ![]() |
Anthologien 1988 | ![]() |
Zeitschriften 1992-2004 (Auswahl) | ![]() |
»Haft« in »Maskenball« Nr. 5, 2002 | |
»Die Leere« in »Federwelt« Nr. 19, 1999/2000 | |
»Lärm« in »Tasten« Nr. 10, 1997/98 | |
»Zinnerne Tränen« und »WWW« in »Wandler« Nr. 21, 1997/98 | |
»Kalter Sommer« in »Andromeda«, Nr. 140, 1997 | |
»Eingekugelt« in »SUBH« Sonderausgabe Nr. 6, 1997 | |
»Sieben tote Igel in Teer« in »Lillegal« Nr. 19, 1997 | |
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»Das Mal« und »Chronopsie« in »Andromeda«, Nr.139, 1997 | |
»Spieglein, Spieglein« in »Essener Literaturflugblätter«, Oktober 1996 | |
»Maulkörbe« in »Chalim« Nr. 7, 1996 | |
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»Blutige Engel«, »Glogauer pflügt« und »Der vierbeinige Grashüpfer« in »Zimmerit« Nr. 6, 1996 | |
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»Das Queue« in »SUBH« Nr. 19, 1996 | |
»Irrtum« in »Lillegal« Nr. 17, 1995 | |
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»Souvenir vom Trödelmond« in »Alien Contact«, Nr. 20/21, 1995 | |
»Glogauer pflügt« in »Lillegal« Nr. 16, 1995 | |
»Von Wölfen und Menschen« in Der Vegetarier, Nr. 4, 1992 | |
Gedichte (Auswahl) | |
»Zukunft« in »Zeitriß« Nr. 2, 1995 | |
»Ödi« unf »Der achte Zwerg« in »Lillegal« Nr. 16, 1995 | |
Fremdsprachliche Veröffentlichungen | »Magnifying Glass« (dt. »Brennglas«) in »Prairie Schooner: New German Literature«, Vol. 73, Num. 3, Fall 1999 |